Österreichs einziger Grand-Slam-Sieger im Einzel und ehemalige Nummer 1 der Tenniswelt im Interview zum 40er völlig entspannt.
Eine österreichische Sport-Legende wird 40: Thomas Muster beginnt am Dienstag (2. Oktober) sein fünftes Lebensjahrzehnt. Muster, der sich aus eigenen Geburtstagen eher wenig macht und viele über seinen Manager Herwig Straka herangetragene Interviewanfragen ablehnte, entspannte sich zuletzt auf seinem Boot in Cavtat bei Dubrovnik (Kroatien), ehe er diese Woche wieder auf der Seniors-Tour of Champions zum Schläger greift. Er spielt ab Donnerstag in Eindhoven.
Im Gespräch äußert sich der Steirer zu seiner zweiten Karriere, zum Davis Cup Österreich - USA 1990 und 2008, seine neue Brillen-Linie als Lizenzgeber in Zusammenarbeit mit "Titanic Optik", zum eben entstehenden "Musterland Steiermark" und auch zu seiner Beziehung zu seinem mittlerweile sechsjährigen Sohn Christian aus geschiedener Ehe, der in Australien lebt.
Das Interview
Sie feiern am Dienstag Ihren 40. Geburtstag.
Wobei feiern bei Ihnen vielleicht gar nicht so zutrifft oder gibt es diesmal
eine Ausnahme?
Thomas Muster: "Ich mache gar nichts. Ich habe nie
Geburtstag gefeiert, außerdem werde ich in Eindhoven sein."
Manche Leute werden zu diesem Anlass nachdenklich. Wie sieht das bei
Ihnen aus?
Muster: "Das fiele mir nicht ein. Und über das Leben
nachdenken tue ich sowieso immer."
Sie spielen selbst noch aktiv auf der Champions-Tour: Macht es noch Spaß
und gibt es ein zeitliches Limit?
Muster: "Ich mag das immer noch
sehr gerne. Es ist eine sehr gute Möglichkeit, um fit zu bleiben und man
trifft auch alte Kollegen. So lange es bei mir gesundheitlich geht, werde
ich sicher weiterspielen. Die Champions-Tour wird auch immer populärer, man
kann auch schon bei den Turnieren selektieren. Sampras spielt mittlerweile
schon in den USA und das Potenzial geht nie aus, weil immer wieder Stars aufhören."
Im Februar empfängt Österreichs Davis-Cup-Team die USA. Wie schätzen
Sie da die Chancen von Jürgen Melzer und Co. ein?
Muster: "Das
ist sicher eine gute Chance für das österreichische Team, gegen
einen attraktiven Gegner in Österreich ein Heimspiel zu haben. Gegen
die USA ist auf Sand sicher alles möglich, es hängt natürlich auch
davon ab, wer von den Amerikanern kommt."
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Wie stark sind denn die eigenen Erinnerungen an jenen legendären
Länderkampf im Wiener Praterstadion?
Muster: "Das war eine
andere Zeit. Es war damals auch das Halbfinale und es war ein richtiger
Davis-Cup-Hype da, alles war positiv. Heute ist ja leider nicht mehr der
Enthusiasmus da, dass man ein Stadion mit 20.000 füllen kann. Wenn die USA
mit einer starken Besetzung spielen, erwarte ich mir aber schon, dass auch
eine Menge Zuschauer kommen."
Was sagen Sie zum US-Open-Doppeltriumph von Julian Knowle?
Muster:
"Jetzt ist er Wimbledon-Finalist und US-Open-Champion. Das ist ja
bedauerlicherweise fast ein bisschen untergegangen. Man muss das erst einmal
gewinnen und der Julian ist ja früher schon von einigen abgeschrieben
worden. Das Doppel war im Davis Cup immer unsere Schwachstelle, mittlerweile
hat man halbwegs sicher einen Doppelpunkt und es könnten zwei Single-Siege
reichen. Allerdings haben die US-Amerikaner auch ein sehr gutes Doppel."
Wie beurteilen Sie die Zukunft von Österreichs größtem Talent Tamira
Paszek?
Muster: "Sie hat heuer eine sehr gute Talentprobe abgegeben
und arbeitet sehr professionell. Wir werden bald sehen, wo ihre ersten Limits
sind. Es wird sich im nächsten Jahr zeigen, wenn sie viel zu verteidigen
hat."
Wie laufen Ihre Geschäfte wie TOMS Fashion? Man hört ja auch von
einer neuen Brillen-Linie (auch unter dem Namen TOMS)?
Muster: "Wir
sind im Oktober auf der großen Brillenmesse in Paris und werden da mehr
als 120 Modelle vorstellen. Von der Modebrille bis zur Sportbrille ist da
alles dabei."
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Und wie sieht es mit der Realisierung des "Musterlandes" aus, das
ja nun in Leibnitz kommen soll?
Muster: "Derzeit wird die Halle
adaptiert, innerhalb der nächsten 24 Monate bis 2009 sollte alles
inklusive dem Internat fertig sein. Mir ist auch sehr wichtig, dass der
steirische Tennisverband in das neue Gebäude integriert wird. Dann wollen
wir eine tolle Leistungsgruppe haben und da werde ich mich sicher
einbringen. Wir wollen mit der Sanchez-Akademie in Spanien zusammenarbeiten
und ein Zehn-Jahres-Programm schaffen. Ich werde mehr im Managementbereich die
Fäden ziehen."
Werden Sie uns in Zukunft in irgendeiner neuen Funktion, sei es im ÖTV
oder auch als Touring-Coach überraschen?
Muster:
"Spielerbegleitung glaube ich nicht. 40 Wochen pro Jahr in der Welt
herumreisen, das habe ich hinter mir. Und politische Jobs waren sowieso nie
meines."
Sie halten sich ja nun wieder vermehrt in Australien auf: Haben Sie eine
regelmäßige Beziehung zu Ihrem Sohn aufbauen können?
Muster:
"Wir werden nie eine Vater-Sohn-Rolle entwickeln, wie wenn man sich
jeden Tag sieht. Ich bin im Winter drei Monate in Australien und in dieser
Zeit sehen wir uns recht oft. Wir haben eine Basis gefunden, die für uns
alle gut ist. Christian hat kein Problem damit. Auch Caroline (seine Grazer
Freundin-Anm.) und meine Ex-Frau haben kein Problem mit der Situation."