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Ski-WM, Herren-RTL

Schwarz rast sensationell zur Bronze-Medaille

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Marco Schwarz sorgt für die nächste Medaille für Österreich überraschenderweise im Riesentorlauf. Gold geht an Franzose Faivre - Pinturault scheidet im Finish aus.

Einen französischen Weltmeister hat der Herren-Riesentorlauf in Cortina gebracht. Gold ging aber nicht an den zur Halbzeit führenden Topfavoriten Alexis Pinturault, sondern an dessen Landsmann Mathieu Faivre, der von Platz vier noch zum Sieg fuhr. Luca de Aliprandini holte mit Silber die erste Herren-Medaille in Cortina für Italien. Marco Schwarz holte sensationell Bronze und damit die 300. WM-Medaille für den ÖSV. Der Kombi-Weltmeister war zur Halbzeit noch Sechster gewesen.
 
 
Schwarz rast sensationell zur Bronze-Medaille
© GEPA
× Schwarz rast sensationell zur Bronze-Medaille
 
Mit Schwarz eine Sekunde hinter Platz drei sowie Stefan Brennsteiner auf Rang sieben waren nach Lauf eins gleich zwei der im Riesentorlauf nur zu den Außenseitern zählenden ÖSV-Herren zumindest auf Schlagdistanz zu einer Medaille gewesen. Während der heftig attackierende Brennsteiner in der Entscheidung ausfiel, blieb Schwarz cool und carvte mit zweitbester Laufzeit noch zur Jubiläums-Medaille. Einen Tag nachdem Katharina Liensberger von Halbzeit-Rang vier noch zu Bronze und damit zur 299. WM-Medaille für Österreich gefahren war, schaffte auch Schwarz den Sprung auf das Podest.
 

Top-Favorit Pinturault im Finish ausgeschieden

Roland Leitinger war unter 100 Startern Halbzeit-Zwölfter und wurde am Ende Zehnter. "Im ersten ist es noch gut gegangen. Dann aber bin ich von einem Tor ins andere reingerutscht und habe mich nicht richtig rehabilitiert bis ins Flachstück. Ich bin's einfach nicht derfahren, muss ich zugeben", gestand der Vizeweltmeister von 2017. Manuel Feller hatte seine Hoffnungen mit einem Sturz schon im ersten Durchgang begraben müssen. "Ich habe versucht, den Starthang voll zu attackieren, weil dort jeder eine Klatsche kriegt", erklärte der Tiroler. "Da war ich dann ein bissl hinten nach, daraus wurde schlussendlich ein Linienproblem."
 
Pinturault, der die letzten drei Weltcup-Riesenslaloms vor der WM gewonnen hatte, legte im ersten Durchgang mit Startnummer 4 auf der anfangs stellenweise noch extrem eisigen Piste "Labirinti" und dem Kurs seines Trainers Fabien Munier einen Fabellauf hin. Die Strecke wurde später unter Sonneneinwirkung etwas griffiger, trotzdem unterbot niemand mehr die erste Laufzeit von Pinturault. De Aliprandini hielt im drittletzten WM-Rennen dank einer sehenswerten Vollrisiko-Fahrt die vorletzte Chance auf Italiens erste Herrenmedaille bei dieser Heim-WM aufrecht und exekutierte das dann auch.
 
Pinturault hingegen scheiterte in der Entscheidung schon nach wenigen Toren. Es wäre nach zwei Mal Bronze (2015 und 2019) das erste WM-Gold für den Franzosen im Riesentorlauf gewesen. Nun ist aber Faivre der vierte französischer RTL-Weltmeister und erste seit Jean Claude Killy 1968. Parallel-Champion Faivre ist nun auch Cortina-Doppelweltmeister.
 
 
Der Bewerb ging wegen Rückenproblemen ohne Ted Ligety in Szene, für den US-Mehrfachweltmeister hätte es das letzte Karriere-Rennen sein sollen. Der Norweger Henrik Kristoffersen war bei 2,32 Sekunden Rückstand auf Pinturault bereits nach Lauf eins ohne Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, der Norweger wurde am Ende Neunter und klagte erneut über sein Material. "Es kommt ja noch ein Rennen am Sonntag", hofft Kristoffersen auf den Slalom.
 
