Snowboarder wollen "das Beste am Schluss" sein

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Das Beste kommt zum Schluss. Auf dieses Motto hoffen am Samstag nicht nur Österreichs Slalom-Herren in Whistler, sondern auch die ÖSV-Snowboardmänner in Cypress (19.00/21.15 Uhr MEZ). Weltmeister Benjamin Karl und Andreas Prommegger führen am vorletzten Tag der Vancouver-Spiele ein Quartett ins "Ländermatch" gegen die Kanadier, die im Weltcup die schärfsten Konkurrenten der Österreicher sind.

In Zahlen heißt das: Seit über zwei Jahren hat in 20 PGS-Weltcuprennen mit Mathieu Bozzetto nur ein einziges Mal ein Fahrer gewonnen, der nicht aus Österreich oder Kanada kam. Der Franzose ist neben dem faszinierenden US-Amerikaner Chris Klug (schaffte nach Lebertransplantation mit 37 Jahren die Rückkehr zu Olympia) auch einer von wenigen Läufern, denen man zutraut, am Cypress Mountain die austro-kanadische Phalanx zu sprengen.

Kanadas Dreier-Truppe wird angeführt vom unverwüstlichen Jasey Jay Anderson. "Der ist schon vor meiner Zeit gefahren und immer noch dabei", meinte der frühere Weltcupfahrer und nunmehrige ÖSV-Parallel-Chef Felix Stadler respektvoll über den 34-Jährigen aus Montreal, der als regierender und insgesamt vierfacher Weltmeister an den Start geht. "J.J". und seine Mitstreiter Michael Lambert und Mathew Morison gelten vor allem wegen des Heimvorteils als Favoriten. "Sie bereiten sich seit vier Jahren nur auf diesen Tag vor", ist Stadler bewusst.

Vor allem aber haben Anderson und Co. mittlerweile auch materialmäßig aufgeholt. Sie verwenden seit dieser Saison ebenfalls selbst entwickelte Versionen der Plattenbindungen, die den Snowboard-Parallel-Sport ähnlich revolutioniert haben wie seinerzeit den Alpinskisport. "Damit fährt man dank mehr Laufruhe um bis zu einer Sekunde schneller als zu meiner Zeit", so Stadler.

Karl hat schon seit zwei Saisonen den von einem Freund entwickelten Eigenbau auf sein SG-Board geschraubt. So lange fährt der 24-jährige "Flachmann" aus Niederösterreich nun auch schon konstant Spitzenplätze im Weltcup (7 Siege) heraus, kam in den jüngsten sieben Saisonrennen fünf Mal auf das Podest und trägt das gelbe Trikot des Weltcup-Führenden.

Vor einem Jahr holte er auch den WM-Titel im Slalom. Dort hatte er selbstbewusst sogar "Doppelgold" angekündigt. In Vancouver gab sich der Wilhelmsburger aber etwas zurückhaltender. "Weil Olympia etwas anderes ist. Aber Gold ist trotzdem mein Ziel."

Dem Niederösterreicher liegt freilich harter Untergrund viel besser als die befürchtete Weichschneepiste in Vancouver. "Es gibt Bedingungen, da bin ich unschlagbar. Die werden wir bei Olympia aber nicht haben. Es wird also eine harte Aufgabe", sagte Karl.

Gleiches gilt für Prommegger. Er und Karl standen in den letzten vier Weltcuprennen vor Olympia jeweils gemeinsam am Podest, die zwei letzten Rennen in Stoneham (Karl vor Prommegger) und Sudelfeld (Prommegger vor Karl) endeten sogar jeweils mit Doppelsiegen. Kein Wunder, "dass wir beide von Gold träumen", so der 29-jährige Salzburger. "Es wäre schön, wenn es bei Olympia auch klappen würde."

Dass die Alpinfahrer am Ende der Spiele die ÖSV-Medaillen-Vorgaben einlösen müssen, nachdem die Crosser leer ausgegangen waren, stört Prommegger nicht. "Snowboard ist in unserem skilastigen Land immer noch Randsportart. Es ist gut, dass man etwas von uns erwartet und wir die Chance bekommen, uns in den Mittelpunkt zu rücken."

Neben Rookie Ingemar Walder ("Wir reißen die Skifahrer raus") greift mit Sigi Grabner auch noch Österreichs "Snowboard Legende" als vierter ÖSV-Boarder in Cypress an. Der 35-jährige Kärntner kehrte allerdings nach einer zweimonatigen Verletzungspause erst kurz vor den Spielen aufs Board zurück und hatte auch im Training immer noch Schmerzen.

"Wenigstens kann ich frei drauflosfahren, habe nichts zu verlieren", sah der Routinier auch Gutes an der Situation. Der Weltcup-Gesamtsieger und Olympia-Dritte von Turin weiß, was seine Teamkollegen durchmachen. "Ich bin drei Mal als Favorit zu Olympia gefahren und es war schwer genug, wenigstens eine Medaille zu holen. Da muss an einem Tag alles zusammenpassen", so der fünffache ISF-Europameister. "Bei zehn Läufen kann wirklich viel passieren."

Vor allem auf der vermutlich nicht perfekten Piste auf dem außergewöhnlich gewundenen Kurs am Zypressenberg. Wer in einem der beiden Qualifikationsläufe, in dem das Starterfeld von 30 auf 16 reduziert wird, stürzt, ist bereits aus dem Olympiarennen. "Dafür ist der Finalwettkampf bei uns fairer, weil jeder jeden Lauf fahren muss", so Grabner.

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