Star im Hörsaal. Die deutsche Parade-Feministin Alice Schwarzer kommt im Frühling als Gastprofessorin nach Wien. Der Talk.
(c) HochmuthAlice Schwarzer (66) hat einen messerscharfen Verstand, ist wortgewandt, schlagfertig und kann zum Brüllen witzig sein: Im April und Mai wird die deutsche Parade-Feministin und Emma-Herausgeberin am Wiener Publizistik- Institut und an der Universität für angewandte Kunst Vorlesungen halten.
Im Talk mit MADONNA spricht Alice Schwarzer über den Elan, den die Frauenbewegung bräuchte, die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere und verrät, worauf sie sich in Wien schon jetzt besonders freut
Sie übernehmen im Sommersemester eine Gastprofessur in Wien. Was genau werden Sie unterrichten?
Alice Schwarzer: Ich werde in Wien mit den Publizisten zu tun haben und mit den Künstlern. Das ist doch eine spannende Mischung! Im Rahmen der Herzl-Dozentur halte ich Vorträge über den Journalismus: meinen ganz persönlichen Weg von der Volontärin zur Blattmacherin, die Technik des Interviews – und die Verantwortung, die wir Journalisten für Menschen haben. An der Angewandten spreche ich während meiner Gastprofessur über so brisante Themen wie Pornografie und Kunst, oder Fundamentalismus, Menschenrechte und Emanzipation.
Für viele Frauen ist Gleichberechtigung heute selbstverständlich. Fehlt eine „kämpferische“ Frauenbewegung?
Schwarzer: Das finde ich überhaupt nicht. Nie waren Frauen so emanzipiert wie heute – auch wenn neue, oft innere Widersprüche aufgetaucht sind. Und neue Probleme: der verstärkte Mütterwahn, der die Frauen wieder ins Haus locken will, der Weiblichkeitswahn, der Frauen verunsichern will. Doch eines stimmt: Wir müssen neue, zeitgemäße Formen finden, uns zu vernetzen.
Bräuchten wir dazu nicht einen neuen Feminismus?
Schwarzer: Nein, was wir brauchen, ist ein neuer Elan für den bestehenden Feminismus. Und Frauen, die öffentlich sagen: „Ich bin stolz, eine Feministin zu sein.“ Die Definition ist klar: gleiche Chancen, gleiche Rechte, gleiche Pflichten!
Die große Herausforderung ist immer noch die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere – haben Sie eine Lösung?
Schwarzer: Die Zeit ist gekommen, in der Frauen Männer stärker einklagen müssen! Es ist der Punkt gekommen, mit Männern auf Augenhöhe zu verhandeln und Kompromisse zu finden. Frauen müssen sich endlich trauen, nicht um jeden Preis geliebt werden zu wollen. Sie müssen sagen können: Das ist für mich das Mindeste. Laut einer deutschen Untersuchung haben 96 Prozent der Studentinnen, die Mütter sind, vor der Geburt noch nicht einmal mit dem werdenden Vater über die Aufteilung der Kinderbetreuung geredet. Denen kann man nicht helfen Als Mann wird man nicht von sich aus sagen: Ich will jede Nacht aufstehen und Pampers wechseln, ich werde im Beruf zurückstecken Männer sind ja auch keine Masochisten. Da muss man miteinander verhandeln und Kompromisse finden. Wenn Frauen sich verändern, müssen sich zwangsläufig auch die Männer mit verändern.
Freuen Sie sich schon auf Ihren Aufenthalt in Wien?
Schwarzer: Na, und wie! Ich bin sehr gespannt auf die Diskussionen mit den Studentinnen. Ich erlebe zum ersten Mal den Frühling in Wien. Und: Ich freue mich schon jetzt auf die Schnittchen bei Trzesniewski!
Im Talk mit MADONNA spricht Alice Schwarzer über den Elan, den die Frauenbewegung bräuchte, die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere und verrät, worauf sie sich in Wien schon jetzt besonders freut
Sie übernehmen im Sommersemester eine Gastprofessur in Wien. Was genau werden Sie unterrichten?
Alice Schwarzer: Ich werde in Wien mit den Publizisten zu tun haben und mit den Künstlern. Das ist doch eine spannende Mischung! Im Rahmen der Herzl-Dozentur halte ich Vorträge über den Journalismus: meinen ganz persönlichen Weg von der Volontärin zur Blattmacherin, die Technik des Interviews – und die Verantwortung, die wir Journalisten für Menschen haben. An der Angewandten spreche ich während meiner Gastprofessur über so brisante Themen wie Pornografie und Kunst, oder Fundamentalismus, Menschenrechte und Emanzipation.
Für viele Frauen ist Gleichberechtigung heute selbstverständlich. Fehlt eine „kämpferische“ Frauenbewegung?
Schwarzer: Das finde ich überhaupt nicht. Nie waren Frauen so emanzipiert wie heute – auch wenn neue, oft innere Widersprüche aufgetaucht sind. Und neue Probleme: der verstärkte Mütterwahn, der die Frauen wieder ins Haus locken will, der Weiblichkeitswahn, der Frauen verunsichern will. Doch eines stimmt: Wir müssen neue, zeitgemäße Formen finden, uns zu vernetzen.
Bräuchten wir dazu nicht einen neuen Feminismus?
Schwarzer: Nein, was wir brauchen, ist ein neuer Elan für den bestehenden Feminismus. Und Frauen, die öffentlich sagen: „Ich bin stolz, eine Feministin zu sein.“ Die Definition ist klar: gleiche Chancen, gleiche Rechte, gleiche Pflichten!
Die große Herausforderung ist immer noch die Vereinbarkeit von Kindern und Karriere – haben Sie eine Lösung?
Schwarzer: Die Zeit ist gekommen, in der Frauen Männer stärker einklagen müssen! Es ist der Punkt gekommen, mit Männern auf Augenhöhe zu verhandeln und Kompromisse zu finden. Frauen müssen sich endlich trauen, nicht um jeden Preis geliebt werden zu wollen. Sie müssen sagen können: Das ist für mich das Mindeste. Laut einer deutschen Untersuchung haben 96 Prozent der Studentinnen, die Mütter sind, vor der Geburt noch nicht einmal mit dem werdenden Vater über die Aufteilung der Kinderbetreuung geredet. Denen kann man nicht helfen Als Mann wird man nicht von sich aus sagen: Ich will jede Nacht aufstehen und Pampers wechseln, ich werde im Beruf zurückstecken Männer sind ja auch keine Masochisten. Da muss man miteinander verhandeln und Kompromisse finden. Wenn Frauen sich verändern, müssen sich zwangsläufig auch die Männer mit verändern.
Freuen Sie sich schon auf Ihren Aufenthalt in Wien?
Schwarzer: Na, und wie! Ich bin sehr gespannt auf die Diskussionen mit den Studentinnen. Ich erlebe zum ersten Mal den Frühling in Wien. Und: Ich freue mich schon jetzt auf die Schnittchen bei Trzesniewski!