Am 8. September verstarb Queen Elizabeth II. im Alter von 96 Jahren. In Erinnerung bleibt sie als eine der diszipliniertesten Frauen der Welt.
Für viele Frauen war sie ein Vorbild - obwohl sie nicht als klassische Feministin galt.
Ganze 70 Jahre lang war Queen Elizabeth II. Königin von Großbritannien, Nordirland und vierzehn weiteren Staaten. Sie galt als selbstbeherrscht, würdevoll und über alle Maßen pflichtbewusst. Ihre Stärke, Willenskraft, Arbeitsmoral und Persönlichkeit waren Inspiration und Motivation zugleich -für Millionen von Menschen, vor allem aber für Frauen. Und das, obwohl Queen Elizabeth sich selbst nie als klassische Feministin bezeichnete.
Taten sagen mehr als Worte. Feminismus bedeutet nicht, dass Frauen sich wie Männer verhalten. Vielmehr bedeutet es, dass patriarchale Systeme und Strukturen aufgebrochen und abgeschafft werden. Es bedeutet, dass eine Gesellschaft etabliert wird, in der sich Männer und Frauen auf Augenhöhe begegnen. Obgleich sich Queen Elizabeth in der Öffentlichkeit nie explizit zum Feminismus bekannte, sprachen ihr Lebensstil und ihre Karriere Bände. Im Jahr 1952 wurde die damalige Elizabeth Alexandra Mary Windsor mit zarten 25 Jahren zur Königin. Die Vorstellung, dass nun eine Frau das Sagen hatte, war zur damaligen Zeit völlig neu. Denn Frauen waren damals primär für Haushalt und Kinder zuständig. Doch Queen Elizabeth leistete harte royale Arbeit -mit viel Hingabe und Disziplin. Sie zeigte der Welt, dass das Geschlecht für diese Tätigkeiten vollkommen irrelevant ist. Sie verdeutlichte, was -natürlich unter gewissen Voraussetzungen -möglich ist und dass Frauen und Männer einander in der Berufswelt ebenbürtig sind. Somit räumte sie bereits zu einer damals noch männerdominierten Zeit mit Klischees und Geschlechterstereotypen auf.
Modern und unangepasst. Auch im Privaten brach die Queen mit zahlreichen Rollenbildern. Sie liebte es, zu reiten, zu jagen und zu fischen. Ihre Liebe zu Tieren begleitete sie ihr gesamtes Leben lang - bis ins hohe Alter ritt sie noch ihre eigenen Pferde aus, angeblich ohne Helm. Im Zweiten Weltkrieg wurde die damalige 18-jährige Prinzessin zur Mechanikerin und Militärlastwagenfahre rin ausgebildet. Zeit ihres Lebens galt sie als leidenschaftliche Autofahrerin. Während des Kriegs trat Queen Elizabeth in die Frauenabteilung des britischen Heeres ein. Bis heute ist sie damit das einzige weibliche Mitglied der Royal Family, das je bei der Armee war.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Unüblich zur damaligen Zeit war es auch, dass Queen Elizabeth II. trotz ihrer vier Kinder, die sie mit ihrem geliebten Prinz Philip hatte, einem Fulltime-Job nachging. Immer wieder musste sie ihre Kinder alleine lassen, um Staatsgeschäfte zu erledigen - etwas, das ihr in der Öffentlichkeit nicht nur einmal vorgehalten wurde. Und dennoch bemühte sie sich stets, ihre Aufgaben als Königin Großbritanniens mit ihren familiären Pflichten zu vereinbaren.
Trauer um eine Ikone. Internationale Politiker bezeichnen Queen Elizabeth II. nach ihrem Tod auf ihrem schottischen Landsitz Schloss Balmoral als "eine Frau, die ein Jahrhundert geprägt hat", als "Quelle der Stärke und Zuversicht", als "Inkarnation von Pflichtgefühl, moralischer Integrität, als Symbol von Verlässlichkeit, Hingabe und Würde". Die neue britische Premierministerin Liz Truss würdigte die Queen als "Fels", auf dem das moderne Großbritannien errichtet worden sei. Das Land sei unter ihrer Herrschaft gewachsen und gediehen. Mit mehr als 130 Staatsbesuchen galt sie als das meistgereiste Staatsoberhaupt der Welt. Obwohl sich die stets pflichtbewusste, höchst professionelle und emanzipierte Königin fast nie erlaubte, öffentlich Gefühle zu zeigen, galt sie im Privaten als warmherzig, aufgeschlossen und voll britischen Humors.