Anne Hathaways jüngster Auftritt sorgte einmal mehr für Spekulationen. Hatte die 42-jährige Actrice ein Facelift? Wir fragten beim Beauty-Doc nach.
Bei der New Yorker Met-Gala sollten eigentlich die spektakulären Outfits im Blickpunkt stehen. Doch "Der Teufel trägt Prada"-Darstellerin Anne Hathaway zog vor allem mit ihrem superstraffen, makellosen Gesicht alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Kommentare der Insta-Community überschlagen sich. Der offenere Blick, die perfekt positionierten Brauen, die straffe Stirn und die scharfe Kinnlinie - war da ein Skalpell im Spiel?
Eine Seltenheit wäre es jedenfalls nicht. In Hollywood werden die Facelift-Kandidatinnen immer jünger. Ein frühes Facelift mit 40 - Preservation-Lift oder auch Early Maintenance Lift genannt - gilt mittlerweile als State-of-the-Art-Behandlung, um die Zeit ein wenig zurückzudrehen und das jugendliche Aussehen zu erhalten. Hathaway sieht jedenfalls weitaus jünger aus als auf Aufnahmen des Vorjahres und scheint sich wieder an ihre 20er anzunähern.

Vorher-Vergleich: Anne Hathaway im April 2024 mit deutlich müderem Blick und ersten Alterserscheinungen im Bereich des Mundes und der Kinnpartie.
Die Wiener Schönheitschirurgin Dr. Sabine Apfolterer ist auf Facelifts spezialisiert und hat in den USA, dem Mekka der Facelift-Chirurgie, Fortbildungen im Bereich des Preservation-Liftings absolviert. Im Interview verrät sie, was hinter Hathaways verjüngtem Look stecken könnte und warum das frühe Facelift ein absoluter Gamechanger ist.
Anne Hathaway sorgt mit ihrem straffen, aber natürlichen Look für Gesprächsstoff . Viele spekulieren über ein sogenanntes Preservation Lift. Ist sie ein gutes Beispiel für ein frühes Facelifting?
Dr. Sabine Apfolterer: Ob sie tatsächlich ein Facelift hatte, kann man anhand der Fotos nicht eindeutig sagen. Sie sieht auf jeden Fall sehr frisch, extrem jung und absolut natürlich aus – keine Spur von klassischen Lifting-Zeichen wie gestraffter Haut – Stichwort Maskeneffekt –, unnatürlichen Gesichtszügen oder sichtbaren Narben, z.B. um das Ohr. Sie wäre jedenfalls ein Paradebeispiel für ein sogenanntes Preservation Lift.
Was genau versteht man unter einem Preservation Lift?
Apfolterer: Das ist ein frühzeitiges Facelift, bei dem man nicht versucht, die Zeit um Jahrzehnte zurückzudrehen, sondern durch dezente Korrekturen das jugendliche Aussehen zu erhalten. Es basiert auf der Deep-Plane-Technik, die es schon länger gibt – neu ist allerdings der präventive Gedanke dahinter. Man macht den Eingriff nicht erst mit 60 oder 70, sondern bei den ersten deutlichen Altersanzeichen, oft schon ab Mitte 40. Das Ziel ist es, die jugendliche Anatomie zu erhalten, bevor sich tiefe Falten festsetzen, das Gewebe stark absackt und die Haut dünn und sozusagen brüchig wird.
Was ist der Vorteil daran, früher – also in jungen Jahren – zu liften?
Apfolterer: Je früher – oder besser gesagt: je richtiger der Zeitpunkt –, desto natürlicher wirkt das Ergebnis. Die Haut ist elastischer, die Heilung verläuft schneller und die OP selbst ist kürzer und dadurch weniger belastend. Man arbeitet mit dem Gewebe, nicht gegen es. Und: Das Ergebnis hält länger als bei einem Facelift in späteren Jahren – oft gut über 15 Jahre.
Was ist der Unterschied zu einem Facelift im klassischen Alter von 60 oder 70?
Apfolterer: Im höheren Alter ist die Haut bereits geschwächt, Falten sind tief eingegraben – ähnlich wie ein Bruch in einer Vase. Auch wenn man sie wieder zusammensetzt, sieht man die Bruchstelle. Beim Preservation Lift ist das anders: Die Haut ist noch glatt, die Struktur intakt – man setzt früher an, bevor der Alterungsprozess stark fortgeschritten ist.
Woran erkenne ich den richtigen Zeitpunkt?
Apfolterer: Der Alterungsprozess verläuft bei jeder Person unterschiedlich ab, deshalb kann man auch nicht sagen, z.B. mit 40, 45 oder 50 macht ein Lifting Sinn. Es kommt unter anderem auch stark auf den Lebensstil – vor allem Rauchen lässt altern – und auf Gewichtsschwankungen an, wie schnell die Spannkraft des Gewebes nachlässt. Eine gute Skincare-Routine kann den Alterungsprozess ebenfalls hinauszögern. Anzeichen, dass ein Preservation Facelift eine Option sein könnte, sind tiefer werdende Nasolabialfalten, beginnende Hängebäckchen und eine Verwaschung der Kinnlinie. Oftmals bildet sich ein leichter Hautüberschuss am Hals. Auch ein müder Gesichtsausdruck oder eine breiter werdende untere Gesichtshälfte – durch das Absacken des Gewebes bedingt – können Hinweise sein. Vor allem ist es das persönliche Empfinden und Wohlgefühl, das die Entscheidung über Eingriff oder Abwarten vorgibt. Ich befinde mich gerade in einer Phase, in der es mich sehr stört, wenn sich beim Blick nach unten Hautüberschuss an meinem Hals bildet. Daher werde ich nicht mehr allzu lange mit einem Preservation Lift abwarten.
