Thiem endlich wieder in Wien

Dominic Thiem

Falsche Schuhe schuld an US-Open-Out

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Thiem nach US Open in Deutschland und Israel.

Mit einem angeschlagenen rechten Knie ist Dominic Thiem nach seiner Achtelfinal-Aufgabe bei den US Open vergangene Woche nach Österreich zurückgekehrt. Doch ein MR-Termin hat Thiem und seinen Betreuern große Erleichterung gebracht. Und die Gewissheit, dass die durch eine nicht optimale Schuhabstimmung ausgelösten Blasen am Fuß der Auslöser für die Knieschmerzen waren.

Thiem hat seither zwar fast nicht Tennis gespielt, untätig war der mittlerweile 23-jährige Weltranglisten-Zehnte aber keinesfalls. Der Niederösterreicher flog am Tag nach seiner Rückkehr aus den USA zu seinem Schuh-Hersteller "adidas" nach Deutschland und einen Tag später zu seinem Einlagen-Fachmann sogar nach Israel, um sein Schuhwerk für die Zukunft zu optimieren.

Besuch beim Einlagenmeister
"Ich habe in Deutschland alles vermessen lassen und von denen einmal Einlagen und Schuhe bekommen. Am nächsten Tag bin ich gleich nach Israel zum nächsten Einlagenmeister geflogen", erzählte Thiem im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Ich habe dort relativ lange herumgetüftelt, habe alle Scans gemacht, die es gibt für die Schuhe, weil ein Schuh ist wie ein Schläger. Das muss halt wirklich hundertprozentig passen", erklärte Thiem, der in einem Vorort von Tel Aviv "eine gute Lösung gefunden" haben will.

"Damit solche Sachen wie in New York, was wirklich sehr, sehr bitter war, nicht mehr passieren in Zukunft." In New York habe er noch extrem starke Schmerzen im rechten Knie verspürt, davon ist nun keine Rede mehr. Das MR habe abgesehen von der Flüssigkeitsansammlung auch eine gute Botschaft gebracht. "Das Knie schaut für einen Spitzensportler sehr gut aus, haben sie mir gesagt. Das war eine super Nachricht."

Füße leiden beim Tennis
Blasen an den Füßen kommen freilich ununterbrochen im Tennis-Zirkus vor. Nicht zuletzt und gerade auf Hartplatz, wo sich in den letzten fünf bis zehn Jahren das "Sliden" - also Rutschen - durchgesetzt hat. "Man muss sich nur die Füße von Djokovic anschauen. Wie die ausschauen ist ein Wahnsinn. Und die pflegen ihre Füße, da ist jeder Physiotherapeut auch ein Fußpfleger", erklärte dazu auch Thiem-Coach Günter Bresnik. Hinzukommt, gerade in New York, die hohe Luftfeuchtigkeit. "Und wenn die so schwitzen, fängt alles zu schwimmen an. Da kannst nichts mehr machen. Dann ziehen sie zwei Paar Socken an, und wechseln die Socken ständig, aber das kannst nicht komplett vermeiden."

Vermeiden kann man aber, viel zu kurzfristig übergebene, neue Schuh-Modelle. "Für mich ist der Fehler gewesen, dass ich komplett neue Schuhe zwei Tage vor dem Turnier kriege. Nachdem die Firmen immer die Schuhe anlässlich eines Grand-Slam-Turniers präsentieren, sieht man sie vorher nicht. Das ist absurd. Die Schuhe, die du brauchst, kannst nicht eingehen, nicht einspielen, gar nichts."

Dies hat Bresnik nun für die Zukunft geändert und auch angeregt. "Dominic wird nächstes Jahr wahrscheinlich durchgehend das gleiche Modell spielen. Von mir aus in verschiedenen Farben, aber es gibt keine Adaptionen, dass da vorne ein bisserl verstärkt oder erhöht wird." Da kann dann ein halber Millimeter mehr oder weniger schon große Auswirkungen haben.

Aus kleiner Sache wird bitteres Out
Thiem möchte wegen so etwas nach Möglichkeit nie wieder aufgeben müssen. "Es war bei den US Open richtig bitter, dass aus so einer kleinen Sache eine Sache geworden ist, wo ich ein Match aufgeben habe müssen in einem Achtelfinale von einem Grand Slam. Das hat richtig wehgetan."

Nun geht also die Jagd auf das Masters der besten acht Spieler des Jahres in die heiße Phase, doch Thiem ist da sehr vorsichtig. "Ich schätze es realistisch ein. Ich stehe jetzt auf (Platz) sieben, fünf Punkte vor Nadal. Natürlich ist der Abstand groß zum Neunten oder Zehnten, aber Berdych spielt jetzt alles durch, habe ich gelesen. Also den in Schach zu halten, ist sehr schwer."

Thiem wiederholte seine Aussage, wonach eine Qualifikation für London "ein riesengroßer Bonus für eine Supersaison" wäre. "Wenn nicht, fahre ich halt früher in den Urlaub. Aber es ist auf jeden Fall ein Ziel, dass ich das irgendwann in meiner Karriere schaffe."

Energie ist da
Die Energiereserven sind jedenfalls für die letzten fünf Turniere in Metz, Peking, Shanghai, Wien und Paris da. "Ich habe jetzt in letzter Zeit nicht so viele Matches gespielt. Ich fühle mich bereit für die letzte Saisonphase." Und auf das Erste Bank Open in Wien, wo er in bisher sechs Auftritten noch nicht über das Viertelfinale hinausgekommen ist, freut sich Thiem. "Die Zuschauer, die Atmosphäre in Wien, speziell in der Halle, ist immer noch etwas anderes, das wird noch einmal extra Auftrieb geben."

Ob er sich ein Finale gegen Andy Murray wünscht? "Sollte ich es ins Finale schaffen, wünsche ich ihn mir nicht. Da wünsche ich mir einen leichteren Gegner", erklärte Thiem lachend. "Aber nein, das Finale ist so weit weg. Das ist schon fast wie ein 1000er-Turnier da, und ich muss von Runde zu Runde schauen."

Der Wiener Turnierboss Herwig Straka, der Thiem auch bei den US Open auf die Beine geschaut hat, konstatierte jedenfalls einen Reifeprozess bei Österreichs Top-Ten-Mann. "Für mich ist der große Unterschied nicht so die Spielweise, aber einfach die Persönlichkeit, die stark gereift ist im letzten Jahr. In der ganzen Körpersprache und der Psychologie, da ist enorm viel passiert."
 

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