Facebook-Chef im Kreuzverhör

Zuckerbergs bisher schwerster Gang

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Abgeordnete und Senatoren des US-Kongress' versprechen eine äußerst harte Befragung.

Wie in der Vorwoche angekündigt, stellt sich  Mark Zuckerberg  im Facebook-Datenskandal am Dienstag und Mittwoch (10. und 11. April)  Fragen im US-Kongress . Zunächst ist er als Zeuge bei einer gemeinsamen Sitzung des Rechts- und des Handelsausschusses im Senat geladen (ab 20.15 Uhr MESZ am Dienstag). Am Mittwoch steht eine weitere Befragung im Ausschuss für Energie und Handel des US-Abgeordnetenhauses an (ab 16.00 MESZ).

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Der Gründer und Chef des sozialen Netzwerks kann sich auf harte Fragen einstellen: Mehrere Senatoren und Abgeordnete kündigten in den vergangenen Tagen bereits an, dass sie den Facebook-Chef in die Mangel nehmen wollen.

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Umfrage-App saugte Daten von Nutzern ab

Bei dem Datenskandal hatte der Entwickler einer Umfrage-App vor über vier Jahren Informationen von Nutzern unrechtmäßig an die Analyse-Firma Cambridge Analytica weitergereicht, die später unter anderem für das Wahlkampfteam von US-Präsident Donald Trump gearbeitet hatte. Dabei ging es nicht nur um die Daten der Umfrage-Teilnehmer, sondern auch um die ihrer Facebook-Freunde.

Nach Einschätzung von Facebook könnten die Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern weltweit betroffen sein - darunter potenziell von gut 70 Millionen Amerikaner. Cambridge Analytica selbst erklärte, man habe Informationen zu 30 Millionen Nutzern erhalten. Facebook wusste seit Ende 2015 von der unerlaubten Daten-Weitergabe - gab sich aber mit der Zusicherung zufrieden, dass sie vernichtet worden seien, und informierte die Nutzer nicht. Das wird erst jetzt nachgeholt.

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Zuckerberg räumt Fehler ein und verspricht Besserung

Zudem räumte Facebook vergangene Woche ein, dass es möglich war, massenhaft öffentlich zugängliche Informationen der Nutzer abzugreifen, wenn man über deren Telefonnummer oder E-Mail-Adresse verfügte. Damit hätten zum Beispiel Versender von Spam-Mails ihre Nachrichten punktgenauer auf einzelne Personen zuschneiden können.

Zuckerberg gibt sich bereits seit Tagen Mühe, die Situation zu entschärfen. In Blogeinträgen und einer einstündigen Telefonkonferenz mit Journalisten räumte er Fehler ein und versprach schärferen Datenschutz für die Zukunft. Zudem reduzierte Facebook bereits den Zugriff von App-Entwicklern auf Nutzerinformationen deutlich und ergriff Maßnahmen für mehr Transparenz bei Anzeigen mit politischen Themen und Wahlwerbung. Zugleich bekamen Nutzer mehr Möglichkeiten zum Schutz ihrer Privatsphäre gemäß der EU-Datenschutzgrundverordnung.

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Schicksalhafte Befragung

Für Facebook könnten Zuckerbergs Auftritte im Kongress schicksalhaft werden: Das Online-Netzwerk sieht sich der Bedrohung einer schärferen Regulierung ausgesetzt, die sein Geschäftsmodell beeinflussen könnte. Nach Informationen der "New York Times" und des "Wall Street Journal" wurde Zuckerberg zuletzt von einem Expertenteam auf die Befragungen vorbereitet. Dabei seien auch mögliche Entwicklungen der Anhörungen mit kontroversen Fragen durchgespielt worden, hieß es unter Berufung auf informierte Personen.

Bei den Anhörungen könnte neben dem Datenschutz-Skandal auch die russische Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 zur Sprache kommen. Unter anderem die in Russland ansässige Gruppe Internet Research Agency hatte in großem Stil versucht, über gefälschte Facebook-Profile soziale Spannungen in den USA zu verschärfen und Stimmung für den schließlich siegreichen Kandidaten Donald Trump zu machen.

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