Es ist ein Tabubruch, wenn Mütter bedauern, dass sie Kinder bekommen haben. Autorin Sarah Fischer erzählt, warum sie sich nach dem Leben ohne Tochter Emma sehnt.
Ich könnte auf Kinder verzichten. Auf alle drei. Es tut schrecklich weh, das zu sagen, und sie werden es auch nie von mir erfahren, weil sie es nie verstehen könnten … Ich liebe sie, ich liebe sie so sehr. Aber ich wäre auch ohne Kinder ausgekommen.“ Das berichtet Doreen (38) in der Studie Regretting Motherhood (übersetzt: die Mutterschaft bereuen). Doreen ist eine von 23 Frauen, die von der Soziologin Orna Donath zum Thema Mutterschaft befragt wurden und ehrlich zugaben, es zu bereuen, Kinder bekommen zu haben.
Tabubruch
Die Studie sorgte weltweit für Schlagzeilen und unter #regrettingmotherhood gaben viele Frauen zu, dass auch sie es bereuen, ihre Kinder bekommen zu haben. Alle sagen, dass sie ihre Kinder naturgemäß lieben, aber sie wünschen sich ihr Leben zurück, das sie vor der Mutterschaft geführt haben. Eine sagt: „Mutter zu sein ist der Albtraum meines Lebens.“ Ein gesellschaftlicher Tabubruch. Wird doch die Mutterliebe als Selbstverständlichkeit angesehen. Ein Kind zu bekommen – so das gängige gesellschaftliche Konstrukt – ist quasi die Erfüllung des Lebens. Eine Frau, die Kinder bekommt und dann sagt, sie bereue diese Entscheidung, ist mehr als nur eine Rabenmutter. Sie wird gesellschaftlich geächtet.
Die Studie sorgte weltweit für Schlagzeilen und unter #regrettingmotherhood gaben viele Frauen zu, dass auch sie es bereuen, ihre Kinder bekommen zu haben. Alle sagen, dass sie ihre Kinder naturgemäß lieben, aber sie wünschen sich ihr Leben zurück, das sie vor der Mutterschaft geführt haben. Eine sagt: „Mutter zu sein ist der Albtraum meines Lebens.“ Ein gesellschaftlicher Tabubruch. Wird doch die Mutterliebe als Selbstverständlichkeit angesehen. Ein Kind zu bekommen – so das gängige gesellschaftliche Konstrukt – ist quasi die Erfüllung des Lebens. Eine Frau, die Kinder bekommt und dann sagt, sie bereue diese Entscheidung, ist mehr als nur eine Rabenmutter. Sie wird gesellschaftlich geächtet.
Kind als Lebenssinn?
Sarah Fischer (42), Mutter der kleinen Emma (3) ist so eine mutige Rabenmutter. Sie sagt: „Ich bereue es, Mutter geworden zu sein, und ich liebe mein Kind über alles.“ Offen und schonungslos berichtet sie im Buch Die Mutterglück-Lüge von ihrem eigenen, selbstbestimmten Leben, das mit der Geburt von Emma verloren ging. Fischer schreibt: „Ich bin undankbar. Ich habe ein gesundes, frohes Kind und freue mich, weil es auf dem Spielplatz so hoch schaukelt. Wir lachen, meine kleine Emma und ich. Ein schöner Moment. Wie viele schöne Momente braucht es, um den Verlust des eigenen Lebens auszugleichen?“ Denn für die freiberufliche Fotojournalistin gilt: „Kind als Lebenssinn funktioniert nicht bei mir.“
Sarah Fischer (42), Mutter der kleinen Emma (3) ist so eine mutige Rabenmutter. Sie sagt: „Ich bereue es, Mutter geworden zu sein, und ich liebe mein Kind über alles.“ Offen und schonungslos berichtet sie im Buch Die Mutterglück-Lüge von ihrem eigenen, selbstbestimmten Leben, das mit der Geburt von Emma verloren ging. Fischer schreibt: „Ich bin undankbar. Ich habe ein gesundes, frohes Kind und freue mich, weil es auf dem Spielplatz so hoch schaukelt. Wir lachen, meine kleine Emma und ich. Ein schöner Moment. Wie viele schöne Momente braucht es, um den Verlust des eigenen Lebens auszugleichen?“ Denn für die freiberufliche Fotojournalistin gilt: „Kind als Lebenssinn funktioniert nicht bei mir.“
„Verzichten lernen.“
Fischer hat vor der Geburt beim Musiksender MTV mit Stars wie den Stones zusammengearbeitet. Die Münchnerin mit asiatischen Wurzeln bereiste als Fotojournalistin 160 Länder, hielt deutschlandweit Vorträge und ist als TV-Beraterin tätig. Jetzt, mit Tochter Emma, kann sie – obwohl Vater Alexander sich viel um die Kleine kümmert – viele Jobs nicht annehmen oder wird dafür kritisiert, ihr Kind allein zu lassen, wenn sie eine längere Reportagereise antritt. Oft hört Fischer Sätze wie: „Du hast dich für ein Kind entschieden. Jetzt musst du mit dieser Entscheidung fertigwerden und verzichten lernen.“ Schon wenige Monate nach Emmas Geburt spürt Fischer, dass sie sich nach ihrem alten Leben sehnt. „Nein, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Mit harten Zeiten hatte ich gerechnet“, gesteht sie offen, „aber niemals hätte ich geglaubt, dass es so stressig werden würde – was mich erst recht stresste, weil ja alles unbedingt schön sein sollte. Für Emma.“
Burn-out.