Die Schweiz hatte mit Loic Meillard einen Läufer zunächst aussichtsreich auf Platz fünf, aber mit dem Mitfavoriten Marco Odermatt (Startnummer 1) sowie Gino Caviezel und Justin Murisier die restlichen drei Läufer bereits im ersten Durchgang verloren. Meillard wurde am Ende Fünfter.
 
 
Wie eisig die Strecke war, sah man schon ganz am Beginn. Nachdem sogar ORF-Kamerafahrer Joachim Puchner gestürzt war, erwischte es gleich danach den mit Nummer 1 kommenden Odermatt. Insgesamt erreichten 60 Fahrer Lauf zwei, 38 kamen nicht ins Ziel. Nicht geschafft hat es auch der für Mexiko startende, 62-jährige Hubertus von Hohenlohe, der mit Nummer 99 fahrend nach wenigen Toren stürzte.
 

Stimmen zum Rennen:

Mathieu Faivre (FRA/Gold): "Mir geht so viel durch den Kopf, es ist schwierig zu verstehen, was passiert ist. Ich bin sehr stolz darauf, wie ich gefahren bin und mit welcher Einstellung ich reingegangen bin. Ich fühle mich auf den Skiern sehr wohl, das Wichtigste war zu kämpfen und daran zu glauben. Gold im Parallelrennen war kaum zu glauben, aber heute geht es mir ähnlich. Ich habe nicht gedacht, dass Alexis ausscheidet."
 
Luca de Aliprandini (ITA/Silber): "Unglaublich, ich hatte keinen Druck. Logisch, nach dem ersten Lauf haben alle angefangen zu fragen, was jetzt? Ich habe gesagt, ich probiere es. Im zweiten hat es mehr geschlagen. Ich bin so happy, ich war nie auf dem Podest, und das passiert heute mit der Silbermedaille, das ist unglaublich:"
 
Marco Schwarz (AUT/Bronze): "Ich habe brutal geschwitzt, das ist eine große Überraschung. Ich habe gezeigt, dass ich auch Riesentorlauf fahren kann. Bei der WM am Podest zu stehen, freut mich irrsinnig. Ich habe gewusst, Pintu braucht nur runterfahren, dann fährt er aufs Podest. Aber er wollt es auch gewinnen. Das Rennen ist immer erst im zweiten Durchgang aus. Den vierten Platz hätte ich auch gern genommen, aber natürlich ist mir Bronze um einiges lieber. Ich habe das Konzept, das ich im Kopf hatte, umgesetzt. Trainer Marko Pfeifer hat gesagt, klimpern muss es beim Heimfahren, das tut es jetzt schon. Ich kann im Slalom befreit drauflos fahren."
 
Roland Leitinger (AUT/10.): "Ich bin von einem ins andere Tor reingerutscht. Im ersten Durchgang war ich wie so oft zu inaktiv, im zweiten hätte ich es probiert, es hat mich nur runterbeutelt. Ich muss ehrlich sagen, ich habe es einfach nicht fahren können. Es war überraschend, dass der Starthang schon so unruhig ist."
 
Stefan Brennsteiner (AUT/Ausfall im zweiten Durchgang): "Ich habe nicht so richtig in den Lauf gefunden, habe zwei, drei Schläge hart aufgenommen."
 
Manuel Feller (AUT/Ausfall im ersten Durchgang): "Es war sehr schwierig, ich habe versucht, den Starthang voll zu attackieren, weil jeder eine Klatsche kriegt. Da war ich dann ein bissl hinten nach, daraus wurde schlussendlich ein Linienproblem und dann auch noch der Innenski."
 
Alexis Pinturault (FRA/Ausfall im Finale als Halbzeitführender): "Ich habe die richtige Linie genommen, dann war es ein bisschen unruhig. Dann hat es meine Schuhe erwischt. Es ist sicher nicht so schön, ich werde es weiter probieren. Es war für mich ein großes Ziel und ich war sehr gut, ich bin ein bisschen traurig heute. Im Slalom bin ich sicher ein Außenseiter."
 
Henrik Kristoffersen (NOR/9./entthronter Titelverteidiger): "Auf Eis funktioniert das Material und der Ski nicht. Ich habe da nichts, was ich im Moment beim Set up verändern hätte können."
 

Die Top-10 in der Übersicht:

Schwarz rast sensationell zur Bronze-Medaille
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