Wien

Kritiker-Legende Karl Löbl ist tot

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Musik- und Theater-Kritiker Karl Löbl (83) erlag einem Krebsleiden.

Der Musik-, Theater- und Kulturkritiker Karl Löbl (83) ist gestorben. Löbl erlag am Montagabend seinem Krebsleiden.

Löbl hatte bereits als 20-Jähriger seine Laufbahn als Musikkritiker begonnen. Einem breiteren Publikum bekannt wurde Löbl durch Radio und Fernsehen, etwa durch die Radiosendung "Lieben Sie Klassik?". Bekannt waren auch seine TV-Kommentare mit dem Titel "Nach der Premiere". 

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz würdigte Löbl als "einen der versiertesten und wichtigsten Kulturjournalisten Österreichs. Mit Karl Löbl verliert unser Land den Doyen des Kulturjournalismus und der ORF eine der bestimmendsten Persönlichkeiten aus Radio und Fernsehen. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie."

Karl Löbl wurde am 24. Mai 1930 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er zunächst Musikwissenschaft und Theaterwissenschaft und besuchte ein Seminar für Musikkritik, von dessen Leiter er direkt zur zunächst noch britischen "Weltpresse" geholt wurde. Als 20-Jähriger begann Löbl seine Laufbahn als Musikkritiker und galt bereits wenige Jahre später während seiner Zeit beim "Bild-Telegraf" als berüchtigt: Bei einem Interview mit dem damaligen Staatsoperndirektor Karl Böhm entlockte er ihm die Aussage, dass er seine internationale Karriere nicht der Staatsoper zu opfern gedenke - was dem Direktor seinen Posten kostete und den Weg frei machte für die Direktion von Herbert von Karajan.

Aus dem "Bild-Telegrafen" wurde der "Express", wo Löbl ebenfalls unter Gerd Bacher, ebenfalls als Kulturchef, später auch als Chefredakteur tätig war. Die 70er-Jahre verbrachte Löbl beim "Kurier", zunächst als Kulturchef, von 75 bis 78 als Chefredakteur, dann wieder als Kulturchef. 1980 holte ihn Gerd Bacher 50-jährig als Leiter der Kulturabteilung zum ORF. In Funk und Fernsehen war Löbl freilich bereits vorher einem breiten Publikum bekannt: Ab 1968 gestaltete er die fast 30 Jahre laufende Radiosendung "Lieben Sie Klassik?", von 1995 bis 2003 den "Klassik-Treffpunkt", ebenfalls auf Ö1. Von seinen TV-Kommentaren "Nach der Premiere" kannte das Publikum den schnellen, stets präzise formulierenden Kritiker direkt aus dem Schlussapplaus.

Nach dem Ende seiner ORF-Zeit wechselte Löbl allerdings vom Schlussapplaus zur Matinee und gestaltete von 2004 bis 2006 "Vor der Premiere", bis Wolfgang Fellner ihn für "Österreich" als externen Musikkritiker verpflichtete. So war Karl Löbl, der auch die Bücher "Das Wunder Karajan" sowie das Lexikon "Opern auf Schallplatten" veröffentlichte, auch noch rund um seinen 80er stets in den Opernhäusern und Konzertsälen Wiens und mit strengen Fragen bei Pressekonferenzen anzutreffen. Er genieße die Kultur mehr, wenn er darüber schreiben dürfe, gab er gegenüber der APA zu. Löbl war Träger der goldenen Nicolai-Medaille der Wiener Philharmoniker, des Renner-Preises für journalistische Unabhängigkeit und des Henz-Rings für "Lieben Sie Klassik?".
 

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