Jonas Kaufmaann und Bryn Tefel in überbuchter Staatsoper.
Die zwei größten Sänger waren am Samstag in der überbuchten Staatsoper in Puccinis melodramatischem Opernkrimi Tosca zu erleben: Der bayerische Supertenor Jonas Kaufmann sang den revolutionären Maler Cavaradossi, und der hinreißende walisische Bassbariton Bryn Terfel lieh dem römischen Polizeichef Scarpia seine mächtige Stimme. Die rumänische Primadonna Angela Gheorghiu war eine schöne Diva Tosca, die den Schurken Scarpia ersticht, um ihren Geliebten Cavaradossi zu retten, und von der Engelsburg springt.
Brennend
Jonas Kaufmann ist nicht nur der schönste Tenor, er ist auch der beste: Ein exzellenter Sänger mit einem vitalen, baritonal gefärbten Tenor, dessen pochende Erregung und Legato-Kultur Sangesfreunde mit Freudenschauern erfüllen; außerdem ein toller Schauspieler mit brennender Leidenschaft und großen Gefühlen.
Schon für die erste Arie Recondita armonia mit dem hohen B („Tosca, sei tu“) kassierte er Bravos; seinen Freudenausbruch über Napoleons Sieg bei Marengo, „Vittoria! Vittoria!“, krönte er mit einem strahlenden Ais. Und das Tenorglanzstück E lucevan le stelle, in dem er sich der vergangenen Liebe erinnert, sang er mit so herzzerreißender Intensität, dass das tobende Publikum durch Bravo-Geschrei und Stampfen eine Wiederholung erzwang.
Kaufmanns Cavaradossi konnte nur der keltische Riese Bryn Terfel als lüsterner Scarpia Paroli bieten. Sein Te Deum mit dem bedrohlichen „Va, Tosca“ im ersten-Akt-Finale, in dem er sich an seiner Lust auf Tosca erregt, während der Kirchenchor den göttlichen Lobgesang anstimmt, war atemberaubend. Mit seiner in ihrem Farbenreichtum unerschöpflichen Stimme und fulminanten Bühnenpräsenz ist er ein Elementarereignis.
Die zweite und letzte Tosca in dieser Besetzung geht am Samstag über die Bühne. Natürlich ist sie ausverkauft.
Elisabeth Hirschmann-Altzinger