Vor lauter Ratschläger werden Eltern immer unsicherer. Verlassen Sie sich auf Ihr Bauchgefühl!
Jeder Elternteil kennt sie: die Angst, bei der Kindererziehung etwas falsch zu machen. Schließlich hat zum Nachwuchs jeder eine Meinung; sei es die Oma, die Nachbarin, die Supernanny oder selbst ernannte Erziehungsexperten. Wie Kinder wirklich glücklich werden und welche Erziehungstipps ins Reich der Mythen gehören, zeigt der Arzt, Autor und fünffache Vater Werner Bartens in seinem Buch Glückliche Kinder. Was sie stark und gesund macht (Droemer Verlag). Und das sind seine Thesen:
Das Geheimnis glücklicher Kinder
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Erstens: Nähe, Nähe, Nähe
Schadet zu viel Nähe meinem Kind? Die klare Antwort ist: Nein! Denn wussten Sie, dass sich ein liebevoller Umgang direkt auf dessen Körper auswirkt? Kinder, die viel Nähe erfahren haben, können mit Stress besser umgehen und sind gesünder, widerstandsfähiger und weniger anfällig für Depressionen – und das ihr ganzes Leben lang! Doch nicht nur das: Auch die soziale Kompetenz und die Sprachbeherrschung profitieren von den Berührungen und Streicheleinheiten; sie entwickeln sich besser und schneller, wodurch auch schwierige Zusammenhänge leichter verstanden werden können. Deswegen: Geben Sie Ihrem Kind körperliche Zuwendung – das stärkt emotional und körperlich!
Zweitens: Richtig "sehen" lernen
Damit ist nicht die Sehstärke oder die Dioptrienanzahl gemeint, sondern viel mehr das wirkliche Wahrnehmen des Kindes – mit all seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Stärken und Schwächen. Ein solches „Sehen“ bedeutet Sicherheit und Geborgenheit, denn Ihr Kind weiß: Da ist jemand, der mich kennt und auf den ich mich verlassen kann. Das bedeutet auch, zu erkennen, wann diese Zuwendung gebraucht wird und wann die Welt allein erkundet werden muss. Eltern müssen sich auch klar sein, dass sie zum ersten „Hassobjekt“ ihrer Kinder werden können. Dies ist jedoch nicht automatisch negativ, sondern zugleich ein Liebesbeweis. Das Kind weiß, dass es von seinen Eltern geliebt wird, wie es ist – auch wenn es sich noch so unmöglich benimmt.
Drittens: Konsequente Erziehung.
Konsequenz ist immer schwer. Sei es beim eigenen Fitnessprogramm oder bei der Arbeitsdisziplin. Und da geht es „nur“ um Sie selber! Noch schwerer fällt Konsequenz in der Erziehung – schließlich geht es um die Verantwortung für einen kleinen Menschen. Dabei sollten Kinder nicht in Watte gepackt werden: Ein „Nein“ heißt „Nein“ und wird von den Sprösslingen auch so angenommen, wenn es authentisch und direkt an sie gerichtet ist. Genauso braucht es für Wortgefechte ein freundliches und bestimmtes Schlusssignal, denn für manche Diskussionen gibt es keine klare Antwort, sondern es braucht eine Entscheidung. Trauen Sie Ihrem Kind also Konsequenz zu! Und nicht vergessen: Diese klaren Regeln schaden nicht, sondern geben Halt und Vertrauen. Denn kindliches Selbstvertrauen entsteht durch elterliches Zutrauen und Vertrauen.
Viertens: Was gibt's zum Essen?
Diese Frage ist Alltag und die Antwort ist gar nicht so einfach. Denn das Essen soll am besten gut schmecken und gesund sein und möglichst einfach zuzubereiten. Neben diesen Anforderungen gibt es auch noch eine Vielzahl an Ideologien und Weltanschauungen, die sich mit dem Thema beschäftigen. Die wichtigste Grundregel: Die Menge macht das Gift. Ab und zu ein Burger schadet nicht und nimmt den Reiz des Verbotenen. Doch nicht nur das Essen an sich ist von Bedeutung. Um eine richtige Ernährung zu „lernen“, sind klare Strukturen wichtig. Die Regeln, mit vollem Mund nicht zu reden und erst aufzustehen, wenn alle gegessen haben, sind keineswegs über
holt. Sie vermitteln Höflichkeit und Gemeinschaftssinn und tragen dazu bei, Essen zu einem Familienritual zu machen. Denn mit Ruhe in der Gemeinschaft zu essen, hilft Kindern, ihren Appetit und ihr Sättigungsgefühl zu erkennen – das beugt ein „Überfressen“ im Erwachsenenalter vor!
Fünftens: Ernsthaft krank
Ein kleiner Infekt? Oder doch ernsthaft krank? Medienberichte über Einzelfälle von verschleppten Krankheiten mit schwerwiegenden Folgen tragen zur Unsicherheit bei. Doch fast immer ist diese Sorge unbegründet. So sind zum Beispiel Kopfschmerzen erst dann ein bedrohliches Zeichen, wenn sie Sehstörungen, Übelkeit oder Schwindel hervorrufen. Auch ein Sturz auf den Kopf ist – solange das Kind nicht bewusstlos ist – kein Grund zur Panik. Denn: Häufiges ist häufig und Seltenes ist selten! Und bei kleinen Wehwechen ist das beste Heilmittel meist die körperliche Zuwendung der Eltern. Das Kind in den Arm zu nehmen, kann wahre Wunder wirken!
Sechstens: Bewegung macht klug
„Sport ist Mord“ besagt ein bekanntes Zitat. Doch eigentlich müsste es heißen „Sport fördert die geistige Leistung“. Denn Kinder, die Sport treiben, sind auch in der Schule besser. Grund dafür ist, dass durch die körperliche Bewegung mehr Blut und Sauerstoff ins Gehirn gelangen. Das steigert die Aufmerksamkeit, hilft gegen Stress und lässt das Lernen leichter fallen. Also: Kids schnappen und ab nach draußen – bei jedem Wetter!
Buchtipp: Werner Bartens: „Glückliche Kinder. Was sie stark und gesund macht“, Droemer Verlag, 20,60 Euro.