Um weiterhin finanziell eigenständig zu sein, nimmt Fischer einen Halbtagsjob an. Denn freiberuflich tätig zu sein garantierte keine monetäre Sicherheit für Mutter und Kind. Sie hetzt so lange zwischen Kind, Job und Haushalt, bis es passiert: Burn-out. „Ich war krank geworden, weil Kind und Beruf nicht vereinbar waren. Der Burn-out hätte mich wahrscheinlich früher erwischt, wenn ich die letzten beiden Jahre ausschließlich mit Emma verbracht hätte.“ Es dauert Monate, bis Fischer wieder zur alten Form zurückfindet. Auch die Beziehung zu Ehemann Alexander leidet. Als die Studie Regretting Motherhood veröffentlicht wird, ist das wie ein Befreiungsschlag für Sarah Fischer. „Diese Offenlegung sprengte meine Isolation“, schreibt sie in ihrem Buch. „Ich hatte immer geahnt, dass es da noch andere geben musste, die sich aber vermutlich nicht trauten, so etwas Ungeheuerliches einzugestehen.“
Um weiterhin finanziell eigenständig zu sein, nimmt Fischer einen Halbtagsjob an. Denn freiberuflich tätig zu sein garantierte keine monetäre Sicherheit für Mutter und Kind. Sie hetzt so lange zwischen Kind, Job und Haushalt, bis es passiert: Burn-out. „Ich war krank geworden, weil Kind und Beruf nicht vereinbar waren. Der Burn-out hätte mich wahrscheinlich früher erwischt, wenn ich die letzten beiden Jahre ausschließlich mit Emma verbracht hätte.“ Es dauert Monate, bis Fischer wieder zur alten Form zurückfindet. Auch die Beziehung zu Ehemann Alexander leidet. Als die Studie Regretting Motherhood veröffentlicht wird, ist das wie ein Befreiungsschlag für Sarah Fischer. „Diese Offenlegung sprengte meine Isolation“, schreibt sie in ihrem Buch. „Ich hatte immer geahnt, dass es da noch andere geben musste, die sich aber vermutlich nicht trauten, so etwas Ungeheuerliches einzugestehen.“
Denn das, was sie mit ihrem mutigen Plädoyer erreichen möchte, ist vor allem eines: „Ich wünsche mir, dass noch viel mehr Frauen über ihre Erfahrungen mit der bereuten Mutterschaft sprechen, damit wir nicht mutterseelenallein sind.“
Schreiben Sie uns ihre Story
Unglücklich als Mutter? Auch Sie lieben Ihr Kind, bereuen aber, Mutter geworden zu sein? Schreiben Sie uns Ihre Geschichte zum Thema „Regretting Motherhood“, die wir in der nächsten MADONNA – natürlich anonym – gern erzählen wollen. Warum haben Sie sich für ein Kind entschieden und es später bereut? Wie hat sich Ihr Leben als Mutter verändert. Ihre Story interessiert uns. madonna@oe24.at
Warum haben Sie sich entschieden, dieses sehr persönliche Buch zu schreiben?
Weil mir einmal wichtig ist, dass dieses sehr wichtige Thema diskutiert werden kann und vor allem offen darüber gesprochen werden kann, ohne verurteilt zu werden. Und um das aktuelle Mutterbild, das wir in Deutschland haben, zu hinterfragen. Ich möchte anderen Frauen eine Stimme geben, die sich nicht trauen, darüber zu sprechen, für diese Frauen eine Lanze brechen. Und für meine Tochter, damit sie, sollte sie einmal Mutter werden, andere Voraussetzungen vorfindet. Ich möchte für mehr Verständnis untereinander plädieren, sich aufzuwerten, anstatt sich gegenseitig abzuwerten. Mütter sollen ehrlich miteinander umgehen. Mütter sollen mehr Anerkennung in der Gesellschaft bekommen.
Wie haben die Menschen auf Ihre Ehrlichkeit reagiert?
Von den einen erhalte ich Zuspruch, wie etwa: „Endlich traut sich mal eine, das laut auszusprechen, auch auf die Gefahr hin, als Rabenmutter hingestellt zu werden. Du sprichst so vielen Frauen aus der Seele …“ Von den anderen großes Unverständnis, weil oft verwechselt wird, dass ich mein Kind bereue. Ich liebe mein Kind aber über alles, bereue die Mutterschaft, die so vielen Regeln unterliegt, wie: Als Mutter hat man seine Bedürfnisse hinten anzustellen, sich aufzuopfern für sein Kind.
Was können Sie Müttern raten, die in einer ähnlichen Situation sind wie Sie? Die sich überfordert fühlen?
Nicht probieren, immer alle gesellschaftlichen Erwartungen zu erfüllen, auch wenn man das als Kind so gelernt hat. Sich mit dem Mutterbild auseinandersetzen.
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© Ludwig Verlag
Gnadenlos ehrlich erzählt Sarah Fischer in ihrem Buch „Die Mutterglück-Lüge – Warum ich lieber Vater geworden wäre“ von ihrem Leben als Mutter und gibt offen zu, dass sie es bereut, Tochter Emma bekommen zu haben. Doch sie liebt Emma. Erschienen bei Ludwig, 17,50 Euro.