Zeitlauf

"In Time": Timberlake läuft Zeit davon

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Wenn Zeit zum kostbaren Gut wird. Timberlake kämpft gegen den Zeitgeist an.

Justin Timberlake singt nicht nur - ihn zieht es mittlerweile immer öfters auf die große Leinwand. Nachdem er heuer bereits in "Bad Teacher" und "Freunde mit gewissen Vorzügen" zu sehen war, kämpft der Jungstar nun mit "In Time - Deine Zeit läuft ab" gegen den bösen Zeitgeist. Der neuseeländische Regisseur Andrew Niccol arbeitet sich nach "Gattaca" (1997) erneut an einer düsteren Zukunftsvision ab. Dieses Mal entscheidet allerdings nicht die genetische Prädisposition über die Zukunft des Individuums, sondern die digitale Lebensuhr am Arm. Fällt diese auf Null, stirbt der Mensch. Ab Freitag (2. Dezember) im Kino.

Zeit-Geschichte
Niccol schreibt diesmal als Drehbuchautor und Regisseur Zeit-Geschichte: In einer mitleidslosen Gesellschaft der Zukunft wird niemand optisch älter als 25 Jahre. Dummerweise fängt in diesem Alter jedoch die biologische Uhr zu ticken an, sprich eine in den Unterarm implantierte Digitaluhr. Und wenn das auf ihr verzeichnete Jahr abgelaufen ist, fällt der Mensch tot um - es sei denn, er verdient sich durch Lohnarbeit Lebenszeit hinzu. Zugleich sind die Verbrauchsgüter durch die neue Währungseinheit Zeit zu bezahlen - angesichts der aktuellen Finanzkrise nur folgerichtig. Da kostet der Kaffee vier Minuten und ein verpasster Bus kann das Leben kosten. So hastet das ruhelose Zeitprekariat von einem Tag zum anderen zur Stechuhr, um sich ein paar Stunden Lebenszeit zu sichern.

Kampf um die Revolution
Umso praktischer für den Fabrikarbeiter Will (Timberlake), als dieser von einem reichen, lebensmüden Fremden ein Jahrhundert geschenkt bekommt. Damit reist er in die Zeitzone der Reichen, wo er sich in das Industriellentöchterlein Sylvia (Amanda Seyfried) verliebt. Weil er jedoch fälschlicherweise des Mordes beschuldigt wird, muss der Zeitneureiche Will fliehen, Sylvia als Geisel im Schlepptau. Der Kampf um die Revolution beginnt.

Diktum "Zeit ist Geld"
"In Time" treibt das Diktum "Zeit ist Geld" auf die Spitze: Die Zeitverschwendung wird zur tödlichen Bedrohung, Zeitdruck zur alltäglichen Erfahrung und der Zeithorizont reicht nicht über den nächsten Tag hinaus. Aus dieser Perspektive ist Niccol im Actiongewand eine zeitlose Reflexion über das Diktat der Uhr gelungen. Zugleich kommt die Zukunftsvision oftmals als plakative Abarbeitung an einer monothematischen Plotidee daher.

Einteilung der Welt in Klassenghettos
So ist die Filmrealität fein ziseliert ausgearbeitet, wenn die Einteilung der Welt in Klassenghettos gemäß verschiedener Zeitzonen funktioniert oder die Auswirkungen auf eine Gesellschaft gezeigt werden, in der alle Menschen wie 25-Jährige aussehen und sich Mütter und Söhne mithin nicht mehr unterscheiden. Zugleich arbeitet sich Niccol, dem einst mit "Gattaca" eine subtile Charakterstudie des Menschlichen angesichts des Unmenschlichen gelang, bisweilen zu sehr an derlei Details ab und setzt andererseits mit "In Time" bisweilen stark auf den Faktor Schnelligkeit.

Bildgestaltung und Ausstattung auf Retroschick
Ästhetisch bleibt sich der Filmemacher jedoch treu und setzt in der Bildgestaltung und Ausstattung erneut auf Retroschick: Wie schon in "Gattaca" ist die Welt der Zukunft bezüglich Kleidung, Autos und Farbgebung durch einen leichten, spießigen Retrotouch der 1950er Jahre gekennzeichnet. Alles in allem präsentiert sich "In Time" mithin als leichter Zeitvertreib mit Anspruch.

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