Der Experte verrät, wie Ihre Gelenke gesund bleiben.
Die kleinste Bewegung wird zur Qual, an Gehen ist kaum noch zu denken und Sport ist inzwischen gar unmöglich – schuld sind schmerzende Gelenke. Immer mehr Menschen – insbesondere ältere – klagen über derartige Beschwerden. Experten sind sich einig: Grund dafür ist der in unserer Gesellschaft stark ausgeprägte Mangel an Bewegung
Dr. Rudolf Hanslik im Talk
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Warum leiden zunehmend mehr Personen an Gelenksproblemen?
Prim. Dr. Rudolf Hanslik: Tatsache ist, dass nicht immer mehr Personen an Gelenksproblemen leiden, sondern die Diagnostik von Jahr zu Jahr besser wird.
Lässt sich einer Chronifizierung überhaupt vorbeugen?
Prim. Dr. Hanslik: Ja. Und dazu braucht es noch nicht einmal viel. Wer – wenn notwendig – sein Gewicht reduziert, Bewegung in den Alltag bringt und auf seine Ernährung achtet, kann einer Chronifizierung der Schmerzen entgegenwirken. Am besten ist es, rechtzeitig einen Schmerzspezialisten aufzusuchen und gemeinsam eine individuelle Lösungsstrategie zu entwickeln – bloß nicht zu lange zuwarten und die Schmerzen beiseiteschieben.
Wann sollte mit der Prävention bzw. der Stärkung der Gelenke begonnen werden?
Prim. Dr. Hanslik: Wer sich bereits in der Kindheit – speziell ab der ersten Klasse Volksschule – regelmäßig in einem gesunden Ausmaß bewegt und Sport zu einem fundamentalen Pfeiler seines Alltages wachsen lässt, hat gute Chancen, im Alter von Gelenksproblemen verschont zu bleiben.
Was kann die Ursache für akute Schmerzen sein und was hilft dagegen?
Prim. Dr. Hanslik: Sind die Schmerzen akut, kann das viele verschiedene Ursachen haben. Oft sind es akute Infektionen oder immunologische Ursachen, die den Schmerz auslösen – somit sind akute Schmerzen fast immer ein Fall für den Experten und gehören abgeklärt. Von Eigenmedikation und Experimenten mit Schmerzmitteln rate ich eindringlich ab.
Ab wann ist der Gang zum Arzt unumgänglich?
Prim. Dr. Hanslik: Bleiben die Schmerzen länger als eine Woche bestehen, sind unbedingt der Besuch beim Arzt und eine gezielte Therapie indiziert.
Während die Zahl der Betroffenen steigt, wächst auch das Spektrum an Diagnosemöglichkeiten: „Die Chancen auf eine frühe Erfassung der Sachlage ist groß und ermöglicht eine zielgerichtete Therapie, die in vielen Fällen eine Chronifizierung der Schmerzen verhindern kann“, weiß Prim. Dr. Rudolf Hanslik, FA für Innere Medizin und Schmerzspezialist. Besser noch: es gar nicht so weit kommen zu lassen. „Denn Gelenkbeschwerden kann man gut vorbeugen.“ Die 20 besten Tipps des Experten gibt’s hier.
Die 20 besten Tipps des Experten
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1. Mehr moderate Bewegung
Das Knie schmerzt beim Auftreten, die Hüfte macht Probleme und die Schulter ist steif. Die Ursache ist oft unser "moderner" Lebensstil – geprägt durch einen Mangel an Bewegung. Aber auch wer körperlich arbeitet, belastet den Bewegungsapparat. Das bedeutet Stress für die Gelenke. Wer seinen Gelenken und sich etwas Gutes tun möchte, sollte auf moderate Bewegung setzen und Überlastung meiden.
2. Leichter leben
Übergewicht und Adipositas führen über kurz oder lang zur Überlastung der Gelenke. Setzen Sie deshalb bei der Gewichtsreduktion auf gelenksschonende Bewegungsabläufe – ideal ist Schwimmen.
3. Rhythmus finden
Regelmäßige Bewegung ist das A und O für einen gesunden Körper. Das kräftigt die Muskulatur und optimiert die Gelenksfunktion. Planen Sie deshalb Bewegung (Kraft- und Ausdauertraining) als fixen Bestandteil in Ihren Alltag ein.
