Tennis

Henin tritt per sofort zurück

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Die Spatzen pfiffen es bereits von den Dächern, jetzt ist es offiziell: die Weltranglisten-Erste Justine Henin tritt zurück.

Die Weltranglisten-Erste Justine Henin hat mit nur 25 Jahren das Ende ihre Tennis-Karriere bekanntgegeben. "Ich will wieder mehr für meine Familie da sein", begründete die siebenfache Grand-Slam-Siegerin aus Belgien ihrer sofortigen Rücktritt bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Es ist das Ende eines wundervollen Abenteuers, aber es ich auch etwas, über das ich schon lange Zeit nachgedacht habe."

Henin beendete damit die Spekulationen um ihre sportliche Zukunft. Die Belgierin war in der vergangenen Woche bei den German Open in Berlin im Achtelfinale gescheitert und hatte über ein mögliches baldiges Karriereende gesprochen, nachdem das Jahr 2008 für sie enttäuschend verlaufen war. Bei den Australian Open scheiterte sie im Viertelfinale an der späteren Siegerin Maria Scharapowa aus Russland, in Miami kassierte sie ebenfalls in der Runde der letzten Acht eine 2:6,0:6-Niederlage gegen Serena Williams. Ihre Teilnahme am Turnier in Rom in dieser Woche hatte sie wegen Müdigkeit abgesagt.

Rücktritt am Höhepunkt
"Ich trete als Nummer eins zurück, das ist wichtig. Es ist immer schöner, am Höhepunkt der Karriere abzutreten", meinte Henin, mit deren Karriereende auch dem Generali Ladies in Linz der Topstar verloren geht. Einen Rücktritt vom Rücktritt schloss sie aus: "Wer mich kennt, weiß, dass das das definitive Ende ist." Nach Medienberichten aus Belgien brach ihr Trainer Carlos Rodriguez, der sie seit dem 14. Lebensjahr betreut hatte, während der Pressekonferenz in Tränen aus.

Henin gewann in ihrer Karriere 41 Einzeltitel und sieben Grand-Slam-Trophäen. 2003, 2005, 2006 und 2007 siegte die Wallonin bei den French Open, 2003 und 2007 bei den US Open und 2004 bei den Australian Open. Lediglich der Triumph in Wimbledon ("Ich habe nicht gefühlt, dass ich dort gewinnen hätte können") blieb ihr trotz des Finaleinzugs 2006 versagt. "Ich werde sicher bestimmte Dinge vermissen, aber seit Ende 2007 sehne ich mich nach einem neuen Leben", sagte Henin mit brüchiger Stimme und Tränen in den Augen.

"Das ist ein trauriger Tag für unseren Sport und für Millionen Fans auf der Welt", sagte der Chef der Spielerinnenorganisation WTA, Larry Scott, in einer ersten Reaktion. "Justine Henin wird als eine der größten Spielerinnen aller Zeiten in Erinnerung bleiben."

Mehr als 100 Wochen Nr.1 der Weltrangliste
Ein Jahr nach dem Rücktritt von Kim Clijsters verliert der belgische Sport damit eine weitere große Persönlichkeit. Die 1,67 Meter große Henin stand mehr als 100 Wochen an der Spitze der Weltrangliste und behauptete diese Position seit dem 19. März 2007. Doch immer wieder hatte die Sandplatz-Spezialistin mit der wohl besten Rückhand im Damen-Tennis auch mit Verletzungen und privaten Problemen zu kämpfen. Ihre Mutter starb, als sie 12 Jahre alt war. Anfang 2007 ließ sie sich von ihrem Ehemann Pierre-Yves Hardenne scheiden.

Jahrelang hatte sie keinen Kontakt zu ihrem Vater und ihren Geschwistern, erst bei ihrem vierten French-Open-Triumph im vergangenen Jahr saßen ihre beiden Brüder und ihre Schwester erstmals seit 1999 wieder auf der Tribüne. Zu dem Turnier in Paris hatte Justine Henin immer eine besondere Beziehung. Als Elfjährige hatte sie ihrer Mutter Francoise versprochen, auf dem roten Sand von Roland Garros auch einmal zu gewinnen. Sie schaffte es viermal - ein fünftes Mal wird es nicht geben.

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