Die Plakataktion eines ausgegrenzten Vaters erregte Aufsehen. Jetzt erzählen andere Betroffene in MADONNA ihre Geschichte.
V. l. n. r. Martin Stiglmayr & Martina Welz (Mitte), Rudolf Reitmeier und Gerald Zeiner. Foto (c) Pauty Plakat-Aktion.
Der Linzer Friseur Gert Bachmayr hat seine Kinder (11 und 14) seit drei Jahren nicht mehr gesehen. Mit der Plakataktion will er darauf aufmerksam machen.
Foto (c) SchwarzlAuch heuer wieder wird in zahlreichen Familien unterm Weihnachtsbaum keine Fröhlichkeit aufkommen. Viele Kinder werden ihre Väter vermissen, weil diese sich nach der Scheidung nicht mehr um sie kümmern wollen. Oder aber, weil ihre Väter sich nicht um sie kümmern dürfen. Für die betroffenen Kinder ist es in erster Linie nicht von Bedeutung, warum ihr Vater sich nicht meldet. Es macht sie hilflos und unendlich traurig, dass der Papa nicht da ist. Für Schlagzeilen sorgte zuletzt ein Vater aus Linz, dem der Kontakt zu seinen zwei Kindern seit drei Jahren verwehrt wird. Und der mittels eine Plakatkampagne auf seine Ohnmacht aufmerksam machen möchte.
Warten und hoffen
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass mich meine zwei großen Kinder eines Tages doch sehen möchten“, sagt Gert Bachmayr (39), der seine Kinder seit drei Jahren nicht mehr gesehen hat und der ihnen nun mit dieser Plakataktion zeigen wollte, dass er sie nicht vergessen hat und liebt. Davor hat er alles probiert, was möglich ist, um den Kontakt zu seinem mittlerweile 14-jährigen Sohn und seiner 11-jährigen Tochter aufrecht zu halten. „Ich habe ihnen Päckchen vor die Tür gelegt, mit Transparenten vor dem Zaun um Aufmerksamkeit gebuhlt, ihnen Briefe geschrieben und ich bin von Pontius zu Pilatus gerannt, um mein Besuchsrecht einzufordern“, so der verzagte vierfache Vater, der mit seiner Lebensgefährtin zwei kleine Kinder im Alter von zwei Jahren und 21 Monaten hat.
„Ich möchte natürlich auch, dass meine Großen ihre beiden kleinen Geschwister kennenlernen, aber da meine Exfrau die Kinder gegen mich beeinflusst hat und ich keine Möglichkeit habe, mit ihnen zu reden, kann ich momentan nur auf ein Wunder hoffen.“ Das Handy, das er den Kindern geschickt hat, durften sie nicht verwenden, am Festnetz hebt keiner ab. „Es schmerzt, dass mich die Kinder nicht sehen wollen und ich befürchte, dass es auch heuer zu Weihnachten zu keinem Treffen kommen wird.“
Der Rosenkrieg, der derzeit ganz Österreich beschäftigt, hat eine lange Vorgeschichte: „Meine Exfrau und ich sind schon seit fünf Jahren getrennt. Aber ich wollte mich nicht scheiden lassen, damit sich für die Kinder nicht allzu viel ändert und sie in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können. Aber“, so Bachmayr weiter, „als es dann nach meinem Auszug zu einer Entfremdung kam, weil es mit den Besuchen nicht geklappt hat, wollte ich mit einer Scheidung klare Verhältnisse schaffen und eine eindeutige Regelung für die Besuchskontakte.“
Die Regelung gibt es am Papier, eingehalten wird sie nicht. Und Bachmayr kann nichts dagegen unternehmen. Die Kinder mit der Polizei vorführen zu lassen, kommt nicht infrage. Er kann nur warten und hoffen. „Vielleicht besinnt sich meine Exfrau jetzt vor Weihnachten und meldet sich bei mir. Das wäre der Idealfall.“
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Gutachten ohne Folgen
Gerade vor und um Weihnachten ist die emotionale Belastung bei den ausgegrenzten Vätern besonders hoch: „Letztes Jahr konnte ich meinem Sohn seine Weihnachtsgeschenke erst Anfang Februar überreichen“, sagt Gerald Zeiner (43), der seit der Scheidung vor drei Jahren um eine vernünftige Besuchsregelung kämpft. „Die Mutter meines mittlerweile vierjährigen Sohnes wurde sogar schon zum zweiten Mal zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie mit allen möglichen Mitteln die Besuchskontakte verhindert. Sie zahlt und“, so der verzweifelte Vater weiter, „lässt sich irgendeine neue Ausrede einfallen, um den nächsten Termin abzusagen.“
So etwa sieht der Angestellte seinen kleinen Sohn im Schnitt nicht alle 14 Tage wie vereinbart, sondern nur alle drei Wochen. Für genau fünfzig Minuten. Im Beisein einer Psychologin im Besuchs-Café. Das belastet und kostet dem fassungslosen Vater pro Treffen auch noch 30 Euro. „Meine Exfrau behauptet, ich wäre aggressiv und darum hat man das so geregelt.“
Und das obwohl es schon zwei Gutachten gibt, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Vater und Sohn ein sehr gutes Verhältnis haben. „Die Gutachterin war erstaunt, wie gut es zwischen uns klappt und sie hat die Ausdehnung der Besuchsregelung auch dringend empfohlen.“ Gehalten hat sich bislang keiner daran. Zeiner wird weiter um sein Recht kämpfen und alle ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ausschöpfen. Ob er damit Erfolg hat, wird sich weisen. „Als Vater bist du in diesem Land machtlos“, sagt er zornig. „Es gibt Gesetze, aber diese werden nicht überprüft. Wir leben in einem Staat, der den Müttern alles und den Vätern nichts zubilligt.“
Zahnlose Gesetze
Davon kann auch Rudolf Reitmeier, (44) ein Lied singen. „Mein Sohn ist jetzt 18 Jahre alt und ich habe ihn das letzte Mal gesehen, als er drei war. Ich weiß nicht einmal, wie er aussieht, was er macht. Gar nichts. Nach 15 Jahren Kampf aber kann ich mit Gewissheit sagen, dass es in meinem Fall nicht um das Wohl des Kindes geht und die Menschenrechte des Kindes mit Füßen getreten werden.
Zudem, so der technische Angestellte, der mit der Mutter seines Sohnes nicht verheiratet war und mit seiner späteren Ehefrau noch zwei Kinder hat, bitter weiter, führe dieser Kampf bereits bei allen Beteiligten zu psychischen Beeinträchtigungen: „Dem System ist es scheinbar egal, wie viele geschädigte Personen da überbleiben. Und ich verstehe nach all dem, was ich erlebt habe auch, dass Väter irgendwann einmal aufgeben, weil sie nicht mehr können.“
Versagen der Behörden
Am Ende seiner Kräfte ist auch Martin Stiglmayr (40), der seit drei Jahren darum kämpft, seinen Töchtern Anna (8) und Pia (6) ihren größten Wunsch zu erfüllen. „Anna und Pia wollen nicht bei ihrer Mutter und deren Mann, sondern bei mir, meiner Partnerin und ihren Kindern leben“, so der Lagerarbeiter. „Die Gründe dafür sind den Behörden bekannt, aber man ignoriert sie. Ich werde gezwungen mit anzusehen, was meinen Töchtern dort angetan wird. Und kann nichts tun.“ Weil man im Zweifelsfall immer noch den Müttern mehr als den Vätern glaubt...