200 m Rücken

Rogan in Weltrekordzeit zum Weltmeistertitel

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Markus Rogan hats endlich geschafft. Er sicherte sich in Manchester seinen ersten Weltmeistertitel mit einem Fabelweltrekord.

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Markus Rogan hat am Sonntag bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Manchester seinen bisher größten sportlichen Meilenstein gesetzt. Mit dem auch von ihm nicht für möglich gehaltenen Sieg über 200 m Rücken holte er sich nicht nur den Weltrekord über diese Distanz zurück, sondern kürte sich damit zum ersten Weltmeister der österreichischen Schwimm-Geschichte. Damit hat er schon vor Olympia eines seiner größten Ziele erreicht.

Gratulieren Sie Markus Rogan zu seinem Triumph!

"Ich habe angeschlagen und gedacht, ich bin eh wieder Zweiter", meinte Rogan nach seinem Triumph selbst noch verblüfft. "Aber irgendetwas habe ich diesmal wohl anders gemacht." Mit dem Mut der Verzweiflung gegen den scheinbar übermächtigen US-Titelverteidiger und -Favoriten Ryan Lochte hatte Österreichs "Sportler des Jahres 2004" mit dem 24-Jährigen mitgehalten und ihn auf den letzten Metern in 1:47,84 Minuten noch um 7/100 distanziert.

Mit dem Gewinn der 75. Medaille in der OSV-Geschichte blieb Rogan um 2,02 Sekunden unter seinem am 13. Dezember im EM-Finale von Debrecen fixierten Europarekord, obwohl er wegen seiner vermeintlichen Chancenlosigkeit gegen Lochte bis Samstag sogar mit einem Startverzicht spekuliert hatte. Von seiner Chancenlosigkeit war er auch noch im Rennen überzeugt: "Ich habe geglaubt, dass Lochte irgendwann weggeht und nur darauf gewartet."

Doch das Kurzbahn-Ass aus den Vereinigten Staaten kam von Rogan einfach nicht weg. Bei Halbzeit des Rennens wies der OSV-Star mit exakt einer halben Sekunde den größten Rückstand auf, vor dem letzten Fünfziger war es in diesem für Österreichs Schwimmsport so historischen Rennen nur noch 1/10. Auf den letzten beiden Längen trieben sich die beiden Kontrahenten schließlich zu fantastischen Marken.

Rogan unterbot den am 9. April 2006 bei den Weltmeisterschaften in Shanghai von Lochte fixierten Weltrekord um 1,21 Sekunden - in diesen Tagen keine außergewöhnliche Verbesserung. Für Rogan freilich schon: "Ich habe mir gedacht, wenn ich gewinne, dann mit 1:49 hoch. Aber mit zwei Sekunden Bestzeit - das verstehe ich nicht." Der Wiener hatte sich in der Vorbereitung auf diese Titelkämpfe nicht einmal auf den 200-m-Bewerb konzentriert.

Die Entwicklung des Weltrekords über 200m Rücken der Herren

Februar 91

Toronto

Mark Tewksbury (CAN)

1:55,93

10.04.1991

Gainesville

Martin Lopez-Zubero (ESP)

1:52,51

18.11.1999

College Park

Lenny Krayzelburg (USA)

1:52,47

06.02.2000

Berlin

Lenny Krayzelburg (USA)

1:52,43

13.10.2000

Melbourne

Matt Welsh (AUS)

1:51,62

21.01.2001

Berlin

Gordan Kozulj (CRO)

1:51,62

07.04.2002

Moskau

Aaron Peirsol (USA)

1:51,17

27.03.2004

East Meadow

Aaron Peirsol (USA)

1:50,64

11.10.2004

Indianapolis

Aaron Peirsol (USA)

1:50,52

08.12.2005

Triest

Markus Rogan (AUT)

1:50,43

09.04.2006

Shanghai

Ryan Lochte (USA)

1:49,05

13.04.2008

Manchester

Markus Rogan (AUT)

1:47,84

Nur sein Trainer Claudio Rossetto hatte ihm den Sieg zugetraut und seinem Schützling letztlich auch zum Antreten bewogen. Knapp vor dem Rennen wurde Rogan auch von Teamkollegen Dinko Jukic Mut zugesprochen. "Markus hat ziemlich Schiss gehabt", erzählte der 19-Jährige. "Aber ich habe ihm gesagt, dass es nicht geht, dass ein Allrounder alles gewinnen kann." Der vielfältige Lochte trumpfte in Manchester auf diversen Lagen auf.

