10 Jahre danach

Kira Grünberg: Warum sie den Unfall-Tag als ihren Life Day feiert

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10 Jahre nach ihrem folgenschweren Unfall spricht Ex-Stabhochspringerin Kira Grünberg über das Leben mit einer Behinderung und ihren Einsatz für mehr Barrierefreiheit.  

Mit vereinten Kräften für eine barrierefreie Zukunft“, so das Motto eines Projekts, das vergangene Woche von Kira Grünberg (31) und dem steirischen Unternehmer Alexander Frank auf dem Wiener Flughafen präsentiert wurde. Ebendort sollen nämlich künftig auch die digitalen Anzeigetafeln von iBox zu finden sein, die Menschen mit Behinderung ermöglichen, wichtige Informationen wie Ankunfts- und Abflugzeiten auf Augenhöhe zu erhalten.

Ein schritt in die richtige Richtung ist die von Kira Grünberg präsentierte iBox, eine digitale Infotafel auf Augenhöhe.  

Ein schritt in die richtige Richtung ist die von Kira Grünberg präsentierte iBox, eine digitale Infotafel auf Augenhöhe.  

© iBox

"Der Unfall hat mich gelehrt, geduldiger und gelassener zu sein" 

Die Barrieren für Menschen mit Behinderung musste Kira Grünberg in den letzten zehn Jahren selbst kennenlernen, nachdem Österreichs Rekordhalterin im Stabhochsprung beim Training so schwer verunglückte, dass sie seither querschnittsgelähmt ist. Im Interview spricht die aktive Botschafterin für Barrierefreiheit über ihre Erfahrungen.   

Was bedeutet Barrierefreiheit für Sie? Und warum gefällt Ihnen die Innovation iBox?
Kira Grünberg: Barrierefreiheit wird meiner Meinung nach oft viel zu einseitig gedacht. Die meisten denken dabei nur an Rampen und Aufzüge für Rollstuhlfahrer:innen. Doch Barrierefreiheit bedeutet viel mehr: Sie umfasst auch die Bedürfnisse von blinden, sehbehinderten und gehörlosen Menschen sowie von Menschen mit Lernschwierigkeiten. Jeder Schritt in Richtung mehr Barrierefreiheit ist enorm wichtig. Die iBox zeigt, dass sich Innovation, Technik und Barrierefreiheit ideal ergänzen können – und so für alle nutzbar sind.

Welche Gefühle verbinden Sie mit dem 30. Juli 2015, dem Tag Ihres Unfalls?
Grünberg: Mittlerweile feiere ich den 30. Juli als meinen „Life Day“. Dieser Tag hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt und so gut wie alles verändert. Aber bei all den Herausforderungen gab es auch viele positive Entwicklungen. Der Unfall und die daraus resultierende Querschnittlähmung haben mich gelehrt, geduldiger und gelassener zu sein. Ich durfte meinen Körper neu kennenlernen – und ich würde sogar sagen, dass ich ihn heute besser verstehe als vor dem Unfall.

Kira Grünberg hält seit 2014 den österreichischen Rekord im Stabhochsprung. 2015 erlitt sie einen schweren Unfall. 

Kira Grünberg hält seit 2014 den österreichischen Rekord im Stabhochsprung. 2015 erlitt sie einen schweren Unfall. 

© JeanPierreDurand/GEPAPictures

Wie haben Sie das alles verarbeitet? Was hat Ihnen dabei am meisten geholfen?

Grünberg: Diese Frage habe ich mir selbst oft gestellt: Warum konnte ich mit der neuen Situation so schnell so gut umgehen? Heute weiß ich, dass viele Faktoren eine Rolle gespielt haben. Der erste wichtige Schritt war die Akzeptanz der neuen Realität. Ich habe die Situation angenommen, wie sie ist – und darauf aufgebaut. Die große Unterstützung durch meine Familie und mein Umfeld hat entscheidend zu meiner positiven Einstellung beigetragen. Ich konnte mich jederzeit auf die Menschen um mich herum verlassen.

Auch der Sport hat mir geholfen: Schon früh habe ich gelernt, mit Niederlagen und Erfolgen umzugehen und hart an mir selbst – körperlich wie mental – zu arbeiten. Während meiner Reha habe ich viele Menschen mit Querschnittlähmung kennengelernt, die ein ganz normales Leben führen – sie sind Eltern, arbeiten, reisen, haben Hobbys. Das hat mir gezeigt: Auch ich kann all das erreichen. Was mir gut gelungen ist – und worauf ich selbst aktiv Einfluss nehmen konnte – war, meine Stärken aus der Zeit als Leistungssportlerin nicht zu verlieren. Die Motivation, mir hohe Ziele zu setzen, und der Optimismus, diese auch erreichen zu können, sind geblieben.

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