Schlossspiele Kobersdorf

Heiße Dame verzaubert im kühlen Maxim

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Starke Schauspieler begeisterten im viel zu langatmigem Stück.

Mit einer "heißen Dame" im wetterbedingt "kühlen Maxim" feierte Wolfgang Böck am am 2. Juli seine zehnte Premiere als Intendant der Schlossspiele Kobersdorf. Ein klarer Himmel und warme Temperaturen versprachen zunächst einen lauen Abend unter freiem Himmel mit - wie in Kobersdorf erwartet - kurzweiligem Sommertheater. Doch (leider) weit gefehlt: Im ersten Teil wurden die Premierengäste zwar mit Charme und Esprit zum Lachen verführt, beides vergaß man dann aber offenbar im Pausengetümmel und auch im nicht enden wollenden zweiten Teil. Georges Feydeaus Stück "Die Dame vom Maxim" und Patrick Guinands Inszenierung waren definitiv zu seicht, um den starken Schauspielern gerecht zu werden.

"Aberwitzige Komödie" verzauberte Publikum

  Eine "aberwitzige Komödie", die "irgendwie verrückt" ist, versprach Böck in seiner Begrüßungsrede. Diese Komödie war zwar stellenweise wirklich witzig, was in Kobersdorf am Dienstagabend jedoch überwog, war das "aber". Denn eigentlich hatte alles so perfekt begonnen: Ein strahlend blauer Himmel und ein spritziges Stück von der ersten Minute an auf einer nicht überladenen Bühne. Die Komödie beginnt im Schlafzimmer des verheirateten Dr. Petypon, der am Vorabend eigentlich nur auf ein schnelles Bier gehen wollte, allerdings am nächsten Morgen feststellen muss, dass es nicht wie von Kollege Dr. Mongicourt "fünf Minuten" waren, sondern die Nacht offenbar regelrecht ausartete. Während der eine Doktor den anderen ob seines unfassbar starken Katers "behandelt", taucht nicht nur langsam die Erinnerung,

Verwechslungskomödie mit Niveau
Von da an wird jeder mit jedem und jede mit jeder verwechselt und das Spiel nimmt seinen Lauf, bis es irgendwann natürlich zur Aufklärung kommt und schließlich der (imaginäre) Vorhang fällt und das Stück zu Ende ist. Schauspielerisch gab es an diesem Abend zu Recht Beifallsstürme für die entzückende und sich sehr reizvoll räkelnde und spielende Julia Cencig (Die Crevette alias das leichte Mädel), die sich nicht nur ihrer Rolle entsprechend auch sängerisch und tänzerisch von ihrer Schokoladenseite zeigte, sondern vor allem, weil sie dem Publikum die zig Charakterzüge der Crevette präsentierte, als wären es ihre eigenen.

Intendant auch auf der Bühne
Weiters glänzte auch Böck (Petypons Onkel) selbst einmal mehr: Der Intendant erinnerte als General zu Beginn an Sissis Schwiegervater aus der dreiteiligen Filmreihe - ja, der mit "Na, Bravo". Da gab es etwa auch diese gesundheitliche Parallele: Der eine hört schlecht, der andere hat ein steifes Bein. Wer mit dem steifen Bein auch Cancan tanzen kann und diesen lüsternen Onkel - "ein Onkel ist kein Mann" - mit so viel Witz und Ironie darstellen kann, verdient sich einen Sonderapplaus. Während sowohl die Crevette als auch der General mit viel Text und Spielzeit gesegnet waren, spielte sich einer in zwei Rollen aber auch nur durch Mimik und Gestik hervor, nämlich Walter Ludwig. Als Diener Etienne und Diener Emile brachte er regelrecht Slapstick auf die Bühne und in die französische Bussi-Bussi-Gesellschaft. Für Ludwig gab es sogar für den Umbau Applaus.

Pariser Charme  
Dass man in Frankreich ist, wusste man aufgrund der Währung - die Crevette wollte man mit Franc bezahlen - sowie aufgrund der Namen und weil man vielleicht vorher noch im Programmheft geblättert hatte. Den Pariser Charme, das französische Flair brachten aber weder Guinand - mit Cancan-Klängen allein ist es noch nicht getan - noch Bühnenbildner Erich Uiberlacker in den malerischen Kobersdorfer Schlosshof. Schön, dass Uiberlacker naturgemäß ein dezentes Bühnenbild lieferte, aber etwas mehr Pariser Verruchtheit hätte dem bereits höchst geladenen Stück nicht weiter geschadet, sondern eben das Aberwitzige noch weiter hervorgehoben. Guinand hat bei seiner Inszenierung der "Dame vom Maxim" bestimmt vieles richtig gemacht, denn nicht umsonst lachte das Publikum zeitweise fast ununterbrochen. Hätte er jedoch Mut bewiesen und das Stück im zweiten Teil frech und rigoros gestrafft, wäre erstens die Handlung dennoch herausgekommen und zweitens das Publikum nicht unterkühlt - es ist halt wirklich kalt, auch in Sommernächten - und mit einem Dämpfer nach einem so lustvollen Start ins Auto gestiegen.

(Von Kathrin Spaltl/APA)

Info
Schlossspiele Kobersdorf: Georges Feydeau: "Die Dame vom Maxim", Deutsch von Hans Weigel; Regie: Patrick Guinand. Weitere Vorstellungen: 4. bis 28. Juli (Donnerstag bis Sonntag), jeweils um 20.30 Uhr. Infos und Tickets unter www.schlossspiele.com/index.php/kartenservice.html.

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