Braathen und McGrath gehen Super-G an

Norwegens Techniker tasten sich an Speed-Disziplinen

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Um den Gesamtweltcup zu gewinnen, brauche es drei Disziplinen. Damit hat Atle Lie McGrath recht deutlich gemacht, wo er in Zukunft hin will. Wie sein Teamkollege und Freund Lucas Braathen schielt er bereits im kommenden Weltcupwinter auf Super-G-Einsätze.

Es dürfte kein Zufall sein, dass dies auch mit der Rückkehr von Christian Mitter zum norwegischen Skiverband zu tun hat. Das teamintern Henrik Kristoffersen herausfordernde Duo ist voll des Lobes für den neuen Technik-Chef.

McGrath beendete den Gesamtweltcup als Zwölfter, stand im Slalom nach u.a. zwei Siegen in Flachau und Meribel als Dritter hinter Kristoffersen und Manuel Feller sowie vor Braathen in der Disziplinwertung auf dem Podest. Mitter, der bis 2019 Cheftrainer der norwegischen Männer rund um Aksel Lund Svindal, Kjetil Jansrud und Aleksander Aamodt Kilde war und danach ÖSV-Frauen-Rennsportleiter, kannte er von früher nicht, schwärmt nach wenigen Monaten Zusammenarbeit aber bereits. "Ich bin superhappy, er ist so ein lustiger Kerl und großartiger Coach", sagte der 22-Jährige zur APA - Austria Presse Agentur.

"Er hat ein gutes Auge, das nicht so viele Trainer haben, er versteht es, mit den Athleten zu reden. Nicht nur zu sagen, was zu tun ist, sondern es auch zusammen durchzuarbeiten. So weit ist alles gut", merkte McGrath weiters an. Der zwei Tage ältere Braathen, im Rennen um die große Kugel 2021/22 an der neunten Stelle zu finden und in der Riesentorlaufwertung als Vierter wie im Slalom knapp am Stockerl dran, spricht von einer "großartigen Vorbereitungszeit" mit dem neuen Trainer. In der auch das Thema Speed zur Sprache kam. Im ÖSV-Team verfolgt bekanntlich auch Marco Schwarz dieses Ziel.

Braathen sucht Erfahrungen im Speedbereich

"Ich werde im November in den USA Speed trainieren, es gibt ja Rennen in Beaver Creek mit Super-G und Abfahrt. Mal schauen, wie die Form ist, aber den Super-G will ich versuchen und mein Debüt geben. Und vielleicht wenn das Training gut verläuft auch die Abfahrt, aber das denke ich eher nicht", sagte McGrath. "Ich möchte im Speedbereich in diesem Jahr einen ersten Eindruck bekommen", hat sich auch Braathen vorgenommen. Damit gehe er also den gleichen Weg wie McGrath? "Er geht den gleichen Weg wie ich, definitiv", antwortet Braathen lachend.

Braathen - das Pinheiro im Namen stammt von der brasilianischen Mutter - und McGrath - der Vater ist ehemaliger US-Rennläufer - kennen sich, seit sie zehn Jahre alt sind. Da wechselte Braathen den Skiclub, um ein professionelleres Umfeld zu bekommen. McGrath erinnert sich, wie erwachsen er diese Einstellung fand. Sofort waren sie Konkurrenten und sogleich aber auch Freunde. Auch die Idole waren mit Ted Ligety, Felix Neureuther, Svindal und Jansrud die gleichen.

"Vom ersten Training an haben wir uns gepusht und viel Spaß gehabt. Wir sind echt gute Freunde, aber auch Konkurrenten. Die Balance zu halten ist schwierig, aber wir respektieren uns gegenseitig", sagte McGrath. Man habe es immer geschafft, Freunde zu bleiben, erklärte Braathen. "Und es ist das Ziel, die Freundschaft zu bewahren. Ich denke, das schaffen wir."

Gegenseitiges pushen

Als Braathen vor zwei Jahren den Sölden-Riesentorlauf gewann, bei dem sich McGrath nicht für den zweiten Durchgang qualifiziert hatte, verspürte Letzterer zwiespältige Gefühle. "Ich dachte mir, wow, Lucas war großartig, das war so cool und ich hatte so viel Spaß. Aber gleichzeitig war es ein großer Schlag ins Gesicht, weil ich wusste, das kann ich auch. Es war ein Push für mich, ich habe hart gearbeitet, und vier Rennen später kam ich in Alta Badia das erste Mal auf das Podest. Wir folgen einander, ich ihm und umgekehrt."

Das sei auch kein Zufall, man wolle sich gegenseitig helfen. Wenn der andere besser sei, tue das ein wenig weh, aber auf eine gute, positive Weise, versicherte McGrath. Auf negative Weise schmerzen die Stürze mit Knieverletzungen im Adelboden-Riesentorlauf im Jänner 2021 - auf diesen Paarlauf hätten die beiden freilich gern verzichtet, bedeutete es doch jeweils das Saisonende. McGrath. "Wenn man nicht mehr tun darf, was man liebt, schätzt man es danach umso mehr. Davor ging es nur um Ergebnisse, jetzt sehen wir mehr das Ganze. Es war hilfreich für uns."

McGrath erklärte, dass der Hauptfokus für die neue Saison auf dem Spaß am Skifahren liege. "Ich denke nicht, dass es realistisch ist, um eine Kugel zu kämpfen, ich will bescheiden bleiben." In Sölden lautet das Ziel die Final-Qualifikation. Braathen indes erinnert sich an "großartige Emotionen" bei seinem Premierensieg auf dem Rettenbachferner. "Hier war ich schnell. Ich bin glücklich, wieder eine Chance zu bekommen. Ehrlich gesagt bin ich nervös und unsicher, wo ich stehe, ich hoffe, das sind die anderen auch."
 

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