Staatsoper

Neil Shicoff begeistert in der "Jüdin"

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Saisonbeginn an der Staatsoper: Ovationen für Neil Shicoff in der "Jüdin".

Zwanzig Pferde und hunderte Komparsen waren 1835 bei der Pariser Uraufführung beteiligt. So spektakelhaft brächte heute niemand mehr Halévys Oper "Die Jüdin" auf die Bühne. Aber die Wiener Inszenierung von Günter Krämer aus dem Jahr 1999 ist doch wohl allzu spartanisch; vor allem der erste Akt gehörte dringend verändert und überarbeitet.

Hat man dessen Leblosigkeit überstanden, gewinnt der Opernabend zunehmend an Spannung. Dies vor allem dank Neil Shicoff, dessen weltberühmter jüdischer Goldschmied Eleazar von größter Eindringlichkeit und stimmlicher Überzeugungskraft ist. Er formt aus einer Opernfigur das Schicksal eines religiösen Außenseiters, dessen Menschlichkeit von der Umwelt in Rachsucht verwandelt wird. Eine großartige Gestaltung, die betroffen macht.

In der Eröffnungsvorstellung der Staatsoper ebenso überzeugend Soile Isokoski und Jane Archibald. Ferdinand von Bothmer (Volksoper) war als Leopold eingesprungen und meisterte die mit wahnwitzigen Spitzentönen beschwerte Partie sicher und mit stimmlichem Anstand; er konnte schauspielerisch seiner Figur Profil geben. Für die Rolle des Kardinals bedarf es eines Legatosängers mit besonders beweglichem Baß; Walter Fink machte dieser Anspruch einige Probleme. Michael Halasz gab der Aufführung als Dirigent Sicherheit; seine Kompetenz und seine Fähigkeit, Sängern zuhörend zu helfen, sind für den Opernalltag Goldes wert. Zuletzt großer Beifall, Ovationen für Shicoff.

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