Argentinien kassiert erste Pleite seit 36 Spielen

Sensation: Saudi Arabien schockt Messi und Co.

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Es ist die erste große Überraschung bei dieser WM. Saudi Arabien schlägt Mitfavoriten Argentinien sensationell mit 2:1.

Der krasse Außenseiter Saudi-Arabien hat am Dienstag in der Gruppe C der Fußball-WM in Katar für die erste Sensation gesorgt und Mitfavorit Argentinien mit 2:1 (0:1) besiegt. Ein Doppelschlag innerhalb von fünf Minuten nach der Pause versetzte den zuvor in 36 Spielen ungeschlagenen Südamerika-Meistern einen Schlag, von dem sich diese nie erholten. Ein Sturmlauf in der zweiten Halbzeit brachte der "Albiceleste" nichts mehr.

Dabei begann es für die Argentinier perfekt: Superstar Lionel Messi traf per Elfmeter in der zehnten Minute, nachdem Saud Abdulhamid bei einem Eckball der Argentinier Leandro Paredes niedergerungen hatte. Der VAR griff ein, Schiedsrichter Slavko Vinčić zeigte nach Betrachtung der Szene auf den Punkt. Messi verlud Tormann Mohammed Alowais und schob den Ball lässig links unten ins Tor. Es war sein siebentes Tor bei seiner fünften WM. Bei vier Endrunden hat er nun auch getroffen, nur 2010 blieb er ohne Torerfolg.

Es sollten drei weitere Treffer der Argentinier in der ersten Halbzeit folgen, denen aber allen die Anerkennung versagt blieb. Einmal Messi (22.) und zweimal Lautaro Martinez (27., 35.) waren zu früh gestartet. Beim ersten Abseitstreffer von Martinez musste aber erst der VAR eingreifen und nachweisen, dass der Stürmer von Inter Mailand mit der Schulter im Abseits stand. Insgesamt sieben Mal wurden die Argentinier allein in der ersten Halbzeit im Bemühen zurückgepfiffen, mit langen Pässen die arabische Abwehr auszuhebeln.

Saudis mit ihren wenigen Chancen eiskalt

Und Saudi-Arabien? Die weitgehend unbekannte Mannschaft stand eng, agierte giftig und hart mit der oft sehr hoch stehenden Viererkette, was sie anfällig für lange oder schnelle Pässe in die Tiefe machte. In der 17. Minute prüfte Elferverursacher Abdulhamid Emiliano Martinez aus spitzem Winkel erstmals, stellte den argentinischen Keeper aber nicht vor Probleme. Torchancen waren vor dem Halbzeitpfiff Mangelware. Anders nach der Pause: In der 48. Minute kam der schnelle Pass in die Spitze auf Saleh Alshehri, der Martinez von halblinks durch einen Schuss ins lange Eck bezwang.

Es sollte noch schlimmer für den hohen Favoriten kommen. Die Albiceleste war völlig von der Rolle, die Saudis kamen plötzlich auch gefährlich vor das Tor. 53. Minute: Salem Aldawsari ließ halblinks an der Strafraumgrenze mehrere argentinische Verteidiger aussteigen und traf sehenswert ins lange Kreuzeck. Martinez streckte sich vergeblich, war mit den Fingerspitzen noch am Ball, konnte ihn aber nicht mehr entscheidend ablenken. Saudi-Arabien hatte das Spiel gegen den hohen Favoriten gedreht.

Die Argentinier versuchten die ersten Minuten der zweiten Halbzeit zu vergessen und setzten zum Sturmlauf an. Messi kam aussichtsreich im Strafraum der Saudis an den Ball, wurde in der 57. Minute aber durch eine Grätsche von Altambakti am Torerfolg gehindert. In der 63. Minute brachte Nicolás Otamendi eine geklärte Ecke wieder zur Mitte, wo Nahuel Molinas Abschluss geblockt wurde. Der Ball sprang zu Nicolás Tagliafic, der aus nächster Nähe den Fuß hinhielt. Alowais hielt bravourös.

Außenseiter bringt Führung über die Zeit

Saudi-Arabien verteidigte leidenschaftlich, die Albiceleste setzte wütende Angriffe. In der 72. Minute bediente Messi Ángel di Maria, der an Alowais scheiterte. Zwei Minuten später eilte der überragende Schlussmann der "Grünen Falken" aus dem Tor und grätschte den Ball noch vor Di Maria weg. In der 84. Minute zog Di Maria von rechts eine Flanke auf Messis Kopf, der den Ball aber zu zentral auf das Tor von Alowais brachte. Der Tormann der Saudi-Araber sah in der 91. Minute Gelb, weil er sich über eine Attacke bei einer Flanke im Strafraum beschwert hatte.

