ÖSV-Superstar Marcel Hirscher hat sich heute im WM-Slalom die Krone aufgesetzt.
Mit fabelhaften Slalom-Fahrten hat Marcel Hirscher am Sonntag einen weiteren Eintrag in das Rekordbuch des Skisports geschafft. Wenige Wochen vor seinem 30. Geburtstag eroberte der Salzburger beim ÖSV-Triple-Sieg in Aare die siebente WM-Goldmedaille seiner Karriere und ist nun vor Toni Sailer der erfolgreichste Skirennläufer in der Geschichte bei FIS-Titelkämpfen.
Im RTL musste sich Hirscher mit Silber hinter Henrik Kristoffersen begnügen. Heute konnte er im Slalom den Spieß umdrehen und seinen Titel verteidigen. Damit holte der ÖSV-Superstar am letzten WM-Tag doch noch die erste Goldmedaille für Österreich!
Den Grundstein zum ersten Gold für das ÖSV-Aufgebot in Schweden - damit blieb die WM 1987 die bisher letzte ohne ÖSV-Sieg - legte Hirscher mit einer Traumfahrt im ersten Durchgang. "Das ist sicher ein Lauf, den ich mir noch oft in meinem Leben anschauen werde", sagte der Annaberger und ließ im Finale keinen Zweifel an seinem Erfolg aufkommen. Hirscher triumphierte 0,65 Sekunden vor Michael Matt und 0,76 vor dem 23-jährigen Marco Schwarz, der nach Team-Silber und Kombi-Bronze als Dritter sein drittes Edelmetall in Schweden eroberte.
Mannschaftlich extrem stark
Von einer starken Erkältung besser erholt als noch bei der Fahrt zu Silber im Riesentorlauf am Freitag, holte der Topfavorit Hirscher sein drittes Slalom-Gold nach 2013 in Schladming und 2017 in St. Moritz. Mit nun insgesamt sieben Gold- und vier Silbermedaillen überflügelte er den Tiroler Sailer (7-1-0). Doch dieser Rekord war für Hirscher selbst vorerst nebensächlich, wie er zugab.
"Dankbarkeit überwiegt, denn als ich hergekommen bin, war es nicht selbstverständlich, dass ich mitfahren kann. Danke an das ganze Team", sagte der Familienvater nach dem ersten WM-Dreifach-Sieg von Österreichern überhaupt. Bei Olympia 2006 waren ebenfalls drei Österreicher auf dem Slalom-Podest gestanden. Hirscher hob auch die Leistung seiner Teamkollegen hervor. "Cool, dass wir mannschaftlich so stark waren. Michi und Marco wären parat gewesen, wenn ich ausgefallen wäre." Für Manuel Feller und Christian Hirschbühl gab es die Ränge sechs bzw. elf. Österreich schloss die Titelkämpfe mit acht Medaillen ab (1-4-3).
Der Halbzeit-Zweite Alexis Pinturault, in den bisherigen Saisonslaloms zweimal Zweiter hinter Hirscher (Saalbach und Schladming), musste sich nach einem schweren Fehler im Finale mit dem vierten Platz begnügen (0,93 hinter Hirscher, 0,17 hinter Schwarz). Zuvor hatte sich der 27-Jährige Kombinations-Gold und RTL-Bronze gesichert.
Von den übrigen Saisonsiegern neben Hirscher (5 Slalom-Erfolge) kam der Franzose Clement Noel (FRA/1. in Wengen und Kitzbühel) nicht über den 7. Platz hinaus (1,09) und der Schweizer Daniel Yule (1. in Madonna) schied im ersten Durchgang aus. Riesentorlauf-Champion Henrik Kristoffersen wurde Achter (1,12).
In der WM-Geschichte war es das erste Mal, dass drei Läufer einer Nation in einem Slalom vorne waren. Von den jüngsten zehn WM-Slaloms bei den Herren gingen sieben an einen Österreicher. Drei Medaillen gab es im Slalom auch 2006 bei Olympia, als Benjamin Raich vor Reinfried Herbst und Rainer Schönfelder triumphierte.
"Skination Nummer eins"
"Man sieht, dass wir die Ski-Nation Nummer eins sind. Das war auch der Auftrag der Trainer gestern", gab Schwarz zu Protokoll. "Ende gut alles gut, hinter der Slowakei wäre ich nicht gern gewesen im Medaillenspiegel", erklärte Schröcksnadel im ORF-Interview. Mit einmal Gold, viermal Silber und dreimal Bronze beendete Österreich die WM auf dem alleinigen Platz vier im Medaillenspiegel.
Hirscher verteidigte seine überlegene Halbzeitführung souverän. 0,56 Sekunden war er nach dem ersten Teil vor dem Franzosen Alexis Pinturault gelegen. Die Plätze drei bis fünf besetzten in dieser Reihenfolge Schwarz, Matt und Feller. Im Finale erwischte Feller keinen guten Lauf, der Tiroler belegte schließlich den sechsten Platz. Matt griff an, Schwarz hörte oben, "dass Michi führt", und wollte es seinem Teamkollegen gleichtun. Letztlich blieb er 0,11 Sekunden hinter ihm.
Pinturault vergab seine Chancen mit einem Fehler nach der zweiten Zwischenzeit, er musste sich mit am Ende mit dem vierten Platz begnügen. Hirscher konnte es sich bei 1,35 Sekunden Vorsprung leisten, etwas Tempo rauszunehmen. "Im ersten Teil habe ich probiert, wirklich hart zu attackieren. Dann waren zwei Tore, wo es schlagig war, da habe ich gehofft, sicher drüber zu kommen", sagte Hirscher. "Dann nur mehr Attacke über die Ziellinie." Er gewann 0,65 Sekunden vor Matt und 0,76 vor Schwarz.
Feller haderte mit seiner Leistung. "Es hat definitiv nicht zusammengepasst. Ich bin mir oben fünfmal am Ski gestanden, schlussendlich muss ich froh sein, dass ich noch so ein Ergebnis fahre", meinte der Vize-Weltmeister von 2017. "Wenn es nicht sein will, dann will es nicht sein." Der Vorarlberger Christian Hirschbühl, der im Teambewerb als Ersatzfahrer nicht zum Einsatz gekommen war, belegte den elften Platz.