Mental-Training
Schließlich war es eben Rogan vorbehalten, Lochte einen Strich durch dessen Gold-Rechnung zu machen. Jukic: "Ein bisschen Mental-Training hat Markus schon gebraucht. Und das hat er auch bekommen." Und Dinkos Schwester Mirna hatte nach ihrem knapp eine Viertelstunde später bestrittenen Finale und Platz fünf über 200 m Brust nur einen Kommentar für die Leistung Rogans: "Markus war einfach ein Wahnsinn!"

Rogan war sich trotz allen Zuredens im Vorfeld seiner nicht sicher und hatte nicht gleich nach dem Anschlag mitbekommen, was er da vollbracht hatte. "Das ist ja fast ein Sieg aus Versehen. Ich habe fünf Mal hinschauen müssen, bis ich es realisiert habe." Als es so weit war, schlug er vor Freude mit der Hand ins Wasser, wie er es bei seinem ersten, bei den Europameisterschaften 2005 in Triest fixierten Weltrekord gemacht hatte.

Sprachloser Rogan
Irgendwie fehlten dem 25-Jährigen bei den Interviews im Vergleich zu sonst die Worte. "Dabei hasse ich es, wenn Sieger sonst bei Interviews nicht wissen, was sie sagen sollen. Und jetzt geht es mir genauso." Letztlich freute sich der Athlet von SVS Niederösterreich aber so sehr, dass er in der Mixed Zone alle anwesenden österreichischen Journalisten umarmte. Es ist Rogans 27. internationaler Medaillengewinn, der neunte in Gold.

Der Triple-Europameister betonte aber, nun nicht abheben zu wollen. "Ich werde mir nicht 'Weltmeister' auf die Visitenkarte schreiben. Ich bleibe Markus Rogan", meinte ebendieser schmunzelnd und hatte sofort wieder sein Ziel - Olympia - vor Augen. "Ich muss aufpassen, dass ich nicht die Demut und den Respekt verliere. Ich muss jetzt noch mehr fokussiert weiterarbeiten als ich es bisher gemacht habe."

Mirna Jukic belegt Rang 5
Schwimm-Europameisterin Mirna Jukic muss die Heimreise von den Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Manchester ohne Medaille antreten. Nach sechsten Plätzen über 50 und 100 m Brust wurde die 22-Jährige am Sonntag im Finale über 200 m Brust Fünfte. In 2:21,11 Minuten verfehlte sie ihren mehr als fünf Jahre alten österreichischen Rekord um 83/100 Sekunden. Der Sieg ging in starken 2:18,73 mit WM-Rekord an die Südafrikanerin Suzaan van Biljon.

Jukic verpasste die Bronzemedaille um 63/100 Sekunden, wobei ihr wie schon ihrem Bruder Dinko am Vormittag im Vorlauf über 200 m Delfin ein wenig die Kräfte fehlten, um ihr Potenzial abzurufen. "Ich bin gestorben, ich habe nicht mehr gekonnt", erklärte die Wienerin und machte dafür die lange, seit vier Wochen andauernde Wettkampfphase verantwortlich. "Es war ein bisschen hart. Die EM, die WM - irgendwann ist da jeder am Ende."

Wie bei ihrem Bruder war es so gesehen ungünstig, dass die jeweilige Spezial-Disziplin am Schlusstag der Titelkämpfe auf dem Programm stand. "Aber ich glaube, ich bin eine solide Zeit geschwommen. Mein Weg Richtung Olympia stimmt." Angesichts dessen, dass in der Vorbereitung kaum ein Gewicht auf die Kurzbahn gelegt wurde, schnitt die Studentin mit drei Final-Einzügen sehr stark ab. "Eigentlich war ich ja auch wegen der WM-Bewerbung hier."

