Die Kirche von England will künftig auch Frauen uneingeschränkt zur Bischofsweihe zulassen.
(c) APAVorschläge zu Sonderregelungen, die von Gegnern von Frauen im Bischofsamt gefordert worden waren, wurden von der Generalsynode der Kirche am späten Montagabend abgelehnt. Damit droht der Anglikanischen Kirche die Spaltung. Allerdings beschloss die Synode nach sechsstündiger Debatte im nordenglischen York, weiter nach Wegen zu suchen, um auch die Gegner von Frauen im Bischofsamt einzubinden.
Drohungen von Geistlichen
1.300 Geistliche hatten gedroht, die anglikanische Kirche zu verlassen, sollten Frauen ohne Einschränkungen zum Bischofsamt zugelassen werden. Sie hatten unter anderem die Ernennung von "Super-Bischöfen" gefordert, die für die Gemeinden zuständig sein sollten, in denen keine weiblichen Bischöfe akzeptiert werden.
"Sehr gut für unser ganzes Volk"
Der Abstimmung in der Generalsynode der Kirche von England, der Mutterkirche der Anglikaner, gingen emotionale Szenen voraus. Mehrere Bischöfe hatten eine Verschiebung der Entscheidung gefordert. Dagegen wurde der Beschluss der Generalsynode von vielen Befürwortern von Frauen im Bischofsamt begrüßt. "Das ist sehr gut für die Kirche und sehr gut für Frauen und auch gut für unser ganzes Volk", sagte Christina Rees, Vorsitzende der Gruppe Frauen und Kirche.
Mehr als 25 Mio. Gläubige
Die Kirche von England entstand im 16. Jahrhundert durch den Bruch von König Heinrich VIII. mit dem Papst. Heute gehören ihr mehr als 25 Millionen Gläubige in England, auf den Kanalinseln und der Isle of Man an. Die "Church of England" ist Teil der weltweiten Gemeinschaft anglikanischer Kirchen mit rund 80 Millionen Anhängern. Dazu gehören die Landeskirchen in Wales und Schottland sowie zahlreiche Kirchen in früheren britischen Kolonien, besonders in Afrika und Asien.
Staatskirchen-Status
Seit ihrer Entstehung hat die Kirche von England den Status einer Staatskirche. So ist der Monarch seit Heinrich VIII. auch weltliches Oberhaupt der Kirche. Primas und damit innerkirchliches Oberhaupt ist der Erzbischof von Canterbury. Die Bischöfe werden auf Vorschlag des Premierministers von der Königin ernannt. Zu den Privilegien der Staatskirche gehört, dass mehr als 20 ihrer Bischöfe im britischen Oberhaus sitzen und so an der Gesetzgebung beteiligt sind.
Theologisch sind die Kirche von England und die römisch-katholische Kirche nicht weit auseinander. Die Anglikaner erkennen aber den universellen Primat (Vorrangstellung) des Papstes nicht an. Anders als bei den Katholiken können bei ihnen seit 1993 Frauen zum Priester geweiht werden.