Knalleffekt! Österreichs Dopingsünder Kohl bastelt an seiner Rückkehr.
Was wurde aus Bernhard Kohl? Österreichs berühmtester Dopingsünder pendelt zurzeit zwischen seinem Wohnort Klagenfurt und Wien hin und her. Zuletzt trat er für seinen Sponsor (ein Autohaus) bei einer Motorsport-Veranstaltung im Burgenland auf. Doch dazwischen schwingt er sich immer wieder aufs Rennrad und trainiert. Im ÖSTERREICH-Interview lässt er nun die Bombe platzen: Kohl denkt ernsthaft über ein Comeback im Radrennsport nach. Verhandlungen mit potenziellen Teams sollen schon in den nächsten Wochen über die Bühne gehen. „Ich schließe nichts aus“, verrät Kohl. „Wir schauen, wie es im Moment mit den Teams ausschaut, und überprüfen alle Möglichkeiten.“ Fest steht aber auch, dass seine Doping-Sperre erst im Sommer 2010 endet. Am 3. Juli, dem Start der Tour de France 2010.
Rückblende
Am 20. Juli 2008 versetzte Kohl ein ganzes Land
in kollektiven Freudentaumel, als er als erster Österreicher bei der
Frankreich-Rundfahrt die Spitze der Bergwertung übernahm. Fast eine halbe
Million begeisterter Österreicher saß während der 15. Etappe am Nachmittag
vor den TV-Schirmen – mitten unter der Woche. Mehr noch: Kohl gab das
gepunktete Bergtrikot bis zum Schlusstag auf der Pariser Champs-Élysées
nicht mehr ab und wurde im Gesamtklassement sensationeller Dritter. Die
Skination Österreich hatte plötzlich einen Radhelden. Obwohl es bald erste
Dopinggerüchte gab, stieg Kohl über Nacht in die absolute Topliga auf. Er
unterschrieb für 2009 einen millionenschweren Vertrag beim belgischen
Rennstall Silence-Lotto, der ihm in den folgenden drei Jahren kolportierte 3
Millionen Euro hätte bringen sollen.
Dopingalarm
Am 13. Oktober 2008 der Hammer: Frankreichs
Sportzeitung L’Equipe meldete, dass der Niederösterreicher ebenso wie sein
Gerolsteiner-Teamkollege Stefan Schumacher (GER) bei Nachkontrollen positiv
auf das Blutdopingmittel EPO-CERA getestet worden sei. Keine 24 Stunden
später bestätigte das auch die österreichische Anti-Doping-Agentur NADA. Und
am 15. Oktober folgte Kohls tränenreiches Geständnis („Ich habe Österreich,
den Radsport und die ganze Welt belogen.“). Am 24. November wurde er nach
einer Anhörung durch die NADA für zwei Jahre gesperrt, alle seine Ergebnisse
bei der Tour de France 2008 annulliert. Auch der Vertrag mit Silence-Lotto
wurde gekündigt.
Hintermänner
Kohl hatte im Vorfeld angekündigt, bei der
Anhörung über Hintermänner des Doping-Netzwerks zu plaudern. „Ich werde
komplett auspacken. Ich werde alles sagen, was ich weiß“, erklärte er. Was
er dann aber nicht machte – und viele enttäuschte. Grund: Anstatt Namen zu
nennen, wollte er sich ein Hintertürl für die mögliche Rückkehr in den
Radsport offenhalten.
Zukunft
ÖSTERREICH wollte wissen, wie sich der gelernte
Rauchfangkehrer zurzeit über Wasser hält, und fragte nach. Kohl:
„Rauchfangkehrer werde ich wohl nicht mehr werden. Da habe ich schon andere
Möglichkeiten.“