Teamgoalie nach Krebsdiagnose & OP im oe24-Talk

Lindner startete mit Kinderwagen-Schieben wieder ins Training

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Nach seiner überstandenen Hodenkrebs-OP war Heinz Lindner zurück beim Team.

Als letzten Samstag bei der Übertragung aus Brüssel ein „GUTE BESSERUNG HEINZI!“-Transparent ins Bild kam, hatte es unserem rekonvaleszenten Teamgoalie die Gänsehaut aufgezogen: „Eine super Geste, danke an den Fanklub aus Bad Gleichenberg!“ Am Montag besuchte Lindner seine Kollegen und Teamchef Ralf Rangnick im Hotel und drückte danach im Happel-Stadion die Daumen. Auf dem Parkplatz das vollbepackte Auto. Nach einem fünftägigen Wien-Besuch mit Familie ging’s direkt zurück in die Schweiz: „In der Nacht schläft der Noah hoffentlich ...“ Der Kleine hatte den Papa in den vergangenen Wochen mehr als gewohnt, „nur tragen durfte ich ihn wegen der frischen Operationsnarbe anfangs noch nicht. Da hat mich meine Frau großartig unterstützt.“

Im oe24-Interview sprach der der 32-Jährige über die schwierige Zeit nach der Diagnose und seine neuen Ziele.

oe24: Heinz, warum haben Sie sich entschlossen, so offen mit Ihrer Krankheit umzugehen?
Heinz Lindner:
Nach der Diagnose habe ich mich mit meiner Familie beraten, wie ich damit umgehen soll. Es gab zwei gute Gründe, alles publik zu machen: Erstens wollte ich allgemeine Spekulationen über meinen Gesundheitszustand vermeiden. Ich hab mich grad von einem gebrochenen Daumen erholt. Da hätte es gleich geheißen: Warum kommt er nicht zur Nationalmannschaft, wenn das wieder gut ist?

oe24: Und der andere Grund?
Lindner: Das ist der viel wichtigere: Als Nationalspieler hat man eine Vorbildfunktion. Wenn man da an die Öffentlichkeit geht und damit auch nur einen bewegt, zur Kontrolle zu gehen, bzw. wenn man nur einem hilft, bei dem was entdeckt wird, dann hat es sich schon ausgezahlt. Nach meinem Posting haben sich Leute bei mir gemeldet und gesagt: Hey, wegen dir habe ich mich jetzt auch untersuchen lassen.

oe24: Haben Sie inzwischen wieder mit Sport begonnen?
Lindner: Wenn Kinderwagen-Hochschieben rauf zur Gloriette eine sportliche Betätigung ist, dann bin ich schon wieder dabei. Aber jetzt im Ernst: Ich hatte sechs Wochen Sportverbot. Und das geht sich mit dem Trainingsbeginn in Sion sehr gut aus.

oe24: Wie kann man sich den Trainingsstart nach so einer Operation vorstellen – als Tormann trainiert man ohnehin meistens individuell, oder?
Lindner: Ich werde alles mit unseren Physiotherapeuten abstimmen. Natürlich werde ich nicht von null auf 100 starten, das spezifische Torhütertraining funktioniert noch nicht. Ich muss so schnell wie möglich wieder fit werden. Nach der Operation durfte ich nichts über fünf Kilo heben, damit die Narbe verheilen konnte. Aber inzwischen ist die Wundheilung schon wieder so gut wie abgeschlossen.

oe24: Bis zum Meisterschaftsstart Ende Juli wollen Sie wieder einsatzbereit sein?
Lindner: Das ist absolut mein Ziel, ich werde alles daransetzen, dass ich bis dahin bereit bin.

oe24: So gesehen ist ein ruhigerer Start nach dem Abstieg vielleicht gar kein Nachteil ...
Lindner: Das würde ich nicht sagen – ich bin ja das Top-Level gewohnt. Und da ist die Situation zurzeit semioptimal. Fakt ist, dass mein Vertrag in Sion noch zwei Jahre läuft, und ich mich für den Saisonstart vorbereite. Sollte sich was tun (siehe rechts, d. Red.), bin ich natürlich flexibel.

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