"Macbeth" an der Wiener Staatsoper erntete Buh-Orkane. Erste Reaktionen von Holender und Welser-Möst.
Ein Buh-Orkan nach Stefan Kimmigs Don Giovanni-Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper: „dreieinhalb quälende Stunden“ registrierte der Opernkritiker der Welt. Ein Buh-Orkan nach Emma Dantes Carmen-Interpretation an der Mailänder Scala: Die Regie der Sizilianerin „stieß auf lautstarke Ablehnung“, ist in der FAZ nachzulesen. Und jetzt die gleichen Reaktionen bei der Macbeth-Premiere an der Wiener Staatsoper: Sowohl die Regie (Vera Nemirova) als auch die musikalischen Leistungen (Erika Sunnegardh, Dirigent Garcia Calvo) glaubte das Publikum nicht nur mit einem Buh-Orkan danach, sondern auch mit Unmutsäußerungen während der Vorstellung bestrafen zu müssen.
Direktor
Im Telefonat mit ÖSTERREICH kommentiert
Staatsopern-Direktor Ioan Holender den Eklat: „Wenn das Publikum während der
Vorstellung stört, missbillige ich das prinzipiell.“ Angeblich habe er
dieses Verhalten als „Terror“ bezeichnet. Dazu Holender: „Dieses Verhalten
kann man bezeichnen, wie man will.“
Musikchef
Auch der designierte Musikchef der Staatsoper hat zu
dem Thema eine klare Haltung: „Ich denke, dass sich das Publikum mit dem
Erwerb einer Karte das Recht erkauft, seine Meinung auszudrücken“, sagt
Franz Welser-Möst auf ÖSTERREICH-Anfrage. „Publikumsreaktionen sind doch die
Würze einer Aufführung. Da finde ich es wesentlich unangenehmer, wenn
unaufmerksame Zuschauer während der Vorstellung ihr Handy klingeln lassen.“
Opernfreund
Peter Dusek, langjähriger Präsident der Opernfreunde,
wundert sich nicht über den Macbeth-Eklat: „Beim Wiener Publikum herrschte
ein Stau – und jetzt ist der Deckel hochgeflogen.“ Derlei „Explosionen“
seien ein weltweites Phänomen: „In Berlin, München, Mailand und New York ist
es mittlerweile üblich, das sich das Publikum gegen den Zertrümmerungsjux
des Regietheaters auflehnt.“
„Schwachsinnige!“
„Während der Vorstellung bringt man
seinen Unmut durch Nichtbenützen der Hände zum Ausdruck. Danach ist alles
erlaubt“, sagt der Regisseur und Opernkenner Werner Schneyder. Und er
behauptet: „Die Opernregie befindet sich derzeit in den Händen von
Schwachsinnigen.“