Am Tag nach seiner Demontage bei der Austria spricht Ex-Coach Georg Zellhofer über die vergangenen eineinhalb Jahre.
"Ich bin enttäuscht, dass ich die Saison nicht zu Ende arbeiten darf. Ich hätte es mir verdient und war zu 100 Prozent überzeugt, die Vorgabe, den UEFA-Cup-Startplatz zu sichern, zu erfüllen." Das sagte Georg Zellhofer, nachdem seine "Ehe" mit dem Fußball-Bundesligisten Austria Wien am Mittwochabend von den Vereinsspitzen des Fußball-Cupsiegers Austria Magna vorzeitig beendet worden war.
Austria-Granden reagierten
Präsident Wolfgang Katzian und Co.
reagierten in einer Krisensitzung, in der Dietmar Constantini als
interimistischer Nachfolger bis Sommer eingesetzt wurde, auf die Ankündigung
Zellhofers, seinen im Juni auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen.
Diese Aussage, die er am Sonntag nach der 0:1-Heimniederlage gegen Austria
Kärnten gemacht hatte, kommentierte der 47-jährige Coach so: "Das war aus
der Emotion, der Enttäuschung heraus, das darf nicht passieren."
Spieler sorgen sich um Zukunft
Zellhofer, der mit sofortiger
Wirkung beurlaubt worden ist und noch bis Saisonende Gehalt von den
Violetten bezieht, versicherte nochmals, dass sein Outing nicht der Grund
für die schwache Leistung (0:2) der Austria am Dienstag im Derby gegen Rapid
gewesen sein kann. Denn am Mittwochvormittag während der Analyse der Partie
habe es auch Rückmeldungen von Spieler gegeben, die sich über ihre Zukunft
sorgen machen. "Durch die Situation um den Stronach-Abgang, die Lizenzierung
und ihrer auslaufenden Verträger sind sie verunsichert."
Spieler anderen Teams angeboten?
Außerdem sollen die Manager
einiger Austria-Spieler ihre Schützlinge ob der offenen Perspektiven schon
anderen Vereinen angeboten haben. Dabei war vor drei Wochen, vor dem ersten
LASK-Spiel, als sich die im Herbst lange an der Tabellenspitze gelegene
Austria noch immer im Titelrennen befunden hatte, noch alles eitel Wonne,
waren die anstehenden Hausaufgaben noch im Hintergrund gestanden. "Da lagen
wir einander in der Kabine in den Armen, da hat alles gepasst, waren wir
nach den Siegen gegen Salzburg und Innsbruck punktegleich mit dem
Tabellenführer."
Auch Schiri-Leistungen spielten mit
Zur ungewissen Zukunft, zur
Verkrampfung, weil der Kopf nicht frei war, und dem Druck für die
Teamkandidaten gesellten sich im ungünstigen Augenblick auch noch die
unglücklichen, aber folgenschweren Entscheidungen der Schiedsrichter in den
Spielen gegen die Linzer dazu. Und so kam es, wie es im Fußball-Geschäft
immer wieder kommt. Nach nur drei Siegen aus den jüngsten 16 Liga-Spielen
musste der Trainer dran glauben. Zellhofer, der nach eigenen Angaben im
sportlichen und menschlichen Bereich keine Schwierigkeiten mit den Spielern
hatte und auch nicht den Faden zur Mannschaft verloren hatte, immer alles
diskutierte und analysierte, nimmt nicht im Bösen seinen Hut.
"Fühlte mich wie im falschen Film"
"In den
eineinhalb Jahren kann nicht alles schlecht gewesen sein - nur in den
letzten 14 Tagen fühlte ich mich wie im falschen Film", meinte er. Die
Positiva überwogen in der violetten Bilanz von Zellhofer, unter seiner Ära
sei viel investiert und geschaffen worden. "Wir sind im Vorjahr vom letzten
Platz weggekommen, haben den Cup gewonnen und uns damit für den UEFA-Cup
qualifiziert und dort die Gruppen-Phase erreicht, allerdings nicht die
gewünschte Resultate erzielt", resümierte Zellhofer.
Dazu bot der Feldherr, der einst aus dem Dorfverein SV Pasching in sechs Saisonen von der 2. OÖ-Landesliga bis in den Europacup einen Spitzenclub geformt hatte, nach der Umstrukturierung der Austria bis zu acht Österreicher in der Startelf auf. Was er jetzt macht? "Abstand gewinnen, drei Monate erholen, sich als Trainer weiterbilden. Aber ein neuer Job ist momentan kein Thema, da will ich nichts überstürzen", sagte Zellhofer zu seiner unmittelbaren Zukunft.