Nach Cup-Blamage

Austria-Kapitän sauer: "Das war eine Arschlochleistung"

Teilen

Der Wiener Sport-Club düpierte im Cup eine "unmögliche" Austria. 

Am in die Jahrzehnte gekommenen Sport-Club-Platz hat sich am Donnerstagabend so manch schon älterer Besucher an vergangenen Glanzzeiten erinnert gefühlt. 3:1 schlug der Traditionsclub aus Wien-Hernals im ÖFB-Cup-Achtelfinale eine erschreckend schwache Austria. Seit dem Abschied aus der höchsten Spielklasse vor knapp 30 Jahren erlebten die Dornbacher wieder ein richtiges Highlight und dürfen sich im Viertelfinale auf das Kräftemessen mit einem weiteren Bundesligisten freuen.

"Ohne vermessen zu klingen, aber es ist auch möglich, in der nächsten Runde weiterzukommen", sagte Sport-Club-Trainer Robert Weinstabl in der Stunde des Triumphes. Vor der Friedhofstribüne der treuesten Fans hatte sein Team sich davor gebührend als "Derbysieger" feiern lassen, während die Austrianer schwer geschlagen vom Feld stapften. Kapitän Manfred Fischer schäumte im ORF-Interview über eine "Arschlochleistung", eine "unmögliche" Vorstellung. Die Austria konnte sich nicht einmal über vergebene Chancen ärgern - sie hatte fast keine. Augenscheinlich war wieder: Das Qualitätsgefälle im Kader der Violetten ist empfindlich steil.

"Anspruch und Wirklichkeit"

Als Andreas Gruber beim Stand von 1:1 angeschlagen vom Feld musste, lag das Offensivspiel der Austria völlig brach. Haris Tabakovic machte gegen die Abwehr des Drittligisten überhaupt keinen Stich. Im Mittelfeld stemmte sich nur Fischer nach der Auswechslung von Matthias Braunöder gegen die Niederlage. James Holland war ebenso ein Unsicherheitsfaktor wie Liverpool-Leihgabe Billy Koumetio in der Innenverteidigung. Beide leisteten sich bei den entscheidenden Gegentoren von David Rajkovic und Miroslav Beljan schwere Patzer. Ein Can Keles und Aleksandar Jukic hecheln seit Wochen ihrer Form hinterher.

Manfred Schmid versuchte, das Gesehene mit der nötigen Ruhe zu analysieren. "Wenn du so wenige Chancen kreierst wie wir und hinten so anfällig bist, ist es schwierig, hier zu gewinnen", sagte der Austria-Trainer. Wie auch Fischer ("Sie haben uns von der ersten Minute an die Schneid abgekauft") gratulierte Schmid dem Außenseiter. Seine Elf habe Probleme mit der Aggressivität des Gegners und dem holprigen Spielfeld gehabt. "Aber am Platz ist es nicht gelegen, das will ich ausdrücklich belohnen."

Sport-Club erstmals seit 26 Jahren im Viertelfinale

An der Einstellung sei es ebenfalls nicht gelegen, meinte Schmid. Er hielt aber auch fest: "Anspruch und Wirklichkeit sind bei dem einen oder anderen heute klar auseinander gedriftet. Da müssen wir noch einmal klare Worte finden." Viel Zeit bleibt der Austria nicht. Am Sonntag geht es in Pasching gegen den LASK, am Donnerstag darauf in der Conference League gegen Lech Posen. Die Kurve nach zuletzt starken Gegnern wie Villarreal, Salzburg oder Sturm Graz zeigt nach unten: Sechs Niederlagen hat die Austria in ihren vergangenen acht Pflichtspielen kassiert. Das 2:1 im Derby gegen Rapid bleibt ein Lichtblick.

Auf den Sport-Club wartet als nächstes der SC Wiener Neustadt, danach geht es beim SC Neusiedl am See und den USV Scheiblingkirchen-Warth weiter. Auf Platz fünf rangieren die Hernalser im Moment in der Ostliga. Dass die Amateur-Truppe gegen die Austria auf Augenhöhe mithalten kann, überraschte wohl so manchen Zuschauer, nicht aber Coach Weinstabl. "Wir haben es uns über die 90 Minuten erarbeitet, erspielt und auch verdient", sagte der 39-Jährige.

Erstmals seit 26 Jahren steht der Sport-Club im Viertelfinale des ÖFB-Cups. 1923 holte der Verein zum ersten und bisher einzigen Mal den Titel im Pokalbewerb. An Trophäen wagt man heutzutage nicht einmal in der Regionalliga zu denken. Gegen die Austria knüpften Philip Dimov und Co. aber an jene Vorstellung an, die schon Austria Lustenau (2:0) in der zweiten Cup-Runde in die Knie zwang. Weinstabl sah dies als nicht unwesentlichen Faktor. "Die Mannschaft hat deshalb daran geglaubt, dass sie auch die Austria schlagen kann." Am Sonntag wird man gespannt auf die Auslosung blicken. Der Lieblingsgegner liegt für Weinstabl auf der Hand: "Absolut Rapid, keine Frage."

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.