Ivica Kostelic steht knapp vor dem Gesamtweltcup-Sieg.
Nach sechs Wochen Pause wartet auf die Abfahrter ein regelrechtes Mammutprogramm, entscheiden sie doch innerhalb von sechs Tagen drei Weltcup-Rennen in ihrer Disziplin. Der Schweizer Didier Cuche startet aus der Pole-Position und angesichts der Trainingsbestzeit am Donnerstag in Norwegen auch voller Tatendrang in den Kampf um die kleine Kristallkugel, um die sich noch fünf Athleten matchen, so auch der Salzburger Michael Walchhofer. Am Freitag und Samstag findet in Kvitfjell je eine Abfahrt statt, am Sonntag folgt ein Super-G, ehe es zum Finale auf die Lenzerheide weitergeht.
Walchhofer ist erster Verfolger
Nach sechs von neun Saison-Abfahrten hat Cuche 65 Punkte Vorsprung auf Walchhofer, 94 auf seinen Landsmann Silvan Zurbriggen, 100 auf Klaus Kröll und 178 auf Romed Baumann, der wohl nur noch theoretische Chancen hat. Im einzigen Training für Kvitfjell ließ Cuche keinen Zweifel aufkommen, dass er zum zweiten Mal in Folge und insgesamt vierten Mal die Abfahrt-Trophäe sein Eigen nennen möchte. Widerpart Walchhofer hofft zum Karriereende ebenfalls auf den vierten Coup nach 2005, 2006 und 2009. Cuche hat sich vor drei Wochen am Daumen operieren lassen, seitdem kein Rennen bestritten und sich stark zurückgemeldet. "Als erfahrener Athlet stecke ich so etwas eher weg als ein junger Fahrer", erklärte der 36-Jährige.
Walchi: "Absolut lösbar"
Im Training hatte der 35-jährige Walchhofer 1,76 Sekunden Rückstand auf Cuche, der sich vor Kröll (0,35) und dem Südtiroler Christof Innerhofer (0,65) durchgesetzt hatte. Der dreifache Familienvater aus Zauchensee wusste aber, wo er die Zeit liegen gelassen hatte. "Grundsätzlich ist es nicht so schlecht gegangen. Oben bin ich ein bisserl zu eng hingefahren, da hat es mich extrem runtergehauen und im Flachen bin ich dann danebengestanden. Das hat viel Zeit gekostet. Und vor dem Ziel habe ich noch bei einer Kurve zu lange gewartet", erläuterte Walchhofer, fügte aber hinzu: "Das müsste absolut lösbar sein für morgen. Auf jeden Fall ist noch sehr viel Zeit drinnen, es geht jetzt nur darum, das umzusetzen."
Walchhofer hat in seiner Karriere 13 Abfahrten gewonnen, davon aber keine in Kvitfjell, er wurde auf dem "Olympiabakken" aber 2009 zweimal Zweiter. In der bisher letzten Saison-Abfahrt am 29. Jänner in Chamonix siegte Cuche vor Dominik Paris (ITA), Kröll, Joachim Puchner und Walchhofer. Bei der WM in Garmisch-Partenkirchen waren die Medaillen am den Kanadier Erik Guay, Cuche und Christof Innerhofer (ITA) gegangen. Romed Baumann als Vierter und Michael Walchhofer als Siebenter hatten für die besten rot-weiß-roten Platzierungen gesorgt.
Kröll mit Trainingsfahrt zufrieden
Besonders wohl in den Kvitfjell-Abfahrten fühlt sich Kröll, der 2008 Dritter und Vierter, 2009 Sieger und 2010 Dritter geworden war. "Ich hoffe natürlich, dass ich diesen Lauf fortsetzen kann. Die Piste ist gut beinander. Es wird nicht leicht, man muss sehr sauber und fein fahren und darf sich nicht einen Fehler leisten. Aber ich sollte das drauf haben", meinte Kröll, der mit seiner Trainingsfahrt ganz zufrieden gewesen ist. "Die Abstimmung dürfte passen." Erfreut war auch Joachim Puchner, der die fünftschnellste Zeit markiert hatte: "Ich habe mich heute super gefühlt. Auf dieser Piste macht es natürlich sehr viel Spaß."
Kostelic kann den Sack zumachen
Nach dem vorzeitigen Saisonende von Georg Streitberger wegen eines bei seinem Sturz in der Weltcup-Abfahrt in Chamonix zugezogenen Schienbeinkopfes ist der Führende im Super-G nicht mehr am Start. 36 Punkte haben die mit 191 Zählern ex aequo dahinter liegenden Ivica Kostelic (CRO) und Cuche "aufzuholen", gut mit dabei sind u.a. auch noch Baumann (179), Carlo Janka (SUI/176), Walchhofer (169) und WM-SiIbermedaillengewinner Hannes Reichelt (157). Weltmeister Innerhofer hat 147 Punkte auf dem Konto.
Im Gesamtweltcup würde Kostelic am Sonntagnachmittag ein Plus von 400 Zählern benötigen, um auch auf dem Papier bereits als Gesamtweltcupsieger nach Lenzerheide zu reisen. Aktuell sind es 582 Zähler Vorsprung auf Cuche, 585 auf den Norweger Aksel Lund Svindal, 600 auf Zurbriggen, 633 auf Janka und 690 auf Baumann, der damit noch um das Gesamtweltcup-Stockerl rittert.
ÖSV-Teams für den Herren-Weltcup in Kvitfjell
Abfahrt (Freitag und Samstag jeweils ab 11.30 Uhr): Michael Walchhofer, Klaus Kröll, Romed Baumann, Joachim Puchner, Hannes Reichelt, Max Franz, Manuel Kramer, Markus Dürager, Johannes Kröll Super-G (Sonntag ab 11.00 Uhr): Michael Walchhofer, Klaus Kröll, Romed Baumann, Hannes Reichelt, Stephan Görgl, Joachim Puchner, Max Franz, Manuel Kramer, Markus Dürager, Johannes Kröll