Abensberg: Fantasiegebäude soll eine der großen Touristenattraktionen Niederbayerns.
Er sieht aus wie ein Fantasiegebäude aus "1001 Nacht" und soll eine der großen Touristenattraktionen Niederbayerns werden. Nach elfjähriger Planungs- und Bauzeit können nun die ersten Besucher den Hundertwasserturm in der Kleinstadt Abensberg besteigen. Der 35 Meter hohe Turm ist eines der letzten Projekte des verstorbenen österreichischen Künstlers Friedensreich Hundertwasser.
Erste Führung
Ab Donnerstag (7. Jänner) will Bauherr
Leonhard Salleck die ersten regulären Führungen durch den Märchenturm
anbieten, Anfang März ist dann die offizielle Eröffnung geplant. Zahlreiche
Betriebe in der ganzen Region hoffen, dass das spektakuläre Gebäude den
Tourismus ankurbelt und neue Besucher in die Hallertau lockt.
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Doch bis zur Eröffnung war es für Salleck ein weiter Weg. Erst musste er Hundertwasser überzeugen, dann starb der weltberühmte Künstler im Jahr 2000 mitten in der Planungsphase und schließlich hatten die Denkmalschützer wegen des benachbarten mittelalterlichen Stadtzentrums Einwände. Der auf dem Papier einst 70 Meter hohe Turm wurde nach heftigen Auseinandersetzungen auf die Hälfte gestutzt. Heute sagt Salleck, die damaligen Bedenken der Behörden seien nachträglich für ihn "ein Riesen-Glücksfall" - mehr noch: "Das war mein Schutzengel!"
Ein 70-Meter-Turm hätte vermutlich alle Finanzkonzepte gesprengt und wäre kaum bezahlbar gewesen, weiß Salleck heute. Die konkrete Investitionssumme für die realisierte 35-Meter-Variante nennt der Bauherr allerdings nicht, nachdem er in der Vergangenheit angefeindet wurde, weil er staatliche Zuschüsse für das Projekt bekommen hat. "Das ist das letzte Geheimnis des Turms", sagt Salleck über die Kosten.
Wahrzeichen
Der Hundertwasserturm soll in Zukunft in erster
Linie als Marketinginstrument für Sallecks Weißbierbrauerei Kuchlbauer
dienen. Der feinsinnige Brauereichef ist allerdings nicht nur ein
Geschäftsmann, er begeistert sich schon lange auch für Kunst und erfüllt
sich so mit dem neuen Abensberger Wahrzeichen auch einen Traum. Doch nach
rund dreijähriger Bauzeit ist bei Salleck inzwischen eine gewisse Routine
eingekehrt. Nun geht es ihm darum, den künftigen Besuchern ein möglichst
perfektes Erlebnis zu bieten. Der 66-Jährige will "den zentralen
Bier-Kunst-Ort Bayerns" schaffen.
Auf die Turm-Besucher wartet ein Gebäude, das so wirkt, als wäre es tatsächlich frisch einem Hundertwasser-Bild entsprungen. Ein bunter Märchenturm mit großen und kleinen Erkern und goldenen Dächern, in luftiger Höhe wuchern Bäume und Sträucher hervor. Oben thront eine vergoldete Kuppel, die - wie Salleck betont - tatsächlich "eine gedrückte Kugel" ist, unten sind selbst die Toiletten im Hundertwasser-Stil gekachelt. Im Turm können die Besucher eine Weißbierglas-Sammlung mit 4200 verschiedenen Gläsern bewundern, sie lernen etwas über die Bier-Zutaten Hopfen, Weizen, Gerste und über das Reinheitsgebot. Das ganze Bauwerk ist mit zahlreichen aufwendigen Keramikarbeiten künstlerisch gestaltet.
In den Turm kommen nur Besucher, die eine Brauereiführung absolvieren. Für die anderen Gäste, die nur einmal von unten schauen wollen, wird direkt an dem Turm ein großer Biergarten angelegt. "Es hat noch niemanden gegeben, der für einen Biergarten eine so attraktive Dekoration gemacht hat", scherzt Salleck. Er geht zunächst einmal von 50 000 bis 60 000 zahlenden Turm-Besuchern pro Jahr aus. Dies ist eine eher zurückhaltende, vorsichtige Schätzung, viele andere rechnen mit einem größeren Interesse. "Ich gehe davon aus, dass wir in der Anlaufphase deutlich mehr haben werden", sagt auch Abensbergs Bürgermeister Uwe Brandl (CSU).
Wirtschaftlicher Impuls
Brandl möchte, dass die
Hundertwasserfans nach den 90-minütigen Führungen nicht gleich wieder die
rund 13 000 Einwohner große Stadt im Landkreis Kelheim verlassen. Der
Rathauschef hofft auf einen wirtschaftlichen Impuls für zahlreiche Betriebe
und will, dass die Einzelhändler und Gastronomen den Familien und
Reisegruppen ein attraktives Ergänzungsangebot machen. "Es muss
darum gehen, den Tagestouristen zu binden und möglichst lange am Ort zu
halten", erklärt der bayerische Gemeindetagspräsident. Die
Tourismuskonzepte dafür sind bislang aber noch nicht ausgereift. "Wir
wissen, dass wir noch einiges an Nachholbedarf haben", sagt Brandl.
Bauherr Salleck glaubt, dass der Turm für das gesamte bayerische Hopfenanbaugebiet Synergieeffekte bringen wird. So soll beispielsweise ein neuer Radweg künftig Urlauber aus dem benachbarten Kurort Bad Gögging nach Abensberg bringen. "Die Hallertau ist bisher touristisch überhaupt nicht erschlossen", meint Salleck.
Mehr Infos: www.kuchlbauer.de