Eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche und eine maximale Dienstdauer von bis zu 25 Stunden fordert die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) für Spitalsärzte ab 50 Jahren. Dies soll verhindern, dass Mediziner durch Burn-outs oder Erkrankungen ausfallen, erklärte Kammer-Präsident Harald Mayer bei einer Pressekonferenz in Wien. Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck zeigte ein erhöhtes Herzinfarktrisiko während eines Journaldienstes.
An der Innsbrucker Klinik wurde die Herz-Kreislaufbelastung von 30 Ärzten mit einem Durchschnittsalter von 34 Jahren während des Journaldienstes mit einer 24-stündigen Rufbereitschaft untersucht. Die Mediziner konnten sich in Schlafräumlichkeiten zurückziehen und wurden bei Notfällen geweckt. Der Körper der Betroffenen befand sich laut Studie ständig in "Alarmbereitschaft": Im Vergleich mit einem Arbeitstag ohne Nachtdienst sei der Blutdruck nicht adäquat gesunken, sondern während des gesamten Dienstes gesteigert gewesen, berichtete Studienleiter Michael Joannidis. Weiters wurden u. a. gefährliche Herzrhythmusstörungen beobachtet und eine doppelt so hohe Menge an Stresshormonen gemessen: "Alle nachgewiesenen Parameter gelten als Risikofaktoren für einen Herzinfarkt", so Joannidis.
72 Stunden pro Woche nicht ungewöhnlich
Im Spitalsalltag ist eine Wochenarbeitszeit zwischen 60 und 72 Stunden laut ÖÄK nichts Ungewöhnliches. Je älter die Mediziner seien, umso mehr zeigten sich Burn-out-Symptome, erklärte Mayer. Die Krankenhaus-Fachärzte seien im Durchschnitt 47 Jahre alt: "Wenn wir deren Arbeitskraft weiter so verschleißen, dann werden wir noch früher als sonst zu wenig Ärzte haben", sagte der Präsident. Viele Kollegen würden nach ihrem Studium auch in Nachbarländer abwandern: "Bereits jetzt fehlen an Österreichs Spitälern rund 1.500 bis 2.000 Ärzte. In fünf bis sieben Jahren werden wir ein großes Problem haben."
Um die Arbeitskraft auch der älteren Ärzte zu erhalten, müsse man für entsprechende Bedingungen sorgen: Für Spitalsärzte ab 50 Jahren forderte die ÖÄK u. a. eine maximale Arbeitszeit von 48 Stunden pro Woche, eine maximale Dienstdauer von bis zu 25 Stunden und Wochenenddienste nur in Notfällen und bei gegenseitiger Vereinbarung sowie intensives arbeitsmedizinisches Monitoring. Eine Idee wäre, dass der Einzelne dies bei einer Vorlaufzeit von einem Jahr bei seinem Dienstgeber "zwingend einfordern kann, aber nicht muss", meinte Mayer. Auch müssten mehr Menschen zum Medizinstudium zugelassen werden, eine weitere Medizinische Universität wäre sinnvoll.