Krimi-Spannung

Martina Ebm im Talk über ihren ersten "Tatort"-Fall

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In einem neuen Wiener „Tatort“ steht die Schauspielerin unter Mordverdacht. Im MADONNA-Interview spricht sie über den Krimi und die Parallelen zwischen Spitzengastronomie und Schauspielwelt. 

Für Martina Ebm (43) ist es eine Premiere: In „Tatort: Messer“ (13. April, 20.15 Uhr, ORF 2) hat die Schauspielerin, bekannt aus „Vorstadtweiber“ und „Bad Fucking“, ihren ersten Auftritt in der Krimireihe und zeigt als Besitzerin eines Haubenlokals, dass es hinter den Kulissen ganz anders zugehen kann, als es scheint. Das Arbeitsumfeld ist toxisch, die Lage unübersichtlich. Das Mordopfer ist der umstrittene Chefkoch André Brauer (Daniel Keberle) – und ihr Mann. Das macht Ebm alias Alicia Brauer zur Verdächtigen in einem spannenden Fall mit vielen Wendungen.

Ist es etwas Besonderes, einen „Tatort“ zu drehen?
Martina Ebm:
Der „Tatort“ ist ein besonderes Format, das eine große Fangemeinde hat und neben Netflix und anderen Streamingdiensten nach wie vor gut funktioniert. Dem Wiener Tatort verleiht auch das Ermittler-Duo eine besondere Note. Das macht ihn über die Grenzen hinaus beliebt. Egal, wohin ich in Deutschland komme, alle mögen den Wiener Charme und den Wiener Humor. Der Wiener „Tatort“ ist einfach was ganz Besonderes.

"Tatort"-Premiere für Martina Ebm

Verbinden Sie mit ihm auch Kindheits- oder Jugenderinnerungen?
Ebm:
Natürlich. Sonntag war „Tatort-Tag“. Da nahm man sich nichts anderes vor, um ihn sehen zu können. Damals war das so. Deswegen gibt es diese große Fangemeinde bis heute, es wurde quasi weitervererbt. Außerdem werden soziale Themen behandelt, die aus dem Leben gegriffen sind. Und bei den österreichischen Ermittlern gibt es das Menschelnde, das Alltägliche, das „Normale“. Diese Kombination macht den Erfolg aus.

Wie würden Sie Ihre Figur beschreiben?
Ebm:
Alicia Brauer wirkt auf den ersten Blick kühl und distanziert, vielleicht auch bösartig. Wenn man ein bisschen tiefer blickt, sieht man, wie viel Demütigung sie hingenommen und wie viel sie geleistet hat, um ihren Lebenstraum zu erfüllen. Sie kämpft um den Respekt des Teams, ist aber gleichzeitig traurig darüber, dass sie so viel kämpfen muss. Ihr Lebenszweck ist ihr Lokal, ihr Bestehen in der Spitzengastronomie. Bei Schauspielern ist das oft ähnlich. Auch wir ringen um den Erfolg vor Publikum.

Inwiefern ähneln sie sich?
Ebm:
Erstens überschneiden sich Privatleben und Berufsleben permanent. Man bemüht sich intensiv um die Zuschauer bzw. die Gäste, mitunter auch mit Abstrichen beim Privatleben. Daher erscheinen mir die beiden Themen verwandt zu sein.

Was macht für Sie einen guten Krimi aus?
Ebm:
Nichts darf vorhersehbar sein. Wenn ich frühzeitig weiß, wer der Täter ist, ist das langweilig. Am besten ist ein Krimi, der gegen Ende hin noch einen überraschenden Twist hat, etwas, das man nicht vorhergesehen hat, auch wenn im Nachhinein klar wird, warum es genau so richtig war. Ein perfekter Krimi basiert immer auf einem klugen Drehbuch.

Krimis sind in den letzten Jahren sehr erfolgreich. Warum, denken Sie, ist das so?
Ebm:
Das liegt am Spannungsbogen, an außergewöhnlichen Momenten, an der Möglichkeit, im Stillen mitzuraten, wer es denn gewesen sein könnte. Ich schaue auch gerne Krimis, weil es mich entspannt, in eine aufregende Geschichte hineingezogen zu werden. Außerdem lenken Krimis ab, verlangen aber auch Konzentration. Wenn man nebenbei auf Social Media ist, kennt man sich nicht mehr aus – und das Ganze verliert an Reiz. Viele ORF-Krimis sind sehr gut gemacht und daher beliebt. Aus schauspielerischer Perspektive ist jedoch die Komödie das schwierigste Genre. Es ist schwer, lustig zu sein – für Schauspieler wie für Drehbuchautorinnen und -autoren.

Was macht die Komödie so viel schwieriger?
Ebm:
Jeder liebt eine andere Art von Humor. Oft ist der subtile Humor der lustigere, auch wenn man nicht gleich lauthals loslacht. Aber es gibt auch platten Humor, der sehr lustig sein kann. Humor ist immer eine Gratwanderung. Beim Krimi geht’s um eine gut erzählte, spannende Story. Da wird ermittelt und es kommen meist mehrere Verdächtige als Täter in Frage, die es möglichst lange auch bleiben, um die Spannung aufrechtzuerhalten. Bei der Komödie muss der Schauspieler sowohl den Humor als auch das Timing perfekt beherrschen. Deswegen ist die Komödie die größere Herausforderung.

Dieser „Tatort“ zeigt ein toxisches Arbeitsumfeld. Das sagt man über die Schauspielwelt auch. Erkennen Sie Parallelen?
Ebm:
Ich sehe Parallelen zwischen Filmwelt und Spitzengastronomie. Aber auch zu anderen Branchen. Wo es ein ausgeprägtes Machtgefälle und Ungerechtigkeit gibt, hat man schnell toxische Arbeitsverhältnisse. Deswegen funktionieren flache Hierarchien oft besser. Aber: Wenn man für etwas brennt, dann rennt man los und macht und tut. Dann ist es manchmal schwierig, Grenzen zu ziehen bzw. in jeder Situation sofort zu erkennen, was okay ist und was nicht.

In den letzten Jahren ist viel über diese Strukturen gesprochen worden. Spüren Sie Veränderungen?

Ebm: Ja, sowohl beim Film als auch im Theater. Die vielen Diskussionen haben zu positiven Veränderungen geführt, auch strukturell, und wir Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen werden besser geschützt. Es wird heutzutage viel mehr über Grenzen und Übergriffe gesprochen, sodass Bewusstsein entsteht und unangenehme Dinge nicht mehr verharmlost werden können.

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