NBA "größten Skandal der Ligageschichte" verwickelt. Betrügerischer Referee voll geständig.
Die nordamerikanische Basketball-Profiliga NBA steckt nach dem Wettskandal in einer tiefen Vertrauenskrise. Durch das Geständnis von Schiedsrichter Tim Donaghy, zwei Spiele unter seiner Leitung manipuliert und darauf gewettet zu haben, hat die glamouröse Eliteliga einen immensen Imageschaden erlitten - und die Protagonisten blicken besorgt in die Zukunft: "Ich habe nie gedacht, dass da draußen jemand versucht, zu betrügen. Das ist schlecht für die Sportart Basketball, aber wir sind Profis und müssen weitermachen", sagte Superstar LeBron James von den Cleveland Cavaliers.
"Konnte Spielergebnisse voraussagen"
Nach Wettaffären
in den drei anderen großen Profi-Ligen "Major League Baseball"
(MLB), "National Football League" (NFL) und "National Hockey
League" (NHL) hat es nun also erstmals auch die NBA erwischt. Vor dem
Gericht im New Yorker Stadtteil Brooklyn erinnerte vieles an den "Fall
Hoyzer" im deutschen Fußball. Mit zusammengefalteten Händen und
kerzengerader Haltung trug Donaghy mit stockender Stimme vor, wie er sich
mehrere zehntausend Dollar ergaunert hatte. Als "Büßerhemd"
trug er einen olivgrünen Anzug mit gelbem Shirt. "Ich war in der
einzigartigen Position, den Ausgang eines Spiel vorhersagen zu können",
gab Donaghy zu. Auch eine Partie der Dallas Mavericks gegen die Portland
Trailblazers soll betroffen sein.
Wettsüchtig
Vor vier Jahren soll der 40-Jährige, nach
eigenen Angaben in psychiatrischer Behandlung wegen Wettsucht, mit dem
Glücksspiel begonnen haben. Seit Dezember 2006 teilte Donaghy zudem
professionellen Wettern telefonisch mit, auf welches Teams sie setzen
sollen. Wenn er mit seinem Tipp richtig lag, bezahlten sie ihm pro Match bis
zu 5.000 Dollar (3.730 Euro). Auch zwei alte Schulkameraden soll der Referee
mit "vertraulichen Informationen" (NBA-Boss David Stern) versorgt
haben.
Teure Strafe
Nun kommen Donaghy seine kriminellen Machenschaften
teuer zu stehen. Der Referee muss mindestens 530.000 Dollar (395.375 Euro)
Strafe zahlen, zudem drohen ihm bis zu 25 Jahre Haft. Die Verhandlungen in
Sachen Donaghy sollen am 9. November fortgesetzt werden. Gegen eine Kaution
von 250.000 Dollar (186.498 Euro) kam er vorläufig frei. Die Ermittlungen
der US-Bundespolizei FBI laufen noch.
Medien entsetzt
Die US-Medien fällten nach Donaghys Geständnis
ein vernichtendes Urteil. Der Sportsender ESPN bezeichnete das "Schlamassel"
als "größten Skandal der Ligageschichte", für die
seriöse "New York Times" steht gar die "Integrität"
der NBA auf dem Spiel. Die "L.A. Times" brachte es auf den Punkt: "Die
Liga ist geschockt".
NBA beschwichtigt
Die Verantwortlichen der NBA bemühten sich
unterdessen, Donaghys Vergehen als "Fehlverhalten" eines
Einzeltäters darzustellen. "Wir bemerken, dass ein Schatten über
allen Referees liegt, aber wir werden uns dafür einsetzen, der
Öffentlichkeit zu zeigen, dass dies ein einzelnes Ereignis war",
kommentierte Schiedsrichter-Sprecher Lamell McMorris den Fall. Die
NBA-Offiziellen richteten sich nach den "höchsten Ebenen von
Ehrlichkeit, Integrität und Fairness".