Helene Fischers neues Album sprengt alle Rekorde. Was macht die Schlager-Queen so erfolgreich?
Die Situation passt perfekt in die (Schein-)Welt der Schlagermusik: Ein Tross an Menschen erwartet uns im Zimmer eines Luxushotels. „Keine privaten Fragen“, bittet der eine. „Versuchen Sie bitte, sich kurz zu halten – wir haben heute noch so viele Termine“, fleht der andere. Einzig der Star wirkt entspannt, grüßt freundlich, lächelt und trällert: „Alles kein Problem.“ Kein Wunder, schließlich ist Helene Fischer (29) nach Wien gekommen, um ihre neue CD Farbenspiel zu promoten. Wenngleich PR kaum noch vonnöten ist: Das Album schnellte in den deutschen, österreichischen und Schweizer Charts sofort nach Erscheinen von null auf Platz eins und krönte die gebürtige Russin, die seit über fünf Jahren mit TV-Moderator Florian Silbereisen liiert ist, zur aktuellen internationalen Schlager-Queen. Das Interview.
Frau Fischer, welchen Bezug haben Sie zu Österreich, wo Sie inzwischen ja auch ein Millionenpublikum begeistern?
Fischer: Ich bin ja meistens hier, wenn ich arbeiten muss, daher kenne ich von diesem Land nicht sehr viel. Außer ein paar schöne Hotels und Straßen und Landschaften, durch die ich fahre. Aber, was ich hier sehr gerne mache, ist, gut zu essen. Das habe ich auch diesmal wieder machen dürfen.
Wie ist das, wenn Helene Fischer ein Gasthaus in Wien betritt?
fischer: Es ist richtig unspektakulär! Entweder haben mich die Leute erkannt, mich aber in Ruhe gelassen, oder sie wussten wirklich nicht, wer ich bin. Das war sehr angenehm.
Anders als in Deutschland?
Fischer: Auch in Deutschland gelingt es mir gut, dass man mich nicht gleich erkennt, wenn ich die Haare zusammengebunden habe oder eine Mütze aufhabe. Aber es ist nicht mehr ganz so einfach wie hier, wo ich es genieße, mich frei bewegen zu können, weil sich niemand für mich interessiert.
Umgekehrt macht doch genau das Ihren Erfolg aus, dass sich so viele Menschen für Sie interessieren...
fischer: Natürlich und ich kann das auch gut verstehen. Aber wenn man ab und zu mal essen oder durch die Straßen gehen kann wie jeder andere auch, ist das auch schön.
Auf Ihrer neuen CD sind viele Songs, die moderner anmuten als die üblichen Schlagerlieder. Wollen Sie den Schlager in ein neues Zeitalter führen?
fischer: Das war nie mein Plan. Ich habe also nicht gesagt, dass wir jetzt mal die Schlagerwelt aufrütteln müssen. Ich bin ja erst vor ein paar Jahren in das Business hineingeraten – und meinen eigenen Weg gegangen. Diese Shows mit Musical und Theaterelementen, die sich daraus entwickelt haben, gab es bis dahin noch nie. Deshalb sagen jetzt viele, dass wir den Schlager modernisiert haben. Das war aber nicht der Plan. Aber es freut mich natürlich unheimlich, dass junge wie ältere Menschen Spaß an meinen Shows haben.
Wie würden Sie Ihr Erfolgsgeheimnis definieren?
fischer: Alles, was ich auf der Bühne tue, mache ich mit viel Liebe und Leidenschaft. Und ich bin sehr ehrlich im Umgang mit den Menschen, aber auch mit mir selbst.
Ein neuer Song von Ihnen heißt „Fehlerfrei“ – welche Fehler hat Helene Fischer?
fischer: Ich erzähle in dem Song – natürlich mit einem Augenzwinkern – zum Beispiel, was ich für ein Chaot bin. Und das bin ich in der Tat. Ich schaffe es nicht, das Zeitmanagement gut hinzubekommen – und dann bin ich völlig durch den Wind. Aber ich habe gelernt, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Das Leben ist wesentlich leichter, wenn man sich nicht allzu ernst nimmt.
An Schlagerstars wird kritisiert, dass sie kaum Ecken und Kanten haben. Haben Sie welche?
fischer: Man kann das ja nicht erzwingen, Ecken und Kanten zu haben. Ich denke, das ist auch ein Reife- und Entwicklungsprozess. Vermutlich werde ich mit 40 mehr Ecken und Kanten haben als heute mit 29. Keine Ahnung. Aber ich lasse die Menschen eben lieber an schönen Dingen teilhaben. Sicher habe ich auch meine Macken, aber Ecken und Kanten... ich weiß nicht. Ich bin ein sehr positiver Mensch.
Über Ihr Privatleben sprechen Sie sehr ungern, obwohl Sie und Ihr Partner ja Personen öffentlichen Interesses sind...
Fischer: Gerade deshalb wollen wir unser Privatleben als etwas bewahren, das nur uns gehört. Natürlich habe ich mir diesen Beruf selbst ausgesucht, aber ich habe mit diesem großen Interesse an meiner Person nie gerechnet. Heute weiß ich, dass das dazugehört, aber meine Fans bekommen ohnehin schon sehr viel von mir – man gibt auf der Bühne ja viel von sich her – aber ich will nun mal Grenzen ziehen.
Kürzlich haben Sie sich sich aber auf der Bühne sogar geküsst...
fischer: Ja, weil doch alles andere komisch und unnatürlich gewesen wäre. Hätte ich ihm die Hand schütteln sollen? Dann wäre sicher wieder die Gerüchteküche losgegangen, ob wir noch zusammen sind.
Die Musikbranche, vor allem aber die Schlagerbranche gilt als hartes Pflaster. Wie groß ist der Druck tatsächlich?
fischer: In der Tat ist der Druck in der Musikbranche generell sehr groß – allein schon aufgrund des Internets. Aber ich spüre keinen Druck – wie kann ich auch, es läuft seit Jahren zum Glück so gut bei mir. Natürlich haben die Fans eine Erwartungshaltung, die es zu erfüllen gilt. Das ist aber mehr Ansporn als Druck.