Die Nachspielzeiten waren diesmal beinahe gemäßigt. Fünf Minuten waren es in der ersten Halbzeit, in der zweiten gab Vinčić den Argentiniern auch "nur" acht Minuten Zeit für die Aufholjagd. Weil sich der saudische Verteidiger Yasser Alshahrani im eigenen Strafraum bei einem Zusammenstoß mit seinem Goalkeeper verletzte und minutenlang liegen blieb, wurde noch einmal deutlich um insgesamt fast eine Viertelstunde überzogen.

Argentinien setzt die WM am Samstag gegen Mexiko fort, bevor es am Mittwoch gegen Polen geht. Dabei steht die Albiceleste bereits mit dem Rücken zur Wand. Saudi-Arabien hat am Samstag die Polen als Gegner und spielt am Mittwoch im Parallelspiel der Gruppe C gegen Mexiko.

Die Stimmen zum Spiel:

Lionel Messi (Argentinien-Stürmer/Torschütze zum 1:0): "Es gibt keine Entschuldigungen. Das ist eine Situation, in der wir uns schon lange nicht mehr befunden haben. Jetzt müssen wir zeigen, dass es sich um ein echtes Team handelt. Das ist ein harter Schlag für uns alle, denn wir haben nicht damit gerechnet, dass es so weit kommen würde. Alles geschieht aus einem bestimmten Grund. Wir müssen uns auf das vorbereiten, was auf uns zukommt. Wir wussten, dass Arabien eine Mannschaft mit guten Spielern ist, die den Ball gut bewegen und viel nach vorne spielen."

Lautaro Martinez (Argentinien-Stürmer): "Das tut sehr weh. Wir haben davon geträumt, die Weltmeisterschaft mit einem Sieg zu beginnen. Aber es ist passiert, und jetzt müssen wir trainieren und nach vorne schauen. Wir haben das Spiel wegen unserer eigenen Fehler verloren, die meisten davon in der zweiten Hälfte. Das sind die Details, die einen Unterschied ausmachen, und wir müssen diese Fehler korrigieren."

Lionel Scaloni (Argentinien-Trainer): "Wir wussten, wie Arabien spielt. Wir haben uns auf das Spiel vorbereitet, weil wir wussten, dass sie mit einer offensiven Verteidigung antreten würden. Das Abseits war millimetergenau. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns aufzuraffen und weiterzumachen. Mehr brauchen wir nicht zu analysieren. Heute ist ein trauriger Tag, aber wir müssen uns aufraffen und weitermachen. Vor dem Spiel galten wir als Favorit, aber bei einer Weltmeisterschaft kann so etwas passieren. Wir müssen an den Aspekten arbeiten, die nicht gut gelaufen sind."

Hervé Renard (Saudi-Arabien-Trainer): "Man darf nicht vergessen, dass Argentinien noch immer eine fantastische Mannschaft ist. Sie sind hierher gekommen, ohne in 36 Spielen einmal zu verlieren. Sie sind Südamerika-Meister, sie haben unglaubliche Spieler. Aber das ist Fußball, manchmal können komplett verrückte Sachen passieren."

Abdulelah Almalki (Saudi-Arabien-Mittelfeldspieler): "(Trainer) Renard hat uns heute zum Weinen gebracht mit seiner Ansprache vor dem Spiel und in der Halbzeit hat er uns angeheizt."

+++ Alles zum Spiel lesen Sie hier +++

Fußball-WM in Katar, Gruppe C (1. Runde):

Argentinien - Saudi-Arabien 1:2 (1:0)

Lusail, Lusail Stadium, 88.012 Zuschauer, SR Vinčić/SLO

Tore: 1:0 (10.) Messi (Elfmeter), 1:1 (48.) Alshehri, 1:2 (53.) Aldawsari

Argentinien: E. Martinez - Tagliafico (71. Acuna), Romero (59. Lisandro Martinez), Otamendi, Molina - Paredes (59. Fernandez), De Paul - Di Maria, Messi, Gomez (59. Alvarez) - Lautaro Martinez

Saudi-Arabien: Alowais - Albulayhi, Abdulhamid, Altambakti, Alshahrani (99. Alburayk) - Almalki, Aldawsari, Alshehri, Kanno - Albrikan (89. Asiri), Alfaraj (45.+3 Alabid/88. Alamri)

Gelbe Karten: Almalki, Albulayhi, Aldawsari, Abdulhamid, Alabid, Alowais

Die Besten: keine bzw. Alowais, Aldawsari, Altambakti
 

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