Apnoetaucher Christian Redl war ein enger Wegbegleiter von Felix Baumgartner. Auf oe24.TV äußerte er sich nun zu dem tragischen Tod des Extremsportlers.
oe24.TV: Als sie ein junger Mann waren, haben Sie sich einmal an ihn gewandt. Sie wollten Kontakt aufnehmen. Wie hat er denn damals reagiert?
Christian Redl: Ja, das ist jetzt schon tatsächlich über 20 Jahre her. Ich wollte damals so mit 17, 18, 19 Jahren unbedingt Profi-Extremsportler im Freitauchen werden. Ich habe ihm dann eine E-Mail geschickt und gesagt, dass ich ihn bewundere, so werden möchte wie er und Freitaucher bin. Dann habe ich monatelang nichts gehört. Aus dem Nichts kam dann plötzlich eine E-Mail von ihm zurück, in der er geschrieben hat "Hallo Christian, Freitauchen ist auch nichts für Warmduscher. Liebe Grüße, Felix". Seit der Zeit hat er micht unter seine Fittiche genommen.
oe24.TV: Wie war Felix Baumgartner für Sie auch als Mensch? Wie war er bei Begegnungen als Sportler?
Redl: Ich habe sehr viel nachgedacht in der letzten Nacht darüber und ich muss sagen: Ich habe ihn sehr oft getroffen, aber es gab kein einziges Treffen, das mir eingefallen ist, wo wir nicht gemeinsam gelacht haben. Ich habe noch nie so einen lustigen Mensch in Wien getroffen. Ich habe noch nie einen so loyalen Menschen getroffen. Ich muss ehrlich gestehen, so einen Menschen wie ihn hat es kein zweites Mal gegeben.
oe24.TV: Stimmen Sie der Schlagzeile der deutschen "Zeit" zu, die schrieb "In der Luft fühlte er sich wohl, am Boden nicht ganz so".
Redl: Er hat sein Leben sehr genossen. Er hat alles erreicht, was er erreichen wollte. Das muss man ihm echt einmal nachmachen, was er da alles geschaffen hat. Er hat sich in der Luft sehr wohl gefühlt, ich fühle mich auch sehr wohl im Wasser. Ich glaube, das war etwas, was uns da wirklich sehr verbunden hat. Aber ich glaube schon, dass er auch am Boden sehr glücklich war.
oe24.TV: Bei solchen Sprüngen ist ja doch der Tod ein ständiger Begleiter. Ist das auch dieser spezielle Kick, dass man sagt, man will sich hier mit dem Tod oder mit dem Risiko ein Match liefern?
Redl: Nein, eigentlich gar nicht. Das war eigentlich das Wichtigste, was ich schon sehr früh gelernt hab von Felix, dass es eigentlich genau das Gegenteil ist. Wenn man Felix gefragt hat, was sein Beruf ist, hat er immer gesagt, er ist Risikomanager. Er war wirklich einer der gewissenhaftesten Menschen, der hat sich vorbereitet, der hat seine Stürme alles selber gepackt, er hat es immer 25.000 Mal kontrolliert, damit ja nichts passiert.
oe24.TV: Felix Baumgartner hat nach seiner Sportkarriere auch immer wieder politisch Stellung bezogen. Viele haben das gut gefunden, viele haben ihn aber dafür auch kritisiert. Hat er auch mit Ihnen oder mit anderen oft politisiert? Oder war es wirklich nur die Liebe zum Sport?
Redl: Es war meistens immer nur die Liebe zum Sport und das gegenseitige Helfen. Jeder hat seine Meinung und das, was man ihm wirklich hoch anrechnen muss ist, dass er jemand war, der eine Meinung hatte, sie geäußert hat und dazu gestanden ist.
oe24.TV: Glauben Sie, hätte es Baumgartner noch gereizt, auch mit Mitte 50 noch einen Rekord zu knacken?
Redl: Nein, er hat immer gesagt, wenn er so etwas Außergewöhnliches (wie den Stratosphären-Sprung) macht, dann hört er auf der Spitze auf und macht nicht den Fehler, wie viele andere Sportler, dass sie noch einmal ein Comeback probieren. Er wollte immer als Held aufhören.
oe24.TV: Was war denn ihre letzte Begegnung mit Felix Baumgartner?
Redl: Das war erst vor ein paar Tagen. Ich habe jetzt ein neues Buch geschrieben, das im September erscheinen wird. Und so wie in all meinen Büchern, kommt er auch in diesem Buch vor. Er hat sich schon sehr darauf gefreut, dass wir uns im September treffen und ich ihm das Buch übergeben kann. Und wir wollten uns jetzt auch im August treffen, zum Boot fahren am Bodensee.