Weltfrauentag

Frauentag im Zeichen des Kampfes gegen Gewalt

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"Gender Gap"-Report zeigt leichte Fortschritte von Lage der Frau in 82 Ländern - Rückschläge im arabischen Raum

Der Weltfrauentag 2013 steht im Zeichen des Kampfes gegen Gewalt an Frauen. Misshandlungen, Vergewaltigungen, Demütigungen von Frauen waren in den vergangenen Monaten medial stark präsent. Experten sehen eine stärkere Sensibilisierung für das Thema. Die Aufmerksamkeit sei aber "punktuell und hängt von Großereignissen ab", sagte die Vorsitzende der Organisation Frauen Ohne Grenzen, Edit Schlaffer, gegenüber der APA. Rückschläge gibt es vor allem im Arabischen Raum, wo nun Islamisten mehr zu sagen haben.

In Indien gingen Millionen Frauen für ihre Rechte auf die Straßen - nachdem eine 23-jährige Studentin von mehreren Männern in einem Bus derart brutal vergewaltigt wurde, dass sie später an den schweren Verletzungen starb. In Pakistan wurde Malala Yousafzai von einem Taliban-Kämpfer in den Kopf geschossen. Die Schülerin hatte in einem Blog über ihr Leben unter den radikalen Fundamentalisten berichtet und sich dabei vor allem für das Recht von Mädchen auf Bildung eingesetzt. Malala überlebte nur knapp. Sie wurde für den Friedensnobelpreis nominiert. Das Bild der jungen Afghanin Bibi Aisha, der ihr Taliban-Ehemann Nase und Ohren abgehackt hatte, weil sie flüchten wollte, ging um die Welt. Es erhielt 2011 den "World Press Photo Award".

In der Türkei erschien eine Parlamentsabgeordnete, die von ihrem Ex-Mann verprügelt wurde, mit einem blauen Auge im Plenarsaal. Fatma Salman Kotan wollte sich weiter dem Thema Frauenrechte widmen und löste eine neue Debatte über die zunehmende Gewalt gegen Frauen in der Türkei aus. In Südafrika, wo statistisch alle vier Minuten eine Frau vergewaltigt wird, starb die 17-jährige Anene Booysen. Sie wurde sexuell missbraucht und verstümmelt. Doch anders als in Indien, gab es keine Welle von öffentlichen Protesten. Es gab zwar einen Aufschrei, aber nur von Politikern, Menschenrechtlern sowie in der Gemeinde des Opfers. "Haben wir Gewalt und Vergewaltigungen inzwischen als Normalität akzeptiert?", fragte eine Kolumnist in der "Sunday Times".

Ist das verstärkte Auftreten von aufsehenerregenden Fällen in den Medien ein Zeichen für mehr Gewalt an Frauen? "Derzeit wird mehr über Gewalt gegen Frauen berichtet. Sie wird häufiger zur Anzeige gebracht. Man kann das als gutes Zeichen werten: Nicht die Gewalt nimmt zu, das Schweigen nimmt ab", schrieb das deutsche Nachrichtenmagazin "stern". Zum Beispiel in der Türkei, erklärte die türkische Frauenministerin Fatma Sahin der APA, seien die Probleme nur sichtbarer als früher, da die Frauen ihre Rechte vermehrt wahrnehmen würden.

Insbesondere im arabischen Raum sehen Experten allerdings Rückschläge für Frauen im Vergleich zur Zeit der Revolutionen. "Das Patriarchat schlägt zurück", sagte Schlaffer von Frauen Ohne Grenzen. Frauen werden vermehrt Opfer von gewalttätigen Übergriffen, auch im öffentlichen Bereich. Der symbolträchtige Tahrir-Platz ist derzeit der gefährlichste Ort für Frauen in Ägypten. Viele Ägypterinnen glauben daher, dass Vergewaltigungen bei Demonstrationen ein gezieltes Instrument seien, um Frauen von den Straßen und politischen Beteiligungen fernzuhalten.

Trotz der Rückschritte bewegt sich etwas. Fraueninitiativen und -anlaufstellen bildeten sich heraus. Im Internet, auf Blogs oder sozialen Netzwerken erzählen Frauen die Geschehnisse, die ihnen widerfahren sind. Dort verbreiten sich die Informationen rasch, Austausch wird leichter ermöglicht, Aktionen erhalten breitere Bekanntheit. Auf der Internetseite http://uprisingofwomeninthearabworld.org etwa verlinkt eine Gruppe von Aktivistinnen Frauen-Initiativen der arabischen Welt und - damit "der Arabische Frühling nicht abgebrochen wird", heißt es auf der Homepage. Und am Valentinstag, dem 14. Februar, fanden weltweit Massenproteste und Tänze gegen die Unterdrückung von Frauen statt. Die New Yorker Autorin Eve Ensler, die die Kampagne "One Billion Rising" (Eine Milliarde erhebt sich) ins Leben gerufen hatte, erhofft sich, dass "Übergriffe auf Frauen endlich den Status des Normalen verlieren. Fast überall haben sich die Menschen daran gewöhnt, dass es täglich Vergewaltigungen, sexuelle Belästigungen und Misshandlungen gibt", sagte Ensler dem Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel".

Auch aus dem Bericht des World Economic Forum zur Lage der Frauen lassen sich leichte Fortschritte herauslesen. "82 von 132 Ländern verzeichneten zwischen 2011 und 2012 Verbesserungen in der wirtschaftlichen Gleichstellung", heißt es im "Global Gender Gap Report" 2012. 135 Länder, die über 93 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren, werden darin dahingehen bewertet, wie gleichmäßig Ressourcen und Chancen unter der männlichen und weiblichen Bevölkerung verteilt werden. Die Bewertung erfolgt anhand von vier Bereichen: Zugang zu Gesundheitsversorgung, Zugang zu Bildung, politische Beteiligung und wirtschaftliche Gleichstellung.

Island ist Spitzenreiter in puncto Gleichstellung zwischen Frauen und Männern, gefolgt Finnland, Norwegen, Schweden und Irland. Die schlechtesten Ränge besetzen der Tschad, Pakistan, und am Ende des Rankings befindet sich der Jemen. Deutschland liegt auf dem 13. Platz. Österreich ist auf den 20. Rang geklettert, 2011 lag die Republik noch auf Platz 34. Die Schlusslichter Europas sind Italien, Griechenland (82) und die Türkei (124).

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