Bezüglich Olympia sah es Jukic auch als wichtig an, dass sie sich auch auf Weltebene wieder verstärkt in Erinnerung gebracht hat, nachdem sie 2006 wegen Pfeiffer'schem Drüsenfieber ein halbes Jahr trainingsfrei bleiben hatte müssen. "Ich habe es endlich wieder geschafft, in die Weltspitze zu kommen." Nächster Fixpunkt für Österreichs "Sportlerin des Jahres 2002" ist vom 25. bis 27. April das Austria Meeting in der Wiener Stadthalle.

Dinko Jukic verpasste Finale
Schwimm-Vize-Europameister Dinko Jukic hat es nicht ins Finale über 200 m Delfin geschafft. Der 19-Jährige verpasste im Vorlauf in 1:55,73 Minuten seinen österreichischen Rekord um 3/10 Sekunden und erreichte damit Platz 13. Für den Einzug in den Endlauf war das um 1,25 Sekunden zu langsam. Jukic war über 200 m Lagen WM-Vierter sowie über 200 m Lagen -Fünfter geworden.

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Die Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Manchester sind am Sonntag mit weiteren 6 Weltrekorden zu Ende gegangen, damit gab es insgesamt 18 neue Weltbestleistungen bei den Titelkämpfen in England zu bejubeln. Neben Rogan schwamm auch der über 200m Rücken geschlagene US-Favorit Ryan Lochteeinen Weltrekord. Lochte hielt den Rücken-Rekord seit 9. April 2006 in Shanghai mit 1:49,05.

Aber auch Lochtes Lagen-Leistung am Sonntag war herausragend, denn nur knapp eine halbe Stunde nach der Niederlage über 200 m Rücken trat er zum Endlauf an und verbesserte seinen erst am Vortag im Semifinale fixierten Weltrekord um 1/10 auf 51,15 Sekunden. Es war der dritte Weltrekord sowie der vierte Titel des 24-Jährigen in Manchester, der seiner Medaillensammlung noch zwei Silberne hinzufügte und klar der erfolgreichste männliche Athlet der Weltmeisterschaften war.

Damen-Weltrekorde
Die weiteren drei Einzelrekorde am WM-Schlusstag gingen an die Damen. Den Reigen eröffnete die Kroatin Sanja Jovanovic über 50 m Rücken, in 26,37 Sekunden verbesserte die 21-Jährige ihre am 15. Dezember bei den Europameisterschaften in Debrecen aufgestellte bisherige Weltbestmarke um 13/100.

Die 23-jährige Australierin Felicity Galvez gewann über 100 m Delfin in 55,89 Sekunden, womit sie die bisherige Topmarke ihrer Landsfrau Lisbeth Lenton vom 27. August 2006 um 6/100 verbesserte. Galvez hatte auch im Delfinsprint mit Weltrekord gewonnen. Und schließlich drückte die Niederländerin Marleen Veldhuis über 50 m Kraul in 23,25 Sekunden ihren eigenen, am 17. November 2007 beim Weltcup in Berlin fixierten Weltrekord um 33/100.

Vier Titel für Veldhuis
Für die Niederländerin war es der vierte Titel in Manchester (zwei Einzel, zwei Staffel), sie hat damit wie Kirsty Coventry vier Goldmedaillen errungen. Die Schwimmerin aus Simbabwe, die in Manchester drei Weltrekorde fixierte, hat zudem eine Bronzene zu Buche stehen und mit ihren Leistungen ihrem Land im Alleingang Platz vier in der Nationenwertung beschert.

Den Rekord-Schlusspunkt setzte am Sonntag die russische Herren-Staffel über 4x100 m Lagen. Stanislaw Donez, Sergej Geybel, Jewgenij Korotischkin und Alexander Suchorukow fixierten 9/100 vor den USA eine Zeit von 3:24,29 Minuten. Die USA hatten die bisherige Topmarke mit 3:25,09 gehalten. Die Vereinigten Staaten sicherten sich mit zehn Mal Gold, sechs Mal Silber und ein Mal Bronze die Medaillenwertung. Austalien (8/9/2) und die Niederlande (4/4/1) landeten dahinter.

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