Auf der Rennstrecke wurde der Österreicher in drei Grand Prix Dritter und 1996 jüngster Le-Mans-Sieger aller Zeiten.
Er galt als der "Ingenieur" unter den Rennfahrern. Kaum einem Formel-1-Piloten wurde dermaßen viel technisches Verständnis nachgesagt wie dem kühlen, stets sachlichen Analytiker Alexander Wurz. Auf der Rennstrecke wurde der Österreicher in drei Grand Prix Dritter und 1996 jüngster Le-Mans-Sieger aller Zeiten. Nach elf Jahren Formel 1 kündigte Wurz am Montag mit 33 Jahren seinen Rücktritt aus der Königsklasse an.
Sport, speziell der Motorsport, war dem am 15. Februar 1974 in Waidhofen/Thaya geborenen Sohn des dreifachen Rallycross-Europameisters Franz Wurz praktisch in die Wiege gelegt worden. Seinen ersten großen Erfolg feierte der "Xandl" aber mit zwölf Jahren auf zwei Rädern als BMX-Weltmeister und Vize-Europameister, ehe er so richtig in den Motorsport umstieg. Über das Kart und diverse Formel-Klassen stieg Wurz immer weiter nach oben, wurde 1992 mit 18 Jahren zum jüngsten österreichischen Motorsportler des Jahres gewählt und avancierte 1996 zum jüngsten Le-Mans-Sieger überhaupt.
Das reichte als Referenz, um auch in der Formel 1 anzudocken. 1997 wurde er unter Flavio Briatore Test- und Ersatzfahrer bei Benetton und war damit der zwölfte Österreicher in der Königsklasse. Gleich im ersten Jahr sprang Wurz für den erkrankten Stammpiloten und Landsmann Gerhard Berger ein und feierte als 23-Jähriger in Kanada sein WM-Debüt. Schon im dritten Karriere-Rennen fuhr Wurz dann in England als Dritter erstmals auf das Podest.
Doch die ganz große Karriere fand dann doch nicht so statt, wie sie vielfach prognostiziert worden war. Bei Benetton wurde der baumlange Wurz bald Opfer der Team-Politik. Da hatte die Formel 1 aber längst das technische Talent des Niederösterreichers bemerkt. 2000 holte McLaren-Mercedes Wurz als Test- und Ersatzfahrer ins Weltmeister-Team.
Seinen einzigen Renneinsatz in dieser fünfjährigen und vor allem finanziell sehr lukrativen Silberpfeil-Ära, in der Wurz seine frühere Benetton-Pressebetreuerin Julia Horden geheiratet und mit ihr zwei Kinder bekommen hatte, beendete der längst in Monaco wohnenden Waldviertler 2005 als Dritter in Imola. Dort war der begeisterte Kletterer, Kitesurfer und Mountainbiker, der selbst ein MTB-Team besitzt, für den verletzten Juan Pablo Montoya gefahren.
Aber erst 2007, nach einem Wechsel und einem weiteren Jahr als Testfahrer bei Williams, gelang dem von vielen schon abgeschriebenen Wurz mit 32 Jahren doch noch das Comeback. Er wurde bei Williams vom Testfahrer zum Stammfahrer befördert, was ihm viel Respekt und 2006 die neuerliche Wahl zum österreichischen Motorsportler des Jahres einbrachte. Und er schlug sich abgesehen vom Qualifying auch gegen seinen hoch talentierten Teamkollegen Nico Rosberg gut. Wurz holte - erneut in Kanada - auch mit seinem dritten Team einen dritten Platz. Schon damals hieß es, der Österreicher hätte am liebsten sofort sein Karriereende verkündet.
Denn das Privatleben und Geschäfte abseits der Formel 1 hatten Wurz zu diesem Zeitpunkt längst in Beschlag genommen. Der langjährige Co-Direktor der F1-Fahrer-Vereinigung GPDA engagiert sich seit Jahren wie sein Vater beim ÖAMTC intensiv zum Thema Verkehrssicherheit und hielt zuletzt sogar Vorträge bei der UNO. Gattin Julia hat eine florierende Agentur in Monaco und zu Felix und Charlie gesellte sich Ende September 2007 Söhnchen Oscar, der dritte männliche Nachwuchs im Hause Wurz.
Wurz flog damals zurück zu seiner Familie nach Europa, obwohl zwischen den Rennen in Japan und China nur eine Woche lag. Es spielte angesichts des bevorstehenden Rücktritts offenbar keine große Rolle mehr. Vergangenen Sonntag beim Grand Prix in Shanghai belegte Wurz in seinem 69. Formel-1-Rennen Platz zwölf.