Erfolgreiche Forschung und neue Therapien

Hoffnung bei Blutkrebs: Neue Therapien erhöhen Chancen auf langes Überleben bei guter Lebensqualität

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Erfolgreiche Forschung und neue Therapien bieten Patient:innen mit Blutkrebs neue Hoffnung in Bezug auf eine Verlängerung ihres Lebens bei guter Lebensqualität bis hin zur Heilung.

Bahnbrechende Fortschritte wurden in den letzten Jahren insbesondere bei der Chronisch Lymphatischen Leukämie und dem Multiplen Myelom erzielt. Umfassende Information und Aufklärung über die vielfach äußerst komplexen Therapien bietet der Verein „Leben mit Krebs“ anlässlich eines Vortragsabends für Patient:innen und Angehörige am 26. September in Wien.

Bei Blutkrebs handelt es sich um onkologische Erkrankungen des blutbildenden Systems. Diese können das Blut, das Knochenmark oder das lymphatische System betreffen. Insgesamt gibt es 137 unterschiedliche Arten – u.a. Leukämien, Lymphome, Multiples Myelom und Myeolodysplastische Syndrome.

Jährlich erkranken über 1.000 Österreicher:innen an Leukämie, die meisten davon an chronisch lymphatischer Leukämie (CLL), und etwa 500 an Knochenmarkkrebs (Multiples Myelom, MM). Mit beiden Blutkrebsformen sind v.a. Menschen in fortgeschrittenem Alter konfrontiert.

Fortschritte bei chronisch lymphatischer Leukämie

Die CLL ist eine chronische Krankheit, bei der sich infektabwehrende weiße Blutkörperchen (Lymphozyten) stark vermehren. Sie verursacht meist lange Zeit keine Symptome und wird daher häufig im Rahmen einer Routine-Untersuchung als Zufallsbefund erkannt. Behandlungsbedarf besteht meist erst dann, wenn die in der Regel nur langsam voranschreitende Krankheit Beschwerden verursacht. „Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich in den vergangenen Jahren erheblich verbessert“, berichtet Priv.-Doz. Dr. Daniel Heintel, Klinik Ottakring, 1. Medizinische Abteilung, Zentrum für Onkologie und Hämatologie. Neben Chemo- und Antikörpertherapien, die meist intravenös verabreicht werden, stehen mittlerweile weitere Medikamente in Tablettenform zur Verfügung.

Diese modernen zielgerichteten Substanzen (Inhibitoren) blockieren bestimmte Proteine, die für das Wachstum und Überleben der Krebszellen zuständig sind, und kommen aufgrund überzeugender Studiendaten zunehmend bereits als Erstlinientherapie zum Einsatz. Im Vordergrund stehen BTK (Bruton-Tyrosinkinase)-Inhibitoren wie Ibrutinib, Acalabrutinib, Zanubrutinib oder Pirtobrutinib und BCL2-Inhibitoren wie Venetoclax, aber auch der neue CD20-Antikörper Obinutuzumab. Mittlerweile belegen Daten auch den Nutzen einer Doppeltherapie mit zwei Substanzklassen – also BTK- und BCL2-Inhibitoren. Aktuelle Studien beschäftigen sich vorwiegend mit der Fragestellung, welche Kombinationen in der Erstlinientherapie den individuell besten Erfolg erwarten lassen. Therapieziel ist in der Regel eine Krankheitskontrolle, bei der Wirkung und Nebenwirkung der Behandlung in einem guten Verhältnis stehen sollen.

Neueste Behandlungsoptionen beim Multiplen Myelom

Das MM ist eine Erkrankung des blutbildenden Systems, bei der sich Plasmazellen im Knochenmark ausbreiten. Auch diese Blutkrebsform betrifft meist ältere Menschen. „In den letzten Jahren wurde die Behandlung durch völlig neue Therapieansätze revolutioniert“, erläutert Dr.in Eva Maria Autzinger, Barmherzige Schwestern Wien, 1. Medizinische Abteilung für Onkologie und Hämatologie.

Das Therapiemanagement des Multiplen Myeloms ist dreigeteilt: Stabilisieren, Lindern und Zurückdrängen der Erkrankung. Zur Behandlung stehen neben der Stammzelltransplantation und der Strahlentherapie zahlreiche Arzneimittel – u.a. Antikörper (z.B. Belamaf, Daratumumab), Immunmodulatoren (z.B. Pomalidomid, Lenalidomid, Iberdomid) und Proteasomeninhibitoren (z.B. Bortezomib, Carfilzomib) – zur Verfügung. Eine weitere innovative Option ist die CAR-T-Zell-Therapie – eine Immuntherapie, bei der den Betroffenen T-Zellen entnommen, danach vermehrt und genetisch so verändert werden, dass sie nach ihrer Wiedereinbringung in den Körper gegen Myelomzellen richten und diese eliminieren können.

Die geeignete Therapie ist primär von der Schwere der Erkrankung, vom Alter und den Begleiterkrankungen der Patient:innen abhängig. Die Behandlungsdauer richtet sich nach dem Krankheitsverlauf und der Therapie. Die Kombination konventioneller und neuer Wirksubstanzen hat zu einer bedeutenden Verbesserung der Behandlungsergebnisse geführt. Vollständige Heilung ist jedoch nach wie vor nur bei sehr wenigen Patient:innen möglich. Das primäre Behandlungsziel ist daher die Lebenszeitverlängerung bei bestmöglicher Lebensqualität. Neue Therapieoptionen verlängern den Zeitraum, in dem die Krankheit nicht nachweisbar ist und die Patient:innen kein Krankheitsgefühl verspüren und folglich auch nicht behandelt werden müssen.

Awareness-Monat Blutkrebs: Vortragsabend am 26. September

„Für ein gutes Management von Krebserkrankungen spielt umfassende Information der Patient:innen eine wichtige Rolle“, betont Univ. Prof.in Dr.in Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des AKH Wien, Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. Dieser organisiert regelmäßig themenspezifische Informationsveranstaltungen, so auch zum Fachbereich Blutkrebs.

Der Monat September steht ganz im Zeichen von Leukämien, Lymphomen und dem Multiplen Myelom. Der „Verein Leben mit Krebs“ veranstaltet am Montag, 26. September, von 17:00 bis zirka 19:00 im Apothekertrakt des Schlosses Schönbrunn einen Vortragsabend für Interessierte.

Namhafte Expert:innen werden neueste Erkenntnisse zu Themen wie Multiples Myelom, Chronisch Lymphatische Leukämie und innovativen Behandlungsoptionen wie die CAR-T-Zell-Therapie präsentieren und im Anschluss für Fragen zur Verfügung stehen. Für all jene, die nicht vor Ort teilnehmen können, wird es einen Livestream geben. Aufzeichnungen der Vorträge werden nach der Veranstaltung auf der Webseite www.leben-mit-krebs.at allgemein zugänglich sein.

Anmeldung zur Informationsveranstaltung "Bösartige Erkrankungen des blutbildenden Systems – was gibt es Neues?" (26.9.22, Wien): Zur Anmeldung

Weitere Infos unter https://www.leben-mit-krebs.at/

v.l.n.r.: Dr.in Eva Maria Autzinger, Univ. Prof.in Dr.in Gabriela Kornek und Priv.-Doz. Dr. Daniel Heintel
© Thomas Laimgruber
× v.l.n.r.: Dr.in Eva Maria Autzinger, Univ. Prof.in Dr.in Gabriela Kornek und Priv.-Doz. Dr. Daniel Heintel


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