Die US-Anwälte von Star-Regisseur Roman Polanski haben dessen Festnahme am Samstag in der Schweiz womöglich mitprovoziert. Das berichtete die "Los Angeles Times" (Online) am Dienstag unter Berufung auf mit dem Fall vertraute Quellen.
Die Rechtsvertreter hätten sich im Sommer bei einem Berufungsgericht beschwert, dass es in drei Jahrzehnten keinen ernsthaften Versuch der Behörden gegeben habe, eine Auslieferung Polanskis zu erreichen. Dies soll zur Verhaftung in der Schweiz beigetragen haben, mutmaßte eine namentlich nicht genannte Quelle.
Die Anwälte sollen den Umstand, dass es bisher kein Auslieferungsbegehren seitens der USA gegeben habe, laut "LA Times" mit Blick auf mutmaßliche Verfahrensfehler in dem Fall angeführt haben. Die Anschuldigungen hätten die Behörden entgegen den Absichten der Anwälte angespornt, nach einer Möglichkeit für eine Verhaftung des Filmregisseurs zu suchen - die Wahl ist laut dem Blatt auch deshalb auf die Schweiz gefallen, weil sie ein Auslieferungsabkommen mit den USA unterzeichnet hat.
Der Regisseur, der die französische und polnische Staatsbürgerschaft besitzt, war wegen Missbrauchs einer Minderjährigen bereits seit 2005 international zur Verhaftung ausgeschrieben. Das Opfer hat ihm inzwischen vergeben und spricht sich für eine Einstellung des Verfahrens aus, dem sich Polanski vor 32 Jahren durch Flucht entzogen hatte.
Noch am 16. September konnte Polanski unbehelligt Wien besuchen. Am Samstag war Polanski in Zürich, weil er das "Goldene Auge" für sein Lebenswerk erhalten sollte. Seither sitzt er in Auslieferungshaft. Frankreichs und Polens Außenminister wollen US-Präsident Barack Obama um die Begnadigung des weltberühmten Regisseurs ersuchen.