Das Wien-Museum nennt 22.000 Kleidungsstücke aller Epochen sein Eigen und sieht sich somit als "größter Kleiderschrank der Stadt". Nun wurden 300 Exponate der Ringstraßenära in einer Sonderausstellung mit dem Titel "Großer Auftritt" zusammengetragen. Dem Glanz und dem korsettbedingten Elend der Belle Epoque können Modefreunde auch am 5. Oktober von 9 bis 18 Uhr nachspüren.
Das breite Spektrum der drapierten Damenroben reicht dabei vom morgendlichen Negligé über die zweiteilige Nachmittagstoilette für Einkaufstouren bis zum Tailleur für den Mittagskorso. Ein Fokus liegt somit auf der großen Variantenbreite der weiblichen Mode, die den Trägerinnen detaillierte Vorgaben machte, was zu welchem Anlass und Zeitpunkt zu tragen war.
Für manches der Rüschenkleider wurde siebenmal so viel Stoff benötigt wie für gewöhnliche Roben. Zugleich zeigt sich der modische Kampf zwischen der opulenten aus Paris stammenden Mode und den dezenteren Wiener Modellen, wie Michaela Lindinger, gemeinsam mit Kuratorin Regina Karner, bei der Präsentation der Schau betonte: "So etwas wie Haute Couture hat es in Wien nicht gegeben."
Neben den Kleidern widmet sich die Ausstellung allerdings auch dem nicht minder gewichtigen Bereich unter den Roben: Zwei Kilogramm Unterwäsche trugen die Damen durchschnittlich am Leib, darunter die erstmals geschlossene Unterhose. Zum Unterwäschespektrum gehörte auch das obligatorische Korsett, dessen gesundheitliche Auswirkungen anhand einer modellierten Schnürleber demonstriert wird, wobei Interessierte selbst ins versteifte Mieder schlüpfen können.
INFO: "Großer Auftritt. Mode der Ringstraßenzeit", Ausstellung. Bis 1. November, Wien Museum, Karlsplatz, 1040 Wien. Öffnungszeiten: Di bis So, 9 bis 18 Uhr. Näheres unter www.wienmuseum.at.