4. Warm-up nicht vergessen
Bevor Sie sportlich aktiv werden, sollten Sie Ihren Körper unbedingt mit leichten Übungen aufwärmen und so auf die gesteigerte Aktivität vorbereiten. Das aktiviert die Muskulatur, mobilisiert Gelenke und verringert das Verletzungsrisiko.
5. Eine Frage der Haltung
Mit einer aufrechten Haltung beim Stehen, Sitzen und Gehen beugen wir einseitiger Belastung und in weiterer Folge Fehlstellung der Gelenke vor. Je öfter man sich selbst daran erinnert, umso schneller wird die richtige Haltung zur Gewohnheit.
6. Öfters aufstehen
Wenn Sie im Sitzen arbeiten, stehen Sie öfter mal auf und gehen Sie eine kleine Runde – auch umgekehrt, wer zu lange steht: Zwischendurch immer mal wieder hinsetzen! So wird der Bewegungsapparat vielseitiger belastet.
7. Einseitige Belastung meiden
Variieren Sie auch beim Stehen und Sitzen immer wieder zwischendurch Ihre Körperhaltung.
8. Entspannungsübungen
Egal ob Yoga, Meditation oder Saunabesuche – finden Sie für sich die ideale Methode, um die Muskeln zu entspannen.
9. Wärme tut gut
Tatsächlich, denn Wärme fördert die Durchblutung und gut durchblutete Gelenke und Knorpel sind in der Lage, sich selbst zu regenerieren.
10. Wie geschmiert
Gesunde Öle fördern gesunde Gelenke! Vor allem essenzielle Omega-Fettsäuren sind da von großem Wert. Das optimale Öl setzt sich aus einer ausgewogenen Mischung aus Raps, Sonnenblume und Mais zusammen, idealerweise angereichert mit Vitamin E.
11. Weniger Fleisch, mehr Fisch
Auch Fisch – vor allem Kaltwasserfisch wie beispielsweise Lachs – ist reich an Omega-3-Fettsäuren. Bonus: Auch Haut und Haare profitieren davon – sie sorgen für mehr Feuchtigkeit und Spannkraft.
12. Gemüsesticks statt Pommes & Co.
Sie schmecken köstlich und sind obendrein viel gesünder – enthaltene Vitamine sind besonders gelenksfreundlich und halten uns beweglich.
13. Rauch ade
Abgesehen davon, dass Zigaretten schlecht für die allgemeine Sauerstoffversorgung sind, belegen Studien die negative Wirkung auf Knorpel und Gelenkkapseln. Also lassen Sie es lieber bleiben!
14. Weniger Kaffee & Alkohol
Gegen das Tässchen Kaffee am Morgen oder das tägliche Gläschen Wein gibt es nichts einzuwenden – vorausgesetzt, der Genuss kennt Maß und Ziel. Denn ein Zuviel verringert die Mineralstoffaufnahme – das schlägt sich auf die Gelenke und fördert Arthritis.
15. Nahrungsergänzung für die Gelenke
Diätetische Nahrungsergänzungsmittel unterstützen die Versorgung und liefern Bausteine für gesunde Gelenke und Knochen. Beispielsweise Kurkumin – enthalten in vielen Präparaten – wirkt nachweislich entzündungshemmend und das ganz ohne jede Form von Nebenwirkungen.
16. Gelenksschutz Vitamin E
Die entzündungshemmende Wirkung kommt einem vor allem bei Gelenksschmerzen zugute. Das Beste: Bereits 50 Gramm Mandeln täglich sind ausreichend, um die Vitamin-E-Speicher aufzufüllen.
17. Unterstützen Sie Ihr Immunsystem
Ein gesundes Immunsystem hilft, Entzündungen zu verhindern und auch wirkungsvoll zu bekämpfen. Regelmäßige Saunagänge stärken die Abwehrkräfte und sorgen gleichzeitig für eine gute Durchblutung. Die Gelenke werden sich freuen!
18. Kohlwickel bei Schmerzen
Kohlwickel sind eine uralte und ganz natürliche Heilmethode: Einfach Kohlblätter mit einem Nudelholz oder einer Flasche auswalken, bis der Saft austritt. Mehrere Blätter auf das Gelenk legen und mit einem Baumwolltuch oder einer Mullbinde fixieren. Über Nacht einwirken lassen.
19. Schonhaltung vermeiden
Die Bandscheiben übernehmen im Körper eine wichtige Funktion als Stoß- und Druckdämpfer. Einen Hauptbestandteil der Bandscheiben bildet Hyaluronsäure, die bei allen Gelenksbewegungen als Schmiermittel fungiert. Kommt es zu Schmerzen, ist es besonders wichtig, Schonhaltungen und damit einseitige Belastung der Gelenke zu vermeiden!
20. Vorsicht bei Verletzungen
Lassen Sie Gelenksverletzungen immer gleich vom Arzt behandeln, damit es nicht zu bleibenden Schäden kommt!
Das schmeckt den Gelenken
Laktovegetabile Kost
Bei Gelenkserkrankungen sollte auf eine sogenannte laktovegetabile Kost mit vorwiegend Milchprodukten, Gemüse und Obst geachtet werden. Pflanzliche sind tierischen Lebensmitteln in jedem Fall vorzuziehen. Der Fleischkonsum sollte bei maximal zwei bis drei Mal pro Woche liegen.
Finger weg
Zu meiden sind Lebensmittel, die reich an der sogenannten Arachidonsäure sind – eine Fettsäure, die eine wesentliche Rolle bei Entzündungsprozessen spielt. Hierzu zählen beispielsweise Leber, Speck, Hühnereigelb und Aal. Zudem sollte Alkohol nur mit Maß und Ziel getrunken werden.
Gute Fette
Achten Sie auf ein optimales Verhältnis zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren – Lein-, Raps- und Walnussöl weisen ein besonders gutes Fettsäuremuster auf.
Vitamin E
Vitamin E hat eine antioxidative – schützende – Wirkung auf Körperzellen und einen entzündungshemmenden Effekt. Vitamin-E-Quellen sind unter anderem pflanzliche Öle, Nüsse und Samen.
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Unsere Gelenke – Die Fakten:
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Was ist ein Gelenk?
Als Gelenk sieht die Medizin eine bewegliche Verbindung zwischen zwei oder mehreren knöchernen oder knorpeligen Skelettelementen. Die Gelenke sind von einer Gelenkkapsel umgeben, die von der sogenannten Gelenkinnenhaut (Synovialis) ausgekleidet wird. Diese produziert die Gelenkflüssigkeit (Synovia), die für ein reibungsfreies Aneinandergleiten der Knorpel verantwortlich ist.
So funktionieren unsere Gelenke:
Das Scharniergelenk bewegt sich ausschließlich in eine Richtung – seine Funktionsweise ähnelt der einer Türangel. Beispiele sind das Ellenbogengelenk und das Knie.
Das Sattelgelenk ermöglicht die Bewegung in zwei Richtungen. Namensgebend ist die Form: Auf einer Seite entspricht sie einem Sattel, auf der anderen der Sitz- oder Oberschenkelfläche eines Reiters. Ein Beispiel hierfür ist das unterste Daumengelenk.
Das Kugelgelenk lässt sich in allen drei Achsen bewegen – so zum Beispiel an der Hüfte und der Schulter. Auf der einen Seite besteht es aus einem kugelförmigen Kopf und auf der anderen Seite aus einer vertieften Pfanne.
Schmerzursachen
Meist sind Abnützungserscheinungen, der sogenannte Gelenksverschleiß, Auslöser für schmerzende Gelenke. Treten Schmerzen punktuell in einem Gelenk auf, muss dieses allerdings nicht immer zwingend am Schmerz beteiligt sein. Auch Verletzungen der umliegenden Gewebsstrukturen, wie etwa Bänder und Knorpel, können zu Schmerzen – die meist bewegungsabhängig sind – im Gelenksbereich führen.
Arthrose
Die Arthrose ist primär eine nicht-entzündliche Gelenkerkrankung, die vorwiegend durch einen Abbau des Gelenksknorpels gekennzeichnet ist. Sie ist die häufigste Ursache für Gelenksschmerzen.