'Versucht sparsam zu sein'

ÖSV-Stars reisen mit 20 Tonnen Gepäck nach Übersee

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Für Österreichs Alpin-Ski-Asse beginnt der Winter wieder im August.

Nach mehrwöchigen Konditionsblöcken und den ersten Schnee-Kursen auf europäischen Gletschern schickt der Skiverband im Laufe des Monats eine Hundertschaft und über 20 Tonnen Gepäck auf die Südhalbkugel. Bei den Trainings in Argentinien und Chile soll die Basis für Erfolge im kommenden Winter ohne Großereignis gelegt werden.

Über 50 Weltcup-Läuferinnen und -Läufer, vier Männer- und drei Frauen-Teams, machen sich auf die Flugreise. Drei zieht es nach Argentinien, vier nach Chile, gewechselt werden die Quartiere laut Verbandsangaben auch zwischendurch - eine riesige logistische Herausforderung für den ÖSV. Über die Kosten des Trips hält sich Alpinchef Herbert Mandl bedeckt. Schon vor einem Jahrzehnt kostete das Trainingslager eine dreiviertel Million Euro. Billiger als in den Vor-Coronajahren ist die Sache nicht geworden.

"Wir haben versucht, sparsam zu sein, weil die Kosten für das Cargo extrem hoch sind", sagte Mandl zur APA. "Früher haben die Abfahrer 10 bis 20 Paar Ski mitgehabt. Heute nehmen sie etwa die Hälfte mit." Alles in allem sei das Thema Fracht eine Abwägungssache. "Ein bisschen Material muss einfach mit, weil wir im Herbst bei uns die Gelegenheit zum Testen so nicht haben." Für die Weltcup-Athleten übernimmt der Verband alle Kosten. "Für B-Kader, Europacup- und Nachwuchsathleten gibt es einen Selbstbehalt: die Flugkosten", erklärte Mandl. 2.500 Euro seien hierfür mit Sicherheit zu berappen.

Kriechmayr & Co. müssen Kilometer sammeln

Der Stellenwert des Trainingscamps sei riesengroß. "Kilometersammeln ist in dieser Saisonphase unumgänglich, es machen alle anderen auch. Die 20 Schneetage braucht man einfach", betonte Mandl. Dementsprechend werden alle ÖSV-Stars die Südamerika-Vorbereitung für den wichtigen Sommer-Schliff nutzen - sofern der Körper mitspielt: Drei zuletzt Rekonvaleszente könnten fehlen. Bei Roland Leitinger seien noch entscheidende Tests ausständig, Max Franz (nach komplizierten Beinbrüchen) und Julian Schütter (nach Kreuzbandriss) werden anders als Katharina Gallhuber (Bänderrisse im Knie) zuhause bleiben.

Schütter der zuletzt als Klimaaktivist und seiner Initiative in Zusammenarbeit mit Greenpeace "Protect Our Winters" für Aufmerksamkeit sorgte, meldete sich via Twitter: "ok ganz unironisch: Ich werfe dem Team nichts vor. Ohne dieses Camp wären sie zu Saisonbeginn nicht konkurrenzfähig, solange es andere auch machen. Ich wäre selbst auch geflogen, wäre ich nicht verletzt." Auf Instagram legt der Steirer nach: "Ich hoffe meine Kollegen können gscheit trainieren. Und ihren Enkelkindern mal Skifahren beibringen." 

 

 

 

Bei Franz, der sich im November in Colorado den linken Unterschenkel sowie das rechte Sprunggelenk gebrochen hat, schließt Mandl ein Comeback im kommenden Winter aus. "Er macht kleine Schritte, aber es ist mühsam für ihn. Die Nervenverletzung im Fuß ist so gravierend gewesen, Skitraining auf Schnee ist so nicht denkbar." Beim bald 34-jährigen Kärntner gehe es darum, ihn auf dem Weg zurück zu "primärer Fitness" zu unterstützen.

Techniker reisen nach Argentinien

Die Abfahrtsgruppe II um Otmar Striedinger und Christian Walder ist bereits Richtung La Parva (Chile) abgereist. Die Topstars der WC1 um Vincent Kriechmayr folgen am Mittwoch, trainiert wird in El Colorado und Valle Nevado. Ein Teil der Techniker reist ebenfalls nach El Colorado, während die "WC4"-Trainingsgruppe von Mike Pircher und die Technikerinnen allesamt nach Ushuaia (ARG), der südlichsten Stadt der Erde - und Tor zur Antarktis - aufbricht. Marco Schwarz absolviert ein Sonderprogramm: Nach einer Woche mit den Abfahrern trainiert der Kärntner wie üblich mit den Technikern der WC3 um Manuel Feller in El Colorado.

Die Bedingungen in Ushuaia und Valle Nevado seien gut, so Mandl. Kopfzerbrechen bereiten ihm die Standorte El Colorado und La Parva, wo es zuletzt sehr warm gewesen sei. "Da hat es leider sehr viel Schnee weggenommen. Da müssen wir hoffen, dass noch etwas nachkommt." Es gebe sonst die Option, mit allen Speedfahrern nach Valle Nevado zu gehen. "Das ist nicht ganz so anspruchsvoll wie La Parva für die Abfahrer, aber durchaus ausreichend", sagte der Alpinchef.

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