Trotz Terrorgefahr muss man sich bei Flugreisen nur selten ausweisen.
Wie oft sind Sie in letzter Zeit von Österreich in ein anderes EU-Land geflogen, ohne auch nur ein einziges Mal den Reisepass zeigen zu müssen? Viele Flugpassagiere sind verunsichert, weil sie sich weder am Security-Check noch beim Boarding ausweisen müssen – und das trotz Terrorgefahr.
Vor allem Handgepäcksreisende, die vom Online-Check-in den Airlines Gebrauch machen, kommen relativ selten in die Situation, dass jemand den Reisepass sehen möchte. Beim Check-in-Schalter der Airline müssen sich Passagiere, die Gepäck aufgeben und sich dort eine Bordkarte ausstellen lassen, jedoch ausweisen. Die Erklärung dafür ist einfach: Innerhalb des Schengenraums finden auch an den Flughäfen keine Grenzkontrollen statt, weshalb die Fluglinien selbst entscheiden können, ob sie die Identität der Passagiere überprüfen. Auch wenn dies nicht oft der Fall ist, sollten Flugreisende dennoch immer einen Reisepass mit sich führen.
Staaten des Schengenraums
Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Island, Italien, Lettland, Liechtenstein, Litauen, Luxemburg, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Slowenien, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn – bei Flugreisen zwischen diesen Ländern finden an den Flughäfen keine Pass- und Grenzkontrollen statt.
Bei Non-Schengen-Staaten wie Bulgarien, Großbritannien, Irland, Kroatien, Rumänien und Zypern sieht die Situation anders aus. Obwohl auch diese Länder zur Europäischen Union gehören, haben sie das Schengener Abkommen nicht unterzeichnet, weshalb bei Reisen von Österreich in diese Staaten und umgekehrt der Reisepass gezeigt werden muss.
Erhöhte Terrorgefahr?
Viele Flugreisende befürchten, dass sich durch das vernachlässigte Überprüfen der Identität die Terrorgefahr erhöht. Doch Sicherheitsexperten sehen kein Risiko: "Durch einen Abgleich von Bordkarte und Ausweisdokument wird die Sicherheit weder verbessert noch verschlechtert", erklärte Flugsicherheitsexperte Siegfried Niedek gegenüber FOCUS Online.
Außerdem würde es nichts bringen, wenn Angestellte der Airlines die Identität von Personen überprüfen, "weil dieser Mitarbeiter nicht zwischen einem echten und einem gefälschten Pass unterscheiden kann", fügte Luftfahrtexperte Cord Schellenberg hinzu. Nur ein Lesegerät der Bundespolizei könne die Echtheit des Reisepasses bestätigen. Luftfahrtjournalist Andreas Späth ist jedoch – auch wenn das Nicht-Überprüfen der Identität kein Sicherheitsrisiko darstellt – davon überzeugt, dass die Fluglinien auch bald innerhalb des Schengenraums Kontrollen durchführen werden: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass im gegenwärtigen Bedrohungsklima die Behörden bald zwingende Kontrollen durch die Airline vorschreiben", so Späth gegenüber FOCUS Online.