Staatsbesuch in Berlin

Hier spricht König Charles III. Deutsch

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Charles sagte in seiner teilweise auf Deutsch gehaltenen Rede, er und seine Frau seien "tief gerührt" vom herzlichen Empfang in Deutschland.  

Der britische König Charles III. hat sich zum Ausbau der Zusammenarbeit mit Deutschland bekannt. Ihm seien die Beziehungen zwischen beiden Ländern überaus wichtig, "ich bin mehr denn je von ihrem bleibenden Wert für uns alle überzeugt", sagte er am Mittwochabend in seiner Tischrede beim Staatsbankett im Schloss Bellevue in Berlin. Er wolle "in der Zeit, die mir als König vergönnt sein wird, alles tun, um unsere Beziehungen weiter zu stärken."

Charles und seine Frau Camilla waren am Nachmittag zu einem dreitägigen Staatsbesuch in Deutschland eingetroffen. Sie landeten am Flughafen BER und wurden mit 21 Schuss Salut empfangen. Als erste Staatsgäste überhaupt wurden sie anschließend in Berlin am Brandenburger Tor mit militärischen Ehren von ihren Gastgebern, Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seiner Frau Elke Büdenbender, begrüßt - normalerweise findet dieses Zeremoniell am Amtssitz des Bundespräsidenten, dem Schloss Bellevue, statt.

Auch Steinmeier betonte am Abend in seiner Tischrede die Stärke der deutsch-britischen Beziehungen. "Was auch immer vor uns liegt, ich weiß: Unsere deutsch-britische Freundschaft bleibt wichtig, und sie bleibt stark", sagte Steinmeier. "Wie tief unsere Verbindung ist, spüren wir gerade in diesen Zeiten", sagte er am Mittwoch laut Redetext unter Verweis auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Seither stünden die Demokratien innerhalb der NATO sowie die EU und Großbritannien "enger zusammen denn je" und unterstützten die Ukraine. Das gemeinsame Engagement Großbritanniens und Deutschlands zum Schutz der Ostflanke der NATO und bei der Unterstützung der Ukraine sei "gerade nach dem furchtbaren Unheil", das Deutsche in den beiden Weltkriegen über den Kontinent gebracht hätten, "keine Selbstverständlichkeit", sagte Steinmeier bei dem feierlichen Bankett in seinem Berliner Amtssitz.

Thema Brexit

Der Präsident erinnerte zugleich an den offiziellen Beginn des EU-Austritts Großbritanniens nach der Brexit-Entscheidung vor genau sechs Jahren. Die Befürchtung vor einer Entfremdung zwischen Europa und Großbritannien habe sich aber glücklicherweise als unbegründet erwiesen. "Wir schauen unter veränderten Bedingungen - und doch gemeinsam - nach vorn", sagte Steinmeier weiter. Zu eng seien die Verbindungen zwischen Deutschland und Großbritannien, viel zu "kostbar" die gegenseitige Versöhnung nach 1945.

Teilweise auf Deutsch gehaltene Rede on Charles

Charles sagte in seiner teilweise auf Deutsch gehaltenen Rede, er und seine Frau seien "tief gerührt" vom herzlichen Empfang in Deutschland. Der König ließ britischen Humor aufblitzen, als er darauf hinwies, dass er schon mehr als vierzigmal in Deutschland gewesen sei. "Darin zeigt sich natürlich, wie wichtig mir unsere Beziehungen sind, aber auch, so fürchte ich, wie lange es mich schon gibt."

Charles dankte den Deutschen auch für die "überaus bewegenden Worte der Unterstützung und Zuneigung" nach dem Tod seiner Mutter, Königin Elizabeth II., im vergangenen September. "Ihre Liebenswürdigkeit hat meiner Familie und mir mehr bedeutet, als ich in Worte fassen kann." Der König sprach Deutschland zudem seine Anerkennung für die Aufnahme von mehr als einer Million Geflüchteten aus der Ukraine aus. Dies sei "ein überzeugender Beweis, wie mir scheint, für die Großmut der Menschen in Deutschland".

Steinmeier schenkte dem britischen König ein Foto seines ersten Besuches in Deutschland 1962. Der Schnappschuss zeigt ihn im Alter von 13 Jahren bei der Ankunft mit seinem Vater, Prinz Philip, auf dem Flughafen Frankfurt. "Ein junger Journalist, damals noch Praktikant, hat das Bild auf dem Rollfeld aufgenommen", sagte Steinmeier. Es sei ein "bezauberndes Foto". Es sei ihm eine persönliche Freude, Charles das Foto - großformatig und in Schwarz-Weiß - "als Zeichen der langjährigen Verbundenheit zu unserem Land" zu schenken.

Zum Staatsbankett waren rund 130 Gäste geladen. Es kamen unter anderem die früheren Bundespräsidenten Horst Köhler und Joachim Gauck mit ihren Frauen und Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Spitzen von Bundestag, Bundesrat und Bundesverfassungsgericht, Bärbel Bas, Peter Tschentscher (beide SPD) und Stephan Harbarth. Promis, die nicht zur Politik gehören, waren eher rar gesät. Dabei waren zum Beispiel Stararchitekt David Chipperfield, die aus der RTL-Show "Let's Dance" bekannte Tänzerin Motsi Mabuse sowie Campino, der Frontmann der Band Tote Hosen.

Der Dresscode für die männlichen Gäste lautete Frack. Für Frauen war das lange Abendkleid eigentlich Pflicht - es gab aber auch Ausreißer wie SPD-Chefin Saskia Esken, die im knallroten Hosenanzug kam. Während viele Gäste beim Defilee dem Königspaar nur die Hand gaben, nutzte CDU-Chef Friedrich Merz die Gelegenheit zu einer kurzen Unterhaltung mit Charles.

Charles und Camilla bis Freitag in Deutschland

Charles und seine Ehefrau Camilla halten sich bis Freitag in Deutschland auf, es ist der erste offizielle Staatsbesuch des neuen britischen Königs. Der Staatsbesuch führt das Königspaar auch nach Brandenburg und Hamburg. Am Donnerstag wird Charles in Berlin als erster Monarch überhaupt eine Rede im Bundestag halten. Zudem trifft er unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).

 Für den Besuch des Königspaars betreibt Berlin einen enormen Sicherheitsaufwand. Absperrungen gab es nicht nur rund um das Luxushotel Adlon, wo Charles und Camilla mutmaßlich schlafen, sondern auch am Schloss Bellevue, dem Kanzleramt und dem Bundestag. Rund 900 Beamte bot die Berliner Polizei am Mittwoch auf. Das Königspaar selbst wird geschützt von Spezialeinheiten des deutschen Bundeskriminalamts und Leibwächtern aus Großbritannien. 

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