Neo-Kitz-Sieger ließ sich selbst von einer Tragödie nicht unterkriegen.
Als er abschwang, reckte Thomas Dreßen die Arme gen Himmel. Ein ganz normaler Jubel. Ein Zeichen der Erleichterung, die Streif bezwungen zu haben. Eines der puren Freude, die gefährlichste Abfahrt der Welt gewonnen zu haben. Für den 24-jährigen Bayern hat der Blick gen Himmel jedoch eine tiefere Bedeutung!
Wir schreiben das Jahr 2005: In Sölden kommt es zu einem tragischen Unglück. Ein Hubschrauber verliert einen 750 Kilo schweren Betonkübel - über dem Skigebiet. Sechs Kinder und drei Erwachsene sterben in einer Gondel. Unter den Opfern: Dirk Dreßen. Der Ex-Biathlet war mit einer Schülergruppe zum Training in Österreich.
Thomas verlor nicht nur seinen Vater. Er verlor seinen Förderer. Von Kindesbeinen an arbeiteten sie gemeinsam für die Ski-Karriere. Dirk übersiedelte mit dem Sohnemann sogar nach Österreich, weil er dort bessere Ausbildungsmöglichkeiten sah. 2015 gelang der Sprung in den Weltcup. Thomas hat es geschafft - der Schicksalsschlag hat ihn gestärkt.
Der Vater fährt immer mit
"Im Vergleich dazu sind Rennen wie ein Kindergeburtstag", sagte er vor dem Kitz-Wochenende. Das Familien-Drama sei ein Teil seiner Geschichte. "Ich weiß aufgrund der Erlebnisse, wie schnell etwas passieren kann und dass man manches nicht in der Hand hat. Läuft es schlecht, denke ich nicht lange darüber nach, damit macht man sich kaputt."
Jene Pfeif-drauf-Mentalität hat ihm nun den ersten großen Triumph eingebracht. Als er im Ziel nach oben blickte, bedankte er sich auch bei seinem Vater, der immer mit ihm mitfährt. Zur Erinnerung trägt Thomas nämlich die "44" auf seinem Helm, für den vierten Buchstaben im Alphabet. DD sind die Initialen von Dirk Dreßen.