Austria-Goalgetter Christoph Monschein im großen ÖSTERREICH-Interview während der Corona-Pause.
Austria-Goalgetter Christoph Monschein spricht im ÖSTERREICH-Interview über die Corona-Pause, die Austria-Krise und seinen EURO-Traum.
ÖSTERREICH: Christoph, wie geht es Ihnen?
Christoph Monschein: Ganz gut. Noch fällt mir die Decke nicht auf den Kopf. Ich bin quasi im Home-Training.
ÖSTERREICH: Das müssen Sie schon etwas konkretisieren.
Monschein: Ich habe einen geregelten Tagesablauf. Das heißt: Um zehn Uhr stehe ich auf, dann beginnt mein Work-out. Ich bekomme jeden Samstag von der Austria einen Wochenplan als Video und als PDF-Datei, an den ich mich genau halte. Der ist sehr detailliert. Diese Woche liegt zum Beispiel das Hauptaugenmerk auf Schnelligkeit. Meine Apple-Watch überprüft alles, die Daten werden von unserem Athletiktrainer ausgewertet. Manchmal schicke ich ihm sogar Screenshots. Auch wir Spieler tauschen uns aus, haben dafür eine eigene WhatsApp-Gruppe.
ÖSTERREICH: Können Sie Ihre Übungen auch im Freien absolvieren?
Monschein: Natürlich, ich wohne in Wien im 23. Bezirk, habe einen zehn Quadratmeter großen Garten und kann entlang des Liesingbaches meine Laufeinheiten machen.
ÖSTERREICH: Wer versorgt Sie mit Essen?
Monschein: Da meine Freundin Silvia seit zweieinhalb Wochen bei ihren Eltern in Oberösterreich ist, wohne ich alleine. Das heißt: Ich koche selbst. Das macht sogar Spaß. Und wenn ich es alleine nicht aushalte, fahre ich übers Wochenende zu Silvia. Ihre Eltern haben in Zell an der Pram ein Riesenhaus mit einem großen Grundstück. Dort sind wir beide dann auch viel mit dem Rad unterwegs.
ÖSTERREICH: Was bietet die Küche Monschein?
Monschein: Ich habe im Vorjahr meine Ernährung umgestellt. Statt Pizza und Burger ernähre ich mich nur noch ketogen. Das heißt: Keine Kohlenhydrate mehr, ich esse jetzt viel Fleisch, Fisch, Gemüse und vier bis fünf Eier pro Tag. Ich schaue auf den Fettstoffwechsel. Ich habe alles mit meiner Ernährungsberaterin abgesprochen. Früher war ich in einem Match nach 60 Minuten fertig, jetzt halte ich 90 Minuten locker durch.
ÖSTERREICH: Low Carb ist also Ihr Erfolgsgeheimnis?
Monschein: Unter anderem. Ich bin jetzt viereinhalb Jahre Profi, bin reifer und erwachsener geworden. Auch meine Freundin, mit der ich seit Mai 2019 zusammen bin, hat viel dazu beigetragen, dass ich heuer meine bisher beste Saison spiele. Dazu arbeite ich mit einer Mentaltrainerin. Ich bin jetzt viel selbstbewusster, kann mit Tiefschlägen umgehen und bleibe bei Höhenflügen am Boden.
ÖSTERREICH: Apropos Tiefschläge: Wie beurteilen Sie die Austria-Krise?
Monschein: Ich habe jetzt den vierten Trainer in zweieinhalb Jahren. Das sagt viel. Jeder Trainer gibt dir einen neuen Input, hat neue Ideen. Das ist wie ein Rattenschwanz: Ständig wird das System verändert, die Mannschaft kann sich nicht einspielen, die Spieler wechseln und sind zum Teil verunsichert. Es war ein bisschen chaotisch. Das musste Christian Ilzer erst einmal bereinigen. Mit ihm kam jetzt Stabilität rein, er hat bisher nichts falsch gemacht. Das Resultat sieht man bereits, wir sind jetzt schon seit neun Spielen unbesiegt. Das macht mich für die Zukunft zuversichtlich.
ÖSTERREICH: Hand aufs Herz: Rechnen Sie noch damit, dass die Meisterschaft zu Ende gespielt wird?
Monschein: Wenn es nicht anders geht, dann muss die Liga halt ohne Zuschauer weitergehen. Aber alle Spiele müssten dann im TV übertragen werden. Eines steht aber fest: Geisterspiele machen keinen Spaß. Aber da müsste man in den sauren Apfel beißen.
ÖSTERREICH: Ist es für Sie ein Vorteil, dass die EURO um ein Jahr verschoben wurde?
Monschein: Warum? Vielleicht wäre ich schon diesmal dabei gewesen, seit Mai 2019 stehe ich immer schon auf Abruf. Nochmals: Ich spiele meine beste Saison. Das Nationalteam ist jetzt mein großes Ziel.
ÖSTERREICH: Und ein Transfer ins Ausland?
Monschein: Ein Stürmer, der Tore schießt, steht immer in der Auslage. Einige Anfragen waren im Winter schon da, daraus muss man kein Geheimnis machen. Aber wenn ich den Sprung ins Ausland wage, muss alles passen. Ich muss von der Austria nicht weg, ich fühle mich hier sehr wohl. Hier kann ich mich optimal weiterentwickeln.
ÖSTERREICH-Sportchef Wolfgang Ruiner