Was wird konkret mit der Deep-Plane-Facelifttechnik am Gesicht verändert?
Apfolterer: Deep Plane ist englisch für tiefe Gewebeschicht oder tiefe Ebene. Genau dort setzt die Technik an. Diese Art des Liftings ist eine geradezu revolutionäre Möglichkeit zur Straffung bzw. Verjüngung verschiedenster Bereiche des Gesichts, wie etwa der Wangen, der Unterkieferlinie und der Mundpartie. Bei herkömmlichen, „klassischen“ Facelift-Methoden werden nur die oberflächlichen Haut- und Muskelstrukturen behandelt. Bei der Deep-Plane-Methode hingegen löse ich die tiefer liegenden Gesichtsgewebsschichten und positioniere diese neu, ohne Zug ausüben zu müssen. Die Haltebänder des Gesichts werden präzise durchtrennt, wodurch die tief liegenden Gewebsschichten vollständig mobilisiert und repositioniert werden können. Das SMAS (Anm.: Superfizielles musculoaponeurotisches System), eine feste Gewebeschicht zwischen dem Unterhautfettgewebe und den mimischen Muskeln, wird in einem natürlichen Vektor angehoben und spannungsfrei in der neuen Position fixiert. In vielen Fällen kombiniere ich das Facelift mit einem Halslift, einer Lidkorrektur oder einer Eigenfettbehandlung, was für besonders harmonische Ergebnisse sorgt. Durch die präzise Behandlung der tiefen Gewebeschichten wird ein effektiveres, jedoch gleichzeitig natürlicheres und länger anhaltendes Ergebnis als bei herkömmlichen Liftings erzielt. Die Repositionierung des tiefen Gewebes ermöglicht eine nachhaltige Verbesserung der Kontur und Straffung von Gesicht und Hals, wobei das Ergebnis weder gestrafft noch geliftet wirkt.
Mit einem Lifting in jungen Jahren verbindet man den Begriff Mini-Lift. Ist das derselbe Eingriff wie ein Preservation Lifting?
Apfolterer: Nein, und das ist wichtig zu wissen! Beim Mini-Lift wird die Haut im hinteren Gesichtsbereich entfernt und nach hinten gespannt. Das ist zwar ein kleinerer Eingriff als ein Deep-Plane-Facelift, hat allerdings auch wenig Effekt. Es hält nur kurz vor – etwa zwei, drei Jahre, führt zu einem Spannungseffekt im Ausdruck und es kommt leicht zu sichtbaren Narben. Beim Preservation Lift hingegen hebe ich die tiefen Gewebeschichten an, repositioniere sie spannungsfrei und schneide überschüssige Haut ohne Zug weg. Es ist eine anatomisch fundierte Methode mit einem harmonischeren Ergebnis, langfristigeren Effekt und weniger sichtbaren Narben.
Wie lange dauert der Preservation-Lift-Eingriff – und wie lange ist man außer Gefecht gesetzt?
Apfolterer: Die OP dauert etwa 4 Stunden. Die Ausfallzeit liegt bei rund zwei Wochen. Bei einem späteren, größeren Facelift wären es eher 5 bis 6 Stunden OP-Zeit und bis zu drei Wochen Ausfall. Auch das Risiko ist bei jüngerer Haut geringer. Aber es gibt natürlich Risiken, so wie bei jedem chirurgischen Eingriff.
Kann man nach 15 Jahren problemlos ein weiteres Facelift machen?
Apfolterer: Ja, absolut. Wenn man die anatomischen Strukturen wie beim Preservation Lift erhält, ist ein Refacelift später unkompliziert möglich – oft braucht es dann nur eine kleinere Korrektur. Und auch mit sanften Methoden wie Botox, Fillern oder Radiofrequenz kann man das Ergebnis sehr gut erhalten.
Welche Grenzen hat ein frühzeitiges Facelift?
Apfolterer: Ein Facelift kann vieles verbessern – aber keine komplette Typveränderung herbeiführen. Es geht um die Bewahrung der eigenen Jugendlichkeit und die Harmonisierung und Unterstreichung der eigenen Schönheit, nicht um einen komplett neuen Look oder kurzlebige Trends.
Zum Abschluss: Ist das Preservation Lift für Sie ein kurzlebiger Trend – oder ein echter Wendepunkt? Apfolterer: Ein Gamechanger! Anders als Modeerscheinungen wie „Foxy Eyes“, die den Gesichtstyp dauerhaft verändern, geht es beim Preservation Lift um Langlebigkeit, Natürlichkeit und Substanz. Patientinnen werden noch viele, viele Jahre nach dem Eingriff frisch und jugendlich aussehen – weil sie rechtzeitig etwas getan haben.