Brustkrebs trifft immer öfter junge Frauen und eine neue Studie zeigt, wie ernst die Lage wirklich ist. Viele Tumore werden spät entdeckt, Screeningprogramme setzen zu spät an und die Zahlen steigen. Warum das so ist und was junge Frauen jetzt wissen sollten.
Brustkrebs galt lange als Erkrankung, die vor allem Frauen ab 50 betrifft. Doch inzwischen zeigt sich ein anderes, beunruhigendes Bild: Immer mehr junge Frauen erhalten die Diagnose, teilweise weit vor ihrem 40. Geburtstag. Und eine aktuelle US-Studie bringt nun neue Details ans Licht, die deutlich machen: Wir müssen umdenken.
Steigende Brustkrebszahlen unter jungen Frauen
Verschiedene internationale Auswertungen zeigen schon länger, dass die Kurve bei den unter 40-Jährigen nach oben zeigt. Weltweit nahm die Zahl der Diagnosen in den vergangenen drei Jahrzehnten deutlich zu. Die globalen Daten sprechen eine klare Sprache: Die Erkrankungsrate junger Frauen ist seit den 1990ern kontinuierlich gestiegen, teilweise sogar dramatisch.
Gleichzeitig steht man vor einem strukturellen Problem: Klassische Brustkrebs-Früherkennung setzt erst ab 40 oder 45 an. Frauen darunter? Kommen normalerweise gar nicht in Screening-Programme, obwohl gerade bei ihnen die Tumore oft aggressiver wachsen und schneller streuen.
Neue US-Studie zeigt alarmierende Trends
Ein Forschungsteam aus den USA hat jetzt genauer hingeschaut. Sie analysierten die Daten von sieben ambulanten Einrichtungen rund um New York. Ergebnis: knapp 1.800 Brustkrebsfälle wurden bei Frauen zwischen 18 und 49 Jahren in den letzten zehn Jahren diagnostiziert. Das heißt: jede fünfte Brustkrebsdiagnose betraf Frauen unter 50 - ein erstaunlich hoher Anteil.
Besonders auffällig:
- Durchschnittsalter bei Diagnose: 42,6 Jahre
- Über 80 Prozent der Tumore waren invasiv, also bereits dabei, sich über das ursprüngliche Gewebe hinaus auszubreiten
- Frauen unter 40 hatten überdurchschnittlich häufig besonders aggressive Tumorformen
Und noch etwas sticht heraus: Die Anzahl der Fälle blieb über die ganze Untersuchungszeit hinweg konstant hoch, obwohl in dieser Altersgruppe insgesamt weniger Vorsorgeuntersuchungen stattfinden. Mit anderen Worten: Diese Diagnosen sind kein Ausreißer. Sie sind ein Trend.
Radiologin Stamatia Destounis, die die Studie betreut hat, bringt es auf den Punkt: Frauen unter 40 sollten nicht automatisch als „niedriges Risiko“ eingestuft werden. Stattdessen brauche es deutlich frühere Risikoeinschätzungen - zum Beispiel für Frauen mit familiärer Belastung, bestimmten Genmutationen oder aus Gruppen mit erhöhtem Risiko.
Warum steigt Brustkrebs bei jungen Frauen überhaupt?
Die große Frage, die viele beschäftigt: Was steckt dahinter? Die ehrliche Antwort lautet: Man weiß es nicht eindeutig. Aber Expert:innen haben einige plausible Verdächtige im Blick.
1. Lebensstil und Umwelt
Untersuchungen zeigen, dass bestimmte Faktoren ein frühes Erkrankungsrisiko beeinflussen können, wenn auch nicht im riesigen Ausmaß:
- Alkohol
- Rauchen
- Bewegungsmangel
- Ungesunde Ernährung
- Stoffwechselstörungen
All das kann das Brustkrebsrisiko erhöhen, erklärt aber nur einen Teil des Anstiegs.
2. Hormonelle Einflüsse
Deutlich stärker unter Verdacht stehen Veränderungen im hormonellen Lebensverlauf junger Frauen:
- frühere erste Regelblutung
- späteres Kinderkriegen
- insgesamt weniger Schwangerschaften
- kürzere Stillzeiten
Dadurch verlängert sich die Zeit, in der Östrogen und Progesteron auf das Brustgewebe einwirken und genau diese „Hormonjahre“ stehen mit einem erhöhten Risiko für bestimmte Brustkrebsformen in Zusammenhang.
Und was bedeutet das jetzt für junge Frauen?
Viele Fachleute sind sich einig: Frauen unter 40 sollten besser informiert und individuell eingeschätzt werden, statt davon auszugehen, dass sie per se nicht gefährdet sind. Ein paar Punkte gelten dabei als besonders wichtig:
- Auf Veränderungen achten: Knoten, Ziehen, Veränderungen der Haut - früh ernst nehmen.
- Familiengeschichte kennen: Brust- und Eierstockkrebs in der Familie? Dann lohnt sich ein Gespräch über Früherkennung oft deutlich früher.
- Risikofaktoren besprechen: Hausärzt:innen und Gynäkolog:innen können einschätzen, ob zusätzliche Checks sinnvoll sind.
Denn eines zeigt die neue Studie sehr klar: Das Problem wird nicht einfach verschwinden. Aber je früher Erkrankungen erkannt werden, desto besser stehen die Chancen.