Wimbledon

Dach "schafft eigene Dramen"

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Erstmals kann man beim Rasenturnier heuer dem Regen ein Schnäppchen schlagen.

In Wimbledon bleibt trotz des neuen Dachs über dem Center Court alles beim Alten. "Wir spielen weiter Tennis auf Rasen, schreiben weiter weiße Kleidung vor, und Werbung wird es auf den Courts auch weiterhin nicht geben", sagt Ian Ritchie, der Chef des veranstaltenden All England Clubs. Tradition ist den Machern des wohl bedeutendsten der vier Grand-Slam-Turniere ein hohes Gut. Und das wird wieder gehegt und gepflegt, wenn es auf der weitläufigen Anlage im Südwesten Londons vom 22. Juni bis 5. Juli um die Nachfolge von Rafael Nadal (Spanien) und Venus Williams (USA) geht.

Legendäres Finale
"Alle Spieler sind gespannt darauf, wie es hier mit dem Dach weitergeht", sagte Roger Federer. Der Schweizer verlor vor einem Jahr seinen Titel an Nadal, der ein episches Fünfsatz-Rekordmatch über 4:48 Stunden bei schier unzumutbaren Verhältnissen in der Dämmerung verlor. Nachdem die Partie wegen Regens zunächst verschoben und dann zweimal unterbrochen werden musste, reichte das Licht kaum mehr aus, den Ball zu fixieren. Nach fünf Titeln in Serie schlich Federer erstmals in einem Wimbledon-Finale als Verlierer vom Platz.

Flutlicht
Ein solches Drama wird es in Wimbledon nicht mehr geben. Sollte ein Match nicht vor der Dunkelheit beendet sein, wird das Dach binnen zehn Minuten geschlossen, das Licht angeknipst und so lange weitergespielt, bis der Sieger feststeht. "Das Dach schafft seine eigenen Dramen. Das letzte Jahr ist nicht zu wiederholen", sagte Ritchie und erwartet: "Wir werden weiter sensationelles Tennis erleben."

(Noch) Keine Night-Sessions
Es soll sich nichts ändern in dem auf 15.000 Plätze erweiterten schmucken Stadion, sieht man einmal davon ab, dass auch bei Regen gespielt werden kann. "Es ist gut, diese Option zu haben", sagte Federer, "obwohl wir natürlich alle hoffen, dass es nicht regnet". Die in Melbourne und Flushing Meadows obligaten Night-Sessions lehnt Wimbledon noch ab. "Das planen wir nicht", sagte Ritchie, der auch klarstellte, dass am Spielplan nichts geändert wird.

Service für Tennisfans
Ändern wird sich zumindest etwas für jene Zuschauer, die für teures Geld Center-Court-Tickets ergattert haben. "Früher, wenn man z.B. aus den Vereinigten Staaten gekommen ist und man nur Tickets für einen oder zwei Tage hatte, hatte man immer im Hinterkopf, dass es vielleicht regnen könnte. Man hätte die ganze lange Reise antreten können, um nichts zu sehen", erinnerte sich Ritchie. Mehr als einmal habe er mit jenen Leuten mitgefühlt, die ihre vielleicht im ganzen Leben einmalige Chance, ein Wimbledonmatch auf dem Center Court zu erleben, wegen des Wetters verpasst hatten. Freilich freut sich auch das Fernsehen und die Millionen Fans vor den TV-Geräten, die bei Regen nun nicht mehr mit Archiv-Konserven gefüttert werden müssen.

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