Ständiges Schwitzen ist eine Belastung? Dann kann die Medizin helfen. Wie Botox & Co. wirken und welche Anti-Schwitz-Therapie die beste für Sie ist.
Transpirieren ist eigentlich ein genialer Schutzmechanismus unseres Körpers – eine lebenswichtige und wohltuende Funktion, um die Körpertemperatur konstant zu halten. Doch viele Menschen würden ihre „körpereigene Klimaanlage“ am liebsten einfach ausschalten. Der Grund: Sie schwitzen deutlich mehr, als für die Wärmeregulation nötig wäre.
Beim gesunden Menschen sorgt das Schwitzen dafür, dass die Körperkerntemperatur stabil bei etwa 37 Grad Celsius bleibt – ein Wert, bei dem alle wichtigen Stoffwechselprozesse optimal ablaufen können. Etwa 30.000 Temperaturfühler in der Lederhaut melden rund um die Uhr jede noch so kleine Temperaturabweichung an das Gehirn. Dort übernimmt der Hypothalamus die Rolle eines empfindlichen Temperaturreglers. Wird es dem Körper zu warm, sorgt er für die Ausschüttung bestimmter Hormone, die die Blutgefäße erweitern. So kann überschüssige Wärme über die Haut abgegeben werden. Reicht das nicht aus, aktiviert der Körper über vier Millionen Schweißdrüsen – man beginnt zu schwitzen. Durch das Verdunsten des Schweißes entsteht Verdunstungskälte, die den Körper abkühlt – ein genialer natürlicher Mechanismus.

System aus dem Gleichgewicht
Doch bei manchen Menschen gerät dieses ausgeklügelte System aus dem Gleichgewicht. Sie leiden unter einer krankhaft übermäßigen Schweißproduktion, die medizinisch als Hyperhidrose bezeichnet wird. Dabei sind die Schweißdrüsen weder vergrößert noch zahlreicher vorhanden – sie werden lediglich durch eine Fehlsteuerung im vegetativen Nervensystem überaktiv, wodurch die Schweißproduktion auf Hochtouren läuft. Die Folge: Handflächen, Fußsohlen, Achseln, Stirn und Kopf oder auch der Bauchbereich sind ständig schweißnass – dauerhaft oder plötzlich und ohne erkennbare Auslöser, also ohne körperliche Anstrengung oder hohe Temperaturen. Für die Betroffenen ist das oft mehr als nur unangenehm: Von Einschränkungen im Alltag (z. B. beim Händeschütteln oder Tragen von Kleidung) kann es zu Scham, Rückzug, sozialer Isolation, Unsicherheit und massivem Leidensdruck führen.
Was die Medizin tun kann
„Auch wenn Hyperhidrose aus medizinischer Sicht nicht gefährlich ist, beeinträchtigt sie die Lebensqualität vieler Betroffener stark“, erklärt Dozent Dr. Johannes Matiasek, Facharzt für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie. Wenn herkömmliche Maßnahmen wie Antitranspirantien (Anm.: spezielle Produkte, die die Schweißproduktion hemmen – im Gegensatz zu normalen Deodorants, die nur Gerüche überdecken) oder Veränderungen im Lebensstil – etwa durch angepasste Ernährung – keine Besserung bringen, stehen verschiedene medizinische Behandlungen zur Verfügung. Welche Therapieform sich je nach Schweregrad und betroffenen Körperarealen am besten eignet, verrät der Experte.
2 Methoden gegen starkes Schwitzen
1. Botox-Injektion
- Dauer: ca. 30 Minuten
- Ausfallzeit: keine
- Kosten: ab 600 Euro
- Die Wirkung setzt nach 7–14 Tagen ein.
Mit Botox können Schweißdrüsen beziehungsweise deren Muskulatur vorübergehend blockiert werden, sodass die Schweißproduktion vermindert wird. Die Wirkung hält einige Monate an. Das Botox wird mittels Spritze direkt in z. B. Achselhöhle oder Handfläche injiziert. Die Behandlung ist schmerzarm, da das Areal zuvor mit einer Salbe betäubt wird.
Gut zu wissen: Botulinumtoxin, kurz Botox, ist ein neurotoxisches Protein und ein Allrounder in der Schönheitsmedizin. Es wird häufig zur gezielten Faltenglättung eingesetzt, wirkt aber auch in zahlreichen anderen Bereichen, wo eine Muskelentspannung indiziert ist: etwa bei Bruxismus (unbewusstes Zähneknirschen) oder verspannungsbedingter Migräne. Die Wirkung hält drei bis sechs Monate an, danach wird das Präparat abgebaut, und die schweißhemmende Wirkung schwindet nach und nach.
2. Absaugung der Schweißdrüsen
- Dauer: 1 Stunde; Aufenthaltsdauer: ambulant
- Ausfallzeit: 2 Tage
- Kosten: ab 4.900 Euro
- Endgültiges Ergebnis: nach 4–6 Wochen
Um eine übermäßige Schweißproduktion dauerhaft in den Griff zu bekommen, ist eine Absaugung der Schweißdrüsen effektiver. Dieser Eingriff kann in örtlicher Betäubung oder in Vollnarkose erfolgen. Die Wirkung setzt erst nach etwa vier bis sechs Wochen ein – dafür ist sie in der Regel lang anhaltend.