Österreichischer Anti-Doping-Ausschuss sperrt den in Tirol lebenden deutschen Radprofi Jaksche bis 2. Juli 2008.
Der Anti-Doping-Ausschuss des Österreichischen Radsportverbandes (ÖRV) hat am Mittwoch in Wien im Fall Jörg Jaksche ein Urteil gefällt. Der 31-jährige Deutsche, der Ende Juni zugegeben hatte, sich seit 1997 gedopt zu haben, wurde rückwirkend für ein Jahr bis 2. Juli 2008 gesperrt. Das dreiköpfige Gremium mit dem vorsitzenden Juristen Gernot Schaar, Mediziner Thomas Balzer und Ex-Profi Gerhard Zadrobilek war deshalb für den Fall zuständig, weil Jaksche wegen seines Wohnsitzes in Tirol mit österreichischer Lizenz fährt.
Kronzeugen-Regelung
Bei Jaksche wurde - wie vom Athleten erhofft
- die im Code der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) vorgesehene
Kronzeugen-Regelung, die eine Halbierung des drohenden Strafmaßes von zwei
Jahren ermöglicht, angewandt. Jaksche hatte sich ein knappes Jahr nach
Auffliegen des spanischen Blutdopingskandals um den Mediziner Eufemiano
Fuentes geoutet (er gab u.a. zu, sich Eigenblut-Therapien unterzogen zu
haben) und erklärt, er wolle nun mithelfen, das Dopingproblem im Radsport zu
bekämpfen.
Aufreger-Interview
Geoutet hatte sich Jaksche in einem Interview
mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Laut Schaar hat Jaksche bei der
mehr als zweistündigen Anhörung in Wien die Details des Interviews im
Wesentlichen wiedergegeben, "nur noch detaillierter". Jaksche wurde unterm
Strich wegen des Gebrauchs von EPO und Wachstumshormonen sowie wegen
Blutdoping schuldig gesprochen.
Berufung fraglich
Gegen das Urteil kann Jaksche vor der
Unabhängigen Schiedskommission der österreichischen Bundes-Sportorganisation
sowie in letzter Instanz vor dem Obersten Sportgericht in Lausanne berufen.
Ob Jaksche, der zusätzlich noch einen Kostenersatz von 1.500 Euro zahlen
muss, Berufung einlegt, ist noch offen.
Die Angaben von Jaksche müssen nun vom Weltverband (UCI) bzw. der WADA aufgegriffen werden. Schaar hatte bereits vor dem Urteil verkündet, dass sich die Glaubwürdigkeit dieser Verbände in der Entscheidung über Einleitung allfälliger weiterer Verfahren zeigen würde. "Es ist die letzte Chance, den Sport zu retten, indem man versucht, den Sumpf auszumerzen", erklärte Schaar grundsätzlich, ohne auf den Fall Jaksche